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OB greift durch: Demo doch vor der Oper

Die Friedensdemo am 1. September kann jetzt doch wie geplant auf dem Platz der Alten Synagoge stattfinden. Nachdem Theaterdirektion und Kulturdezernat am Dienstag mitgeteilt hatten, aus rein baulichen Gründen stehe der Opernvorplatz nicht zur Verfügung, zudem gebe es auch andere geeignete Orte, vollzog die Stadt gestern eine Kehrtwende.

"Wir möchten den demokratischen Kräften in unserer Stadt die Gelegenheit geben, auf dem Platz der Alten Synagoge am Antikriegstag ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, nach einer Lösung zu suchen", erklärte Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer. Die Lösung lautet: Das Theater stellt andere Abstellmöglichkeiten für Baufahrzeuge zur Verfügung, damit der Platz passend zur Demo frei ist.

Wie wir berichteten, war den Veranstaltern der Friedensdemo, Bündnis gegen Rechts und Friedensforum, völlig unerwartet mitgeteilt worden, sie sollten sich einen anderen Veranstaltungsort suchen. Die so Geschockten empfanden die Begründung als "vorgeschoben". "Die Rechten dürfen marschieren, uns schickt man weg", hieß es mit Blick auf den genehmigten Aufmarsch von Neo-Faschisten am 1. September.

Gestern dann die Reaktionen: SPD und Bündnis 90/Die Grünen baten die Theaterleitung, die Absage für die geplante Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge zurück zu nehmen. "Das ist ein angemessener Ort für eine Veranstaltung am Antikriegstag gegen einen Nazi-Aufmarsch. Die Probleme des Theaters mit noch andauernden Baumaßnahmen scheinen uns nicht so groß zu sein, dass sie die Absage rechtfertigen", ließen sich SPD-Chef Ernst Prüsse und Grünen-Fraktionssprecher Mario Krüger vernehmen. Auch der Vorsitzende des DGB Östliches Ruhrgebiet, Eberhard Weber, bezeichnete die Begründung als "dünn und dürftig". Theater und Kulturdezernat verwahrten sich gestern gegen die Annahme, bei der bisherigen Entscheidung hätten politische Motive eine Rolle gespielt.

 

WR-Kommentar: Eindeutig richtig

Die Friedensdemo gegen Rechts kann nun doch auf dem Platz der Alten Synagoge stattfinden. Bravo. Der Groschen ist gefallen. Die Stadt hat erkannt, dass sie Stellung beziehen muss. Diese Parteilichkeit zu Gunsten eines demokratischen Widerstandes gegen Neo-Faschisten brauchen wir.

Gottseidank haben sie im Rathaus noch die Kurve gekriegt. Hat der OB auf den Tisch gehauen? Hat er seinem Kulturchef und seiner Theaterdirektorin erklärt, welche Außenwirkung ihre Entscheidung hatte? Keine Friedensdemo vor dem Theater, weil ein paar Baucontainer und Fahrzeuge zu gefährlich sind? Diese Begründung hätte den Rechten weiteren Auftrieb gegeben. Sie fühlen sich wohl in einer Stadt, in der sie von Ordnungshütern beschützt und eskortiert werden - zuletzt noch am 1. Mai. Sie fühlen sich wohl, wenn ihren Gegnern - wir sprechen von Linken und anderen demokratischen Kräften- das Leben schwer gemacht wird.

Egal wie die gestrige Kehrtwende zustande gekommen ist: sie ist gut. Jetzt zeigen die Verantwortlichen dieser Stadt, dass sie den Widerstand gegen Rechts stärken, statt zu behindern. So etwas hilft den Menschen, die mutig sind und aufrecht. Die den Rechten nicht das Feld überlassen wollen.

Dieses eindeutige politische Signal hätte man sich auch vom Theater gewünscht. Theater darf nämlich auch politisch sein.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 22.08.07

 

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