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Verschlechterung für 10.000 Mieter: Annington nicht mehr vor Ort

Dramatische Verschlechterung beim Service für 16 000 Annington-Mieter in Dortmund. Die Niederlassung in Huckarde wurde vor wenigen Tagen geschlossen. Seitdem lässt sich die Gesellschaft nur noch über eine kostenpflichtige Hotline erreichen.

„Seit dem 15. Juni 2009 hat die Deutsche Annington ihre Mieterbetreuung vor Ort eingestellt”, bedauert der Mieterverein, der von aufgeschreckten Mietern alarmiert worden ist. Nachfragende Kunden der Annington wurden nach Bochum verwiesen. „Vorangegangen war bei der Deutschen Annington ein Abbau von über 200 Arbeitsplätzen”, fragt sich Holger Gautzsch, wie sich das mit dem Serviceanspruch des Unternehmens verbinden lasse.

Erst in der vergangenen Woche seien die Mieter darüber informiert worden, dass es bundesweit für alle Mieter der Annington nur eine Postfachadresse, eine einheitliche Mail-Adresse, eine einheitliche und kostenpflichtige Telefonnummer und eine einheitliche und kostenpflichtige Faxnummer. „Von einem modernen Großvermieter kann eine kostenfreie Hotline-Nummer erwartet werden!” fordert der Mieterverein.

Vorbei sind damit die Zeiten, in denen Mieter sich an die Mitarbeiter vor Ort wenden konnten. Dafür drohen bei Mängeln Hausbesuche. „Der Großvermieter spart sich sein Büro und nutzt dazu das Wohnzimmer des Mieters”, bringt es Gautzsch auf den Punkt. „Der Vermieterkontakt wird zum Haustürgeschäft.”

Der Mieterverein registriert schon jetzt eine Flut von Beschwerden. „Bei der Deutschen Annington wurden anrufende Mieter auf eine neue, kostenpflichtige Hotline-Nummer verwiesen”, berichtet Gautzsch. Dort gebe es Warteschleifen von zehn Minuten und länger. Auch für ein Fax müsse der Kunde zahlen.

„Mieter müssen Ansprechpartner haben”

„Insgesamt betrachtet bemüht sich hier ein Großvermieter, für seine Kunden möglichst unattraktiv zu werden”, glaubt Gautzsch.

Die Umstrukturierung bei der Annington diene ausschließlich der Kostenminimierung. Solche Maßnahmen könnten allein dem Renditedruck geschuldet sein. „Es kann ausgeschlossen werden, dass der Abbau von über 200 Arbeitsplätzen zu einer Verbesserung der Kundenbetreuung führt”, schließt Gautzsch. Er fordert: „Dieser massive Abbau von Mieterservice muss gestoppt werden.” Es sei zu befürchten, dass Eingaben nun noch schleppender als bisher bearbeitet würden.

Quelle: WR vom 24.06.09

Mieterverein: Käufer der LEG-Wohnungen sind reine Finanzkonstrukte

Vermieter verliert das Gesicht

Die Berichterstattung der WAZ, wonach das Land NRW die über 90 000 Wohnungen der LEG an Unternehmen verkauft hat, die eigentlich nur Briefkastenfirmen sind, kann den Mieterverein Dortmund nicht überraschen.

„Die Namen waren uns schon bekannt, sagten uns aber nichts”, so Vorsitzender Helmut Lierhaus. „Das sind reine Finanzkonstrukte - ohne Personen, ohne Gebäude, ohne Büros vor Ort.” Selbst Whitehall - der Immobilienfonds der US-Investmentbank Goldmann-Sachs wurde bislang offiziell als Käufer der Wohnungen gehandelt - habe in Deutschland keine Adresse. „Das ist auch nur das Dach für viele verschiedene Immobilienfonds. Wenn ich Whitehall einen Brief schicken wollte, müsste ich ihn an Goldmann Sachs adressieren.”

Soweit wie bei der Deutschen Annington, die 200 Arbeitsplätze abbaute, ihre örtlichen Büros (Huckarde) schloss und für ihre Mieter jetzt nur noch über eine einheitliche und kostenpflichtige Hotline zu erreichen ist, seien die Dinge bei der früheren LEG - mit 12 000 Wohnungen, davon 7 300 bei der Tochter Ruhr-Lippe durchaus eine Macht am Mietwohnungsmarkt - noch nicht gediehen. Schon wegen des zehnjährigen Kündigungsschutzes für die LEG-Beschäftigten.

Preise rauf - auch gegen die Vernunft

„Doch die Niederlassungen”, weiß Lierhaus, „geraten immer stärker unter Druck.” Und meint den der kurzfristigen Renditeerwartung. Der schränke den Spielraum für sensible Aktionen und Reaktionen mächtig ein.

„Da werden die Mietpreise erhöht, obwohl der Markt das gar nicht hergibt - im Zweifel also auch gegen die ökonomische Vernunft”, weiß Lierhaus nicht nur aus vielen Gesprächen mit betroffenen Mitgliedern, sondern auch aus dem, was die Rechtsberater des Mietervereins ihm berichten. „Wird ein Mieterhöhungsbegehren abgelehnt, geht die Sache sofort zum Vertragsanwalt. Und auch der hat keinerlei Spielraum. Vergleiche, wie sie früher mit den Leuten der LEG zu erzielen waren, wird es wohl nicht mehr geben”, fürchtet Lierhaus.

Nicht nur für die Mieter werde der Vermieter zum unbekannten Wesen, das man nicht zu sprechen geschweige denn zu greifen bekommt. Inzwischen zeichne sich auch ab, dass die neuen Eigentümer die Verpflichtungen, die die LEG eingegangen war, zwar vollständig erfüllen werden. „Mehr aber auch nicht. Die Käufer sind dabei, sich aus den sozialen Netzwerken, in die die LEG und die Ruhr-Lippe noch verwoben waren, zu verabschieden.” Abstimmungen etwa mit Mieterbeiräten fänden nun nicht mehr statt.

In Scharnhorst-Ost habe die LEG in den letzten Jahren viel getan, lobt Lierhaus. Mit ebenso großem Einsatz habe die Ruhr-Lippe die Großsiedlung Clarenberg in Hörde aufgepeppelt. „Wenn man dort die Mieten erhöht, werden die großen Wohnungen leicht zu teuer. Und das verursacht dann neue Leerstände”, sieht Lierhaus die Gefahr, dass die wohnungspolitischen Erfolge der jüngsten Vergangenheit nun wieder verspielt werden und die einstigen Sorgenkinder der Stadtentwicklung erneut in Schieflage geraten.

Quelle: WAZ vom 24.06.09


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