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Mieterverein warnt: Nordstadt nicht kaputtreden

Der Mieterverein Dortmund fordert dringend eine Versachlichung der Nordstadt-Debatte ein. „Wir nehmen eine zunehmende Verhärtung und Polarisierung in der Politik wahr“, beklagt Mietervereinsvorsitzender Helmut Lierhaus mit Blick auf die „erhitzte“ Diskussionen um Straßenstrich und angebliche Schrottimmobilien. „Da ist blanker Populismus im Spiel“, so Lierhaus im Gespräch mit der WAZ.

Die Lebenssituation in der Nordstadt sei längst nicht so schlecht wie derzeit dargestellt. Lierhaus: „Was da läuft, ist nicht sehr klug.“ Viele Probleme seien nicht akut entstanden, sondern das Ergebnis aus Versäumnissen der Vergangenheit.

Lierhaus ging auch auf den WAZ-Bericht über die problematischen Zustände an der Mallinckrodtstraße 317 ein. Hier müsse die Frage geklärt werden, ob die besagten illegalen Bewohner aus Rumänien überhaupt die Tragweite ihrer Handlung erkennen könnten. Lierhaus: „Vielleicht zahlen die ja etwas fürs Wohnen, nur nicht an den eigentlichen Besitzer.“ Die Wohnverhältnisse in dem Gebäude aus dem Bestand der ehemaligen Feldhoff-Stiftung ist nach Beobachtungen des Mietervereins schon seit Jahren ein Problem. „Das ist praktisch Niemandsland. Darum hat sich bisher keiner gekümmert.“

Lierhaus warnte davor, die Nordstadt anhand solcher Beispiele kaputtzureden. „Ich will nichts beschönigen. Aber es gibt genauso viele positive wie negative Fälle.“ Der Mietervereinsvorsitzende, der selbst in der Nordstadt lebt, nannte etwa den Flensburger Platz, wo es dank des Engagements einer Standortgemeinschaft gelungen sei, das Wohnumfeld zu verbessern. „Schrotthäuser“ gebe es auch in der Nordstadt nicht gehäuft. Der Immobilienbestand sei im Niveau nicht schlechter als in manch anderen Stadtteilen. Was fehle, sei in erster Linie der gehobene Ausstattungsstandard.

Lierhaus räumte ein, dass viele der zumeist privaten Hausbesitzer in der Nordstadt überfordert seien, wenn es um die Sanierung geht. Aber es gebe auch spekulativen Immobilienbesitz. „Was haben wir denn davon, wenn der Eigentümer nach der Ordnungsmacht ruft, das Haus dann eventuell geräumt und trotzdem nicht investiert wird?“ Die Stadt forderte Lierhaus auf, härter an die Eigentümer heranzutreten. Schon jetzt könne die Stadt bei Verwahrlosung Bußgelder erheben.

Quelle: Der Westen vom 07.02.11

zur Pressemeldung des Mietervereins

Liste der Häuser-Kontrollen ist lang

Tote Ratten, Schimmel, keine Fluchtwege: Unter menschenunwürdigen Bedingungen lassen Hauseigentümer in der Nordstadt Familien aus Osteuropa in heruntergekommenen Häusern leben. Die Stadt kontrolliert weiter.

Die Stadt ist weiter auf der Suche nach „Problem-Häusern“ in der Dortmunder Nordstadt. Ohne die Kontrollen anzumelden gehen die Wohnungsaufsicht und das Bauordnungsamt den Hinweisen auf Verdachtsfälle nach, um zum Beispiel Gesundheitsgefahren auszuschließen.

Das Ordnungsamt hatte zuletzt zwei Häuser in der Münsterstraße wegen unzumutbarer Zustände geschlossen.

Kontrollen noch nicht abgeschlossen

„Die Kontrollen sind damit noch lange nicht abgeschlossen“, so Rechtsdezernent Wilhelm Steitz gestern. Der Stadtrat kündigte konsequentes Handeln an: „Bei begründeten Zweifeln werden wir auch in Zukunft diese Häuser dicht machen.“ Hinweise auf unzumutbare Zustände in den Nordstadt-Häusern hatte die Stadt unter anderem von der Polizei und auch vom Jugendamt erhalten.

Eigentümer müssen Mängel beseitigen

„Die Liste ist noch nicht abgearbeitet“, so Steitz über die Dimension des Problems. Rechtlich betrachtet müssen die Hauseigentümer die Chance erhalten, die Mängel in den Immobilien zu beseitigen. Bei akuter Gefahr, wie im Fall Münsterstraße 255, müsse die Stadt allerdings die sofortige Schließung anordnen, um zum Beispiel Infektionen zu verhindern.

Hauseigentümer und Mieter müssen in solchen Fällen den Zugang zur Wohnung ermöglichen. Aus Osteuropa stammende Familien würden die Anonymität in der Nordstadt nutzen, um in den Problem-Häusern abzutauchen. Wilhelm Steitz über ein weiteres Problem und die fehlende Kontrolle durch eine enge Nachbarschaft: „Oft stehen auch einfach die Haustüren offen.“

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 07.02.11


Angst der Hausbesitzer in der Dortmunder Nordstadt

Nachdem Stadtverwaltung und Polizei die ersten Schläge geführt haben gegen überbelegte Schrottimmobilien in der Nordstadt, schöpfen auch andere Hausbesitzer Hoffnung, dass die Beamten ihnen helfen.

Geradezu bedroht von den Bewohner ihres Hauses sehen sich derzeit die Mitarbeiter der Promas Hausverwaltung. Konkret geht es um die Mallinckrodtstraße 317. In dem heruntergekommenen Mietshaus an der Ecke zur Evertstraße leben laut Hausverwalterin Jessica Firzlaff 46 Rumänen. Ohne Mietvertrag.

"Wir haben Angst, unser Haus zu betreten."

„Wir haben Angst, unser Haus zu betreten. Wir werden bedroht“, berichtet die 27-jährige Objektmanagerin. Die Polizei habe man bereits um Hilfe gebeten - ohne Erfolg. Am 11. November stellte Jessica Firzlaff in der Wache an der Münsterstraße Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. „Ein Anzeige wegen Hausfriedensbruchs liegt uns nicht vor“, hieß es dagegen gestern im Präsidium. Kennt die Polizei ihre eigene Aktenlage nicht? Der WAZ jedenfalls liegt seit Freitag (4. Februar 2011) eine Kopie der Strafanzeige auch wegen Hausfriedensbruchs (Aktenzeichen 301000-206986-10/12) vor.

Gestern blitzte Firzlaff auch bei Ordnungsdezernent Wilhelm Steitz ab. „Die Hauseigentümerin sollte den von ihr eingeschlagenen Weg weitergehen und den gerichtlichen Räumungsbeschluss mit Hilfe eines Gerichtsvollziehers durchsetzen lassen. Sollte der auf Widerstand stoßen, werden wir helfen“, empfahl Steitz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Doch Jessica Firzlaff fühlt sich im Stich gelassen. Sie fürchtet, dass ihr die Zeit davon läuft. Der gegen alle 46 illegalen Bewohner des Hauses erwirkte Titel läuft in einer Woche aus. Bis dahin muss der Gerichtsvollzieher tätig geworden sein. Sonst beginnt die gesamte Prozedur von Neuem.

Nur für 5 der 20 Wohnungen fließt Miete

Wie konnte es überhaupt soweit kommen? Im Juli hatte die Promas GmbH das ziemlich heruntergekommene Mietshaus übernommen, um es zu sanieren. Bei einer Begehung des Gebäudes, das einst der Pleite gegangenen Feldhoff-Stiftung gehörte, waren zunächst keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Erst nach Vertragsabschluss habe sich die Zahl der Bewohner auffallend erhöht, so Firzlaff. Eine Überprüfung beim Einwohnermeldeamt förderte zu Tage, dass unter der Adresse 46 Bewohner rumänischer Abstammung gemeldet waren, mit denen es keine Mietverträge gibt.

Miete erhält die Promas GmbH nur für fünf der insgesamt 20 Wohnungen, 15 stehen offiziell leer. Tatsächlich aber wimmelt es im Haus offenbar nur so von Leuten. Und von Müll. „Der stapelt sich im Innenhof bis zur 1. Etage. Die werfen ihren Dreck einfach aus dem Flurfenster“, erzählt Firzlaff. Im November schnappte sich die junge Frau ein paar Kollegen, um mit den illegalen Mietern zu sprechen. „Die haben uns dann verbal bedroht.“ Die zu Hilfe gerufene Polizei habe Personalien aufgenommen. Mehr nicht. „Wir gehen da jetzt nicht mehr rein. Ich habe Angst.“

Quelle: Der Westen vom 04.02.11

Jugendamt Dortmund schaut in Nordstadt und Mallinckrodtstraße genau hin

Das Nordstadt-Haus an der Mallinckrodtstraße 317 ist von Jugendamt und Umweltamt Dortmund genauer unter die Lupe genommen worden – eine Räumung des Hauses von Seiten der Stadt ist aber nicht geplant.

Im Vergleich zu den anderen beiden Häusern, die in den vergangenen Tagen geräumt wurden, habe es dort besser ausgesehen, erklärt Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch. Das Haus soll von etwa 50 Menschen aus Rumänien besetzt worden sein.

„Das Umweltamt hat sich dort umgesehen und den Eigentümer aufgefordert die dort befindliche Müllansammlung so bald wie möglich zu beseitigen“, sagt Skupsch. Das Umweltamt habe die hygienischen Verhältnisse überprüft . Nun würden die Mitarbeiter abwarten, wie sich der Eigentümer – die Promas AG als Verwalter – verhalte.

Auch Mitarbeiter des Jugendhilfedienstes seien am Dienstag vor Ort gewesen, da dort auch Kinder leben würden. „Sie haben keine akute Kindeswohlgefährdung festgestellt“, meint Skupsch.

„Das sind Zustände, wo Kinder auf Dauer nicht leben können“, bestätigt Bodo Weirauch, Leiter der Erziehungshilfe im Jugendamt. Bei anderen Häusern sei es aber bedeutend schlimmer gewesen. Deshalb müsse das Jugendamt nicht sofort eingreifen, sondern könne erstmal die nächsten Schritte planen. Und den Kontakt zu anderen Institutionen aufnehmen -- wie Schulen, Polizei oder Gesundheitsamt. „Wir werden auf jeden Fall bald wieder vorbeigehen“, erklärt Weirauch.

Noch wüssten seine Mitarbeiter nicht, wie viele Kinder dort leben und zu wem sie gehören. Bei einer Behörde gemeldet ist keiner der Bewohner. Außerdem müssten die Sozialarbeiter, bevor sie den Kontakt zu den Familien aufnehmen, entscheiden, wie gefährlich es dort ist und ob sie nur in Begleitung der Polizei dort hingehen können. Die Besitzer hatten im Vorfeld beklagt, dass es zu gefährlich sei, das Haus zu betreten, um die ausstehenden Schulden einzutreiben.

Quelle: Der Westen vom 09.02.11

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