"Über den Tag hinaus denken"
RN am 3.5.: Pfarrer Friedrich Stiller ist Sprecher des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus und Mitorganisator der Bürger-Demonstration "Bunt statt Braun" in Brackel am 1. Mai. Oliver Volmerich sprach nach den Vorkommnissen und Veranstaltungen am Tag der Arbeit mit ihm.
Wie fällt Ihre Bilanz zum 1. Mai aus?
Stiller: - Im Grundsatz positiv. Zum einen haben die Neonazis ihre angekündigten Ziele, was die Teilnehmerzahl angeht, nicht erreicht. Zum anderen gab es den breiten Bürgerprotest mit vielen verschiedenen Veranstaltungen.
Bedauerlich sind natürlich die gewalttätigen Auseinandersetzungen. Es kann nicht zur Strategie einer zivilen Gesellschaft gehören, Neo-Nazis mit Gewalt aufzuhalten. Kritisieren möchte ich, dass die Polizei auch Plakate demokratischer Organisationen entlang der Route der Neo-Nazis abgenommen hat.
Es fiel auf, dass die beiden Extreme von Rechts und Links das Bild beherrschten, auch zahlenmäßig. Überlassen die Bürger die Straße nicht zu sehr den Extremen?
Stiller: - Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Aber viele Leute haben die Auseinandersetzungen wohl auch einfach satt.
Welche Lehren ziehen Sie generell?
Stiller: - Wir müssen über den Tag hinaus denken, uns intensiv mit der Analyse der rechtsextremen Strukturen und Strategien beschäftigen. Insgesamt brauchen wir ein Netzwerk gegen Rechts aus den verschiedenen gesellschaftlichen Kräften. Dazu ist aber auch die Unterstützung der Politik nötig. Bislang bestreiten wir alles aus eigenen Mitteln.