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Prozess gegen Neonazi

Versuchte Körperverletzung und Nötigung wirft die Staatsanwaltschaft einem Neonazi im Amtsgericht vor. Der 23-Jährige soll einen Kameramann des WDR in Dorstfeld rüde attackiert haben.

Es geschah, so lautet die Anklage, bei einer Solidaritätskundgebung für eine Dorstfelder Familie. Jene Familie, die von Neonazis dermaßen schickaniert und bedroht wurde, dass sie später aus dem Stadtteil wegzog. Am 9. Oktober letzten Jahres hatten sich, wie häufiger in jenen Tagen, Nachbarn und Vertreter der Politik in der Straße der Dorstfelder Familie versammelt. „Das Interesse der Medien war groß“, erinnert sich der Kameramann des WDR vor Gericht. Wie viele andere Pressevertreter habe er schlagartig die Route geändert, als es hieß, Nahe der S-Bahnstation hätten sich einige Rechte zu einer Gegendemo formiert. Sekunden später eskaliert die Situation: Der aus Brandenburg stammende junge Angeklagte soll dem Kameramann mehrmals mit Wucht gegen die Linse geschlagen haben.

„Ich dachte erst, der läuft an mir vorbei. Und plötzlich dann dieser Schlag.“ Noch nie habe er erlebt, dass jemand ohne Vorwarnung gegen das Objektiv schlägt, so der Zeuge. „Dabei nahm er keine Rücksicht darauf, dass ich mich zum Beispiel am Auge verletzen könnte.“ Dreimal, so sagte ein Kollege aus, habe der Neonazi mit voller Wucht gegen die Kamera geschlagen.

Damals hätten die Rechten auch Handzettel und eine Art Steckbrief mit dem Bild der Engelhardts verteilt. Darauf sei vor „gefährlichen Linksradikalen“ gewarnt worden. Die Kameras surrten weiter. „Aber dann wurde die Situation dermaßen bedrohlich, dass wir das Filmen einstellten.“

Der Angeklagte leugnet, Handzettel verteilt zu haben und will zufällig auf dem Weg zur Spätschicht zu „seinen Freunden“ gestoßen sein. „Ich habe nicht gegen die Kamera geschlagen, sondern nur gesagt, dass ich nicht gefilmt werden will.“ Amtsrichter Klaus Jesse will nun sämtliches Beweismaterial sichten. Dazu gehören auch die ausgestrahlten Filmbeiträge sowie die Handzettel. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Quelle: Der Westen vom 09.06.10

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