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Theater gegen Demo-Pläne

Eine für den 1. September in Dortmund geplante Antikriegsveranstaltung auf dem Platz der alten Synagoge vor dem Opernhaus hat einen Streit zwischen dem Dortmunder Friedensforum und dem städtischen Theater Dortmund ausgelöst. Die Theaterleitung des Dortmunder Opernhauses versuche die Kundgebung gegen Krieg und Neofaschismus zu verhindern, weil sie keine politische Veranstaltung vor der eigenen Haustür wolle, teilte das Dortmunder Friedensforum am Montag mit.

Theaterdirektorin Bettina Pesch wies die Vorwürfe zurück. Die Demonstration sei vielmehr wegen Bauarbeiten nicht möglich, sagte sie dem epd. Das Friedensforum hat die Kundgebung nach eigenen Angaben bereits am 7. Juli bei der Polizei angemeldet. Erst am 16. August hätten die Behörden mitgeteilt, dass sich das Theater Dortmund gegen die Platznutzung ausgesprochen habe. In einem offenen Brief forderte das Dortmunder Friedensforum die Direktorin des Theaters auf, ihre Haltung gegen die Demonstration aufzugeben.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 20.08.07 

Offene Briefe an die Theaterleitung

Dortmunder Friedensforum
Bündnis Dortmund Dortmund gegen Rechts

Dortmund, den 17.08.2007

Sehr geehrte Frau Pesch,

am 7. Juli haben wir bei der Polizei eine Antikriegs- und Antinazi-Kundgebung – "Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg!" - auf dem Platz der alten Synagoge angemeldet. In seiner Symbolik und historischen Bedeutung halten wir diesen zentralen Platz in der Stadt besonders geeignet, um eine Manifestation gegen Krieg und Neofaschismus durchzuführen.

Unsere Hauptrednerin wird die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano sein. Für sie wäre dieser Platz der Erinnerung an die Naziverbrechen sicher von besonderer Bedeutung. Neben ihr wird Helmuth Prieß, Sprecher des "Darmstädter Signal" das Wort ergreifen, dazu auch Schüler/innen, Gewerkschafter/innen, Vertreter der VVN/BdA und der DIDF. Eine Kindergruppe der Naturfreunde wird Gedichte sprechen. Künstlerisch werden wir von Schauspieler Andreas Weißert und den Musikgruppen "Romberg Klezmer" und "smokin' socks" unterstützt.

Diese Veranstaltung haben wir viele Wochen lang vorbereitet und wurden von der Polizei, was die Örtlichkeit betraf, immer wieder hingehalten. Schließlich haben wir bei unserer Werbung ab dem 15. 8., also gerade mal 14 Tage vor unserer Kundgebung, als Veranstaltungsplatz den Platz der Alten Synagoge angegeben.

Am 16. 8. endlich hörten wir von der Polizei, dass sich das Theater gegen eine Platznutzung am 1. September ausgesprochen habe. Dabei betonte die Polizei, dass sie selber gegen eine Nutzung für die Veranstaltung nichts einzuwenden hätte.

Wir gehen nun davon aus, dass Sie über Art und Charakter unserer Kundgebung nicht informiert waren - wir hatten angenommen, dass Sie aus der Presse über unsere Planung unterrichtet waren. Wir waren auch überzeugt, dass Sie eine solche kulturell-politische Veranstaltung begrüßen würden.

Mit folgenden Argumenten bitten wir Sie, Ihre ablehnende Haltung unserer Veranstaltung gegenüber zu überprüfen:

  1. Wir organisieren eine anspruchsvolle kulturpolitische Veranstaltung, die dem Platz angemessen ist und ihn als einen der Dortmunder Gedenkorte hervorhebt.
  2. Unser Programm beträgt ca. 3 Stunden, von 13 Uhr bis 16 Uhr. Wir werden danach den Platz aufgeräumt und sauber verlassen. Ihre Premiere, die um 19.30 Uhr beginnt, wird davon nicht beeinträchtigt werden.
  3. Die Nachricht, dass die Auschwitz-Überlebende und Vorsitzende des Internationalen Auschwitzkomitees, die Künstlerin Esther Bejarano, auf dem Platz der Alten Synagoge nicht erwünscht ist und dort nicht zum Antikriegstag sprechen kann, sollte für das Theater und für die Stadt Dortmund vermieden werden.

Bitte informieren Sie uns bis Montag Mittag über Ihre Entscheidung, weil uns die Zeit wegläuft. Zu einem Gespräch stehen wir selbstverständlich zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß
Ula Richter für die Veranstalterinnen

 


 

Betriebsrat, IG Metall Vertrauenskörperleitung, Jugend- und Auszubildenden-Vertretung
Hoesch Spundwand und Profil GmbH

An den Kulturdezernenten der Stadt Dortmund
Herr Stüdemann

Zur Kenntnis
Oberbürgermeister Langemeier

Sehr geehrter Herr Stüdemann,

Betriebsrat und IG Metall Vertrauenskörperleitung unterstützen den Aufruf für eine Antikriegstagskundgebung am 1.9. auf dem Platz der alten Synagoge.

Wie uns Frau Ursula Richter mitteilte, wollen Sie diesen Platz u.a.  mit dem Argument nicht genehmigen, dass vor dem Theater keine politische Veranstaltung stattfinden soll. Als Gewerkschafter sind wir schon mehrmals vom Platz der alten Synagoge aus am 1. mai zum Westfalenpark marschiert. Gerade in diesem Jahr hat der DGB Vorsitzende Sommer auf diesem Platz u.a. das Verbot der NPD gefordert. Und jetzt soll eine Antikriegstagskundgebung und Protestaktion gegen das erneute Auftreten der Faschisten in Dortmund auf diesem Platz nicht möglich sein?

Die Stadt Dortmund sollte stolz darauf sein, dass Bürger an diesem Tag an diesem Ort eine Veranstaltung durchführen, auf der auch eine Überlebende des KZ Auschwitz sprechen wird. Nicht nur dass der Polizeipräsident die Nazidemonstration am 1.9. genehmigt, statt sie wie das Grundgesetz es fordert, sie zu verbieten, werden Demokraten und Antifaschisten in der Wahrnehmung ihrer demokratischen Rechte behindert und eingeschränkt! Für die Faschisten wäre dies ein doppelter Erfolg!

Und was für ein Zeichen geht aus diesen Entscheidungen an unsere Jugend! Wir als Gewerkschafter stehen in der Tradition des Antifaschismus und wir treten für die antifaschistische Aufklärung unter der Jugend ein!

Wir erwarten von Ihnen eine umgehende Korrektur Ihrer Entscheidung und Genehmigung des Platzes der alten Synagoge!

Für den Betriebsrat: Gerd Pfisterer
Für die VKL: Thomas Heuser


Dortmunder Montagsdemo



An den Kulturdezernenten der Stadt Dortmund
Herr Stüdemann

Zur Kenntnis
Oberbürgermeister Langemeier


Sehr geehrter Herr Stüdemann,

die Dortmunder Montagsdemo hat am 20.8. davon erfahren, dass Sie der Aktionseinheit für eine Kundgebung zum Antikriegstag den beantragten Platz der alten Synagoge verweigern wollen. Angeblich, weil es keine politische Veranstaltungen dort geben soll. Wir können das nicht glauben!

Auch wenn Sie sicher damit nichts zu tun haben: es ist langsam empörend, was in der Stadt Dortmund passiert. In einer Stadt, die jährlich im Rombergpark den Opfern des Hitlerfaschismus gedenkt, wird den Neonazis immer häufiger eine Plattform für ihre verfassungsfeindlichen und Volksverhetzenden Auftritte gewährt. Es wird nicht mal der Versuch unternommen, alle politischen und juristischen Mittel auszunutzen, diesem Auftreten der Faschisten einen Riegel vorzuschieben. Gleichzeitig aber werden demokratische Rechte von Antifaschisten und Demokraten beschränkt und eingeschränkt.

Welcher Platz sollte für eine antifaschistische Antikriegstagskundgebung besser geeignet sein als der Platz der alten Synagoge!

Als Kulturdezernent der Stadt Dortmund hätten wir von Ihnen erwartet, dass Sie diese Veranstaltung nicht nur begrüßen, sondern auch mit allen erdenklichen Mitteln unterstützen! Die Ablehnung des Platzes ist eine Ohrfeige für alle Demokraten und Antifaschisten!

Wir fordern Sie eindringlich auf, den Platz der alten Synagoge am 1.9. für die beantragte Antikriegstagskundgebung frei zu geben! Fügen sie den politisch peinlichen Auftritten und Verhalten der Stadtoberen nicht eine weitere Peinlichkeit hinzu!

Für die Dortmunder Montagsdemo

Volker Jancic,
Rolf Koch

 

 

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