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Senioren wollen Neonazis stoppen

Eine Gruppe von engagierten Senioren wollen den Aufzug der Neonazis am kommenden Samstag verhindern. Sie rufen daher offen zu einer Blockade auf.

"Wir haben die Kriegszeit erlebt: Bombennächte, Hausdurchsuchungen, Eltern im KZ, Verwandte, die im Krieg starben, jüdische Nachbarn, die verschleppt wurden" erklärt Willi Hoffmeister (75). "Und die Nachfolger der Nazibande, die das verschuldet hat, mißbrauchen den Antikriegstag", ergänzt Ulli Sander (67). Beide gehören zu den Erstunterzeichnern der "Aktion 65 plus". Unterschrieben haben auch Künstler wie die Schauspieler Ines Burkhardt und Claus Dieter Clausnitzer sowie Hartmut Anders-Hoepgen, Sonderbeauftragter des OB für Toleranz, Vielfalt und Demokratie. "Wir wollen nicht mehr zusehen, wenn die Nazis marschieren. Wir wollen ihnen entgegentreten und sie stoppen", erklärt Wolfgang Richter (73) die Idee.

Daher haben sie eine Mahnwache an den Stolpersteinen an der Ecke Märkische Straße/ Ernst-Mehlich-Straße angemeldet. "Wir wollen nicht, dass Nazistiefel über die Steine der NS-Opfer trampeln", sagt Hoffmeister. Der Polizei ist diese Form des friedlichen Protests angekündigt worden. "Das ist nicht strafbar. Sträflich wäre es, die Nazis gewähren zu lassen. Das wäre grundgesetzwidrig", so Ulli Sander. Natürlich seien nicht nur Senioren zum "zivilen Ungehorsam" aufgerufen, sondern alle, die sich gewaltfrei protestieren wollten.

Dies soll im Anschluss an die Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge (Beginn: Samstag 12 Uhr) geschehen. Allerdings hat die Polizei noch Gesprächsbedarf. "Dort hatte man die Bilder vom 1. Mai 2007 mit den brennenden Bahngleisen vor Augen" berichtet Sander. "Ich habe andere Bilder vor Augen. Nämlich die, als ich 1938 die Synagoge in Köln brennen sah", konterte Heinz Felde-wert (85). Das Kooperationsgespräch soll heute weitergehen. Notfalls will man vor dem Verwaltungsgericht die Mahnwache durchsetzen, wenn schon der Neonaziaufmarsch nicht verboten wird.

Quelle: WR vom 01.09.08

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