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Wut der Kunden wächst, weil Gaspreis erst im April sinkt

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DEW-Chef Helmut Engelhardt hat eine Senkung des Gaspreises für 1. Januar kategorisch ausgeschlossen und erst für 1. April in Aussicht gestellt.

Das bringt zahlreiche Verbraucher in Rage, die fordern, dass der Preis nicht erst nach der Heizperiode gesenkt werden dürfe. Jetzt, da der Ölpreis drastisch eingebrochen sei.Das Diskussionsforum von DEW wurde geschlossen. "Es ist doch immer das Gleiche", behaupten Kunden am WR-Telefon, die sich über das Versorgungsunternehmen ärgern. "Zum Winter werden die Preise angehoben. Und im Frühjahr, wenn keiner mehr Gas braucht, fallen die Preise wieder. Und DEW macht den Reibach." Erst im Herbst war Gas um 28 Prozent teurer geworden. Eine Flut von Protestschreiben an den Versorger war die Folge.

DEW-Sprecherin Gabi Dobovisek weist darauf hin, dass sich das Unternehmen stets an die Preisbindung zwischen Öl und Erdgas gehalten habe - allerdings mit einer sechsmonatigen Verzögerung.

Das ist es, was den Verbrauchern jetzt nicht gefällt. Der Ölpreis ist nämlich derart deutlich in die Knie gegangen, dass Erdgas heute vergleichsweise überteuert da-steht. "Öl ist von 147 Dollar pro Fass im Sommer bis auf aktuell 57 Dollar abgesackt", hält ein wütender Kunde dem Versorger vor.

Doch dort versucht man zu erklären, dass der Gaspreis diese Spitzen - sei es nach oben oder unten - nie mitgemacht hat. "Dauerhafte Veränderungen werden an die Verbraucher gleichermaßen weitergegeben", erklärt DEW.

Dadurch, dass der Erdgaspreis dem Ölpreis mit Verzögerung folgt, können kurzfristige Schwankungen vermieden und die Entwicklung geglättet werden, so die Sprecherin.

"Dass DEW21 in den vergangenen Jahren beim Erdgaspreis nicht mehr als die Bezugskosten weitergegeben hat, bescheinigten unserem Unternehmen bereits mehrfach unabhängige Wirtschaftsprüfer in Zertifikaten", so Dobovisek.

Preissenkungen habe es sehr wohl vor Beginn der Heizperiode, nämlich im September 2001, im Winter während der Heizperiode im Dezember 2006 gegeben.

Jetzt sei kein Spiel für Senkungen. "Noch im Juli 2008 erreichte der Ölpreis einen neuen Höchststand", so DEW. "Wir verstehen die Ungeduld der Kunden, die auf sinkende Kosten für die Haushalte warten." Dennoch werde dies erst im April der Fall sein können.

Mehr Transparenz

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Und da Energie immer mehr Geld kostet, hat die aufs gute Image bedachte DEW21 immer weniger Freunde. Stattdessen wird der Versorger von den Kunden angefeindet, die eine zeitnahe Preissenkung fordern.

Drei Versorger in Deutschland machen es vor, dass eine Preissenkung bereits zum 1. Januar funktioniert. Warum nicht in Dortmund? Weil es eine Preisbindung zum Heizöl mit einer sechsmonatigen Zeitverzögerung gibt, so die Erklärung des Unternehmens. Transparenz sieht anders aus. Und da nutzt auch kein Verweis auf einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer, der DEW ein Ausnutzen der Preisbindung nicht nachsagt. Der Kunde will mehr.

Ganz abgesehen davon, dass die Preisbindung zum Heizöl eine willkürliche Bemessung ist, die mit den realen Beschaffungskosten von Erdgas nichts zu tun hat, sollte DEW eine zeitnahe Anpassung vornehmen, um vor der Kundschaft mehr Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

Was spricht eigentlich dagegen, dem Ölpreis mit nur dreimonatiger Verzögerung zu folgen? Dann hätten die Verbraucher sicher mehr Verständnis für Anpassungen. Eine Senkung des Gaspreises erst im April 2009 - also acht Monate nach dem krassen Abbröckeln des Ölpreises - wird die Kundschaft keinesfalls klaglos hinnehmen.

Quelle: WR vom 11.11.08

 

 

Beim Gaspreis hört der Wettbewerb auf

DEW sieht sich in der aktuellen Diskussion um den Gaspreis zu Unrecht in der Kritik, so Geschäftsführer Helmut Engelhardt. Der Versorger sei - wie die Wettbewerber - an den Ölpreis gebunden. Die Crux sei, dass es beim Gas fast keinen freien Handel gebe.

Dennoch schließt Engelhardt eine frühere Preissenkung als zum 1. April 2009 nicht mehr grundsätzlich aus. Der Druck ist groß. Das merkt man dem angefressenen DEW-Geschäftsführer an. Die Zahl derjenigen Kritiker, die den Gaspreis nicht erst nach der Heizperiode gesenkt sehen wollen, wächst fast täglich. Alles blickt gebannt auf den Ölpreis, der inzwischen fast zwei Drittel seines Sommerhochs eingebüßt hat. Doch das Gas bleibt teuer.

"An der Pipeline von zwei Ländern" 

Was dem Kunden schwer zu vermitteln ist: "Die Wahnsinns-Preiserhöhung vom Sommer hat den Gaspreis noch gar nicht erfasst", so Engelhardt. "Auch nach zwei Preiserhöhungen beim Gas in diesem Jahr haben wir durch den Glättungseffekt Geld verloren."

DEW suche sich die sechmonatige Zeitverzögerung nicht aus, sondern unterliege dem Marktgesetz. Diese Öl-Gas-Preisbindung sei nicht zuletzt zum Schutz der Verbraucher festgelegt worden - um Wucher zu verhindern.

"Wir hängen an der Pipeline von zwei Importländern", so der DEW-Chef: "Norwegen und Russland." Durch Zwischenhändler sei man für zwei Jahre gebunden.

Denjenigen, die eine kürzere Preisbindung fordern - also zum Beispiel eine dreimonatige Reaktion auf den Ölpreis - antwortet Engelhardt, dass sich jeder Verbraucher dabei heute schlechter stellen würde. Dann hätte sich die Verdoppelung des Ölpreises nämlich bereits voll auf den Gasbezug niedergeschlagen.

"DEW bereichert sich nicht auf Kosten seiner Kunden", beteuert Engelhardt und verweist auf das aktuelle Testat eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers, der DEW bescheinigt, dass die Erlöse beim Gaspreis in den letzten fünf Jahren um einen einstelligen Millionen-Betrag gesunken sind.

"Wir stellen seit drei Jahren keine Leute mehr ein", erinnert Engelhardt an den Preisdruck und verwahrt sich gegen Anfeindungen. Diese Kritik geht nicht spurlos an der DEW-Chefetage vorbei. Eine zwischenzeitliche Erhöhung des Gaspreises zum 1. Januar ist gänzlich vom Tisch. Eine Senkung des Preises zum 1. April fiele nach jetzigem Stand sehr deutlich aus.

Grundsätzlich sei es aber auch denkbar, dass DEW zum Beispiel schon zum 1. Februar seiner Kundschaft mit einer gewissen Preissenkung entgegen käme. "Wir werden nicht zusehen, wie uns die Kunden weglaufen", erklärt Engelhardt hierzu.

Genau das hatten Kunden - neben Beleidigungen - in Diskussionsforen geäußert. Ein Grund, weshalb das Diskussionsforum im Internet von DEW geschlossen wurde. Tatsächlich gebe es aktuell aber "ganz wenig Abwanderungstendenzen". Offenbar biete DEW noch bessere Tarife als jene Versorger, die ihre Gaspreise bereits zum 1. Januar senken wollen.

Quelle: WR vom 13.11.08

 

Gaspreis weiter in der Kritik

Verbraucher kündigen DEW Protest an, falls der Versorger den Gaspreis tatsächlich erst im April senken sollte. Der Mieterverein droht DEW mit einer Flut von Widersprüchen.

"DEW21 muss den Gaspreis zum Jahresbeginn 2009 senken!" erklärt jetzt der Mieterverein. "Die DEW21-Geschäftsführung muss zur Kenntnis nehmen: auch Kunden können rechnen!"

Die Kunden hätten die Argumentation des Versorgers verinnerlicht, wonach der Gaspreis mit sechsmonatiger Verzögerung dem Ölpreis folge. "Gerade deshalb muss der Gaspreis zu Jahresanfang sinken", erklärt Rainer Stücker vom Mieterverein.

Das "Fass zum Überlaufen" habe die Erklärung der DEW gebracht, eine Gaspreissenkung vermutlich erst zum 1.4.2009 vorzunehmen", so der Mieterverein. Damit sei klar, dass DEW insbesondere noch in den heizintensiven Monaten Januar bis März 2009 zu höchsten Tarifen abrechnen wolle.

Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Ölpreisentwicklung und des "Sechs-Monats-Zeitabstandes" ist aus Sicht des Mietervereins "zwingend, dass eine erste Gaspreiserhöhung spätestens zum 1.2.2009 erfolgen muss undeine weitere Gaspreiserhöhung im Verlauf des zweiten Quartals 2009 erfolgen muss, mit der die DEW auf das Preisniveau von Mitte 2007 zurückkehrt.

"Wir haben in den letzten Tagen vielfache Nachfragen erhalten, welche rechtlichen Möglichkeiten Gaskunden in der jetzigen Situation besitzen, in der eine Preissenkung erforderlich sein wird", berichtet Rainer Stücker.

"Deshalb weisen wir darauf hin, dass wir den Gaskunden empfehlen, jeweils in Verbindung mit der kommenden Jahresabrechnung, Widerspruch gegen diese Abrechnung einzulegen, um ihre Rechtsposition abzusichern. Insbesondere bei Jahresabrechnungen, die ab April 2009 vorgelegt werden, seien dann die jetzt umstrittenen Abrechnungszeiträume vom Widerspruch erfasst. Mustertexte beim Mieterverein: auch unter www.mv-do.de

Quelle: WR vom 14.11.08

Was in der WR nicht erwähnt wird:

Die DEW verdient sich derzeit eine goldene Nase am überteuerten Gaspreis. Natürlich schliesst man als Gasversorger immer dann Verträge mit Lieferanten ab, wenn der Preis unten ist. Im übrigen ist die Preisbindung vom Gaspreis an den Ölpreis ungesetzlich, wie das OLG Frankfurt nun feststellte (04.11.2008, Az 3-12 O 32/07). Somit fällt auch der Grund für die letzten von DEW21 genannten Gaspreiserhöhugen weg!

Was uns der Herr Engelhardt verschweigt. Das Testat hat DEW21 selber in Auftrag gegeben und das höchstwahrscheinlich bei einem Wirtschaftsprüfer der ohnehin bei DEW21 in Lohn und Brot steht, vermutlich "Dr. Bergmann, Kauffmann & Partner".

Wer sich beim Gaspreis über den Leisten gezogen fühlt, sollte sich erstmal bei der Verbraucherzentrale oder aber beim Bund der Energieverbraucher über Möglichkeiten informieren den Gasabschlag zu kürzen: (kürzen und nicht unter Vorbehalt zahlen! Das Geld sehen sie ansonsten vermutlich nie wieder..) http://www.gaspreise-runter.de/

Zum Thema Ölpreisbindung

Diese Regelung stammt aus den 60er Jahren. Da Gas bei der Erdölförderung sowieso anfällt, begannen damals einige Konzerne das Gas zu vermarkten. Wegen der enormen Investitionskosten die zunächst entstanden, wurde der Gaspreis an den Ölpreis gebunden. Heute soll die Regelung angeblich die Verbraucher schützen. Sinkt der Ölpreis, könne man sich damit gegen überzogene Forderungen der Produzenten wehren.

Die Ölpreisbindung ist eine in bilateralen Verträgen deutscher Gasimporteure (z.B. Ruhrgas, jetzt E.ON Ruhrgas AG; RWE) mit einigen ausländischen Gasexporteuren (Sowjetunion bzw. Russland bzw. Gazprom) vorübergehend für sinnvoll erachtete Kopplung, solange die Röhren für den Gastransport verlegt wurden und bis sich diese Investition amortisiert haben würde. Den Röhren- und Röhrenverlegungspreis haben wir längst über den Gaspreis bezahlt.

Heute erweist sich die Kopplung, die längst keinen Sinn mehr hat, als Mittel, um in Deutschland die Gaspreise künstlich hochzuhalten und mit etwas scheinbar Nicht-Beeinflußbarem zu begründen. Es nutzt Gazprom (woran E.ON Ruhrgas größter nicht-russischer Aktionär ist) und E.ON als Importeur und Vorlieferant, aber auch RWE, welche Gas über Tschechien nach Deutschland importieren. Und schadet uns.

Die Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis greift da *nicht*, wo nie Röhren für den grenzüberschreitenden Verkehr verlegt wurden oder allenfalls nur auf einem kurzen Teilstück. Für den Import von niederländischem oder evtl. britischem Gas ist die Behauptung einer Kopplung des Gasimportpreises an den Ölpreis völlig gegenstandslos. Außerdem sei darauf hingewiesen, daß etwa ein Fünftel des in Deutschland verkauften Erdgases aus Deutschland (hauptsächlich Niedersachsen) stammt, wofür die Preiskopplung ebenfalls nicht zutrifft. Andere, kleine Importeure schaffen es schon längst, Erdgas aus dem Ausland zu importieren, ohne dass eine Preiskopplung dabei eine Rolle spielt. Auch die DEW könnte das. Sie ist jedoch seit ihrer Gründung 1994/1995 vertraglich auf 20 Jahre an das RWE und die (E.ON) Ruhrgas AG gebunden...

 

 

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