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Neonazis nehmen Dortmunder Schulen ins Visier

"Die werden immer dreister, dass sich die Neonazis jetzt schon vor die Schule stellen", schimpft eine Schülerin des Helene-Lange-Gymnasiums. "Und aussehen tun sie wie die Linken.

Am Donnerstag verteilten Mitglieder des so genannten "Nationalen Widerstandes" rechtsextreme Hetzschriften an den Bushaltestellen des Schulzentrums in Hombruch. Schüler und Lehrer des Helene-Lange-Gymnasiums reagierten schnell: Sie riefen die Polizei und informierten die Schüler. "Wir wollten vermeiden, dass sie unbedarft damit umgehen und so durch die Parolen erreicht werden", betont Schulleiter Jürgen Hillmann. Er habe die Kollegen informiert. "Sie sollen Stellung nehmen, worum es dabei geht."

Denn viele Schüler vermuteten eher eine Verteilaktion von Linken. "Die sahen aus wie die Demonstranten beim G8-Gipfel in Heiligendamm", berichtet eine Schülerin. Und auch die Aufmachung der Flyer und Aufkleber passte nicht mehr zum Klischee von Skinheads mit Springerstiefeln, das noch in den meisten Köpfen verhaftet ist.

Diesen Strategiewechsel vertreten die "Autonomen Nationalisten" ganz offensiv - so auch beim Flugblatt: "Du hast doch bestimmt schon 'mal von so genannten 'Neonazis' gehört. Genau von diesen hast du jetzt ein Flugblatt in der Hand." Damit wollten sie sich vorstellen. Und hetzen darin offen gegen Zuwanderung und Ausländerkriminalität, Sozialabbau, Kapitalismus und Multikultur und fordern Ausbildung und Bildung für die deutsche Jugend.

Aufklärungsarbeit wird in Zukunft immer wichtiger

Polizei und Staatsschutz wollen künftig stärker Aufklärungsarbeit in den Schulen leisten, bestätigte Polizeisprecher Wolfgang Wieland.

An Schulen waren Neonazis vor allem durch anonyme Aufkleber-Aktionen in Erscheinung getreten. So offen wie bei der Verteilaktion des von Dennis Giemsch unterzeichneten Flugblatts - er hat auch die Neonazi-Aufmärsche der letzten Jahre angemeldet - aber selten.

Genau dieser Strategiewechsel der Neonazi-Szene steht im Mittelpunkt des Antifa-Jugendkongresses im Fritz-Henßler-Haus.

Am heutigen Freitag wird ab 18 Uhr Alexander Häusler von der Arbeitsstelle Neonazismus der FH Düsseldorf diesen Strategiewechsel beleuchten. Am Samstag ab 9 Uhr werden Workshops zu verschiedenen Themen stattfinden: Themen sind die Netzwerkstrukturen der heimischen Neonazis, rechte Jugendkulturen und Lifestyles und neue Aktionsformen gegen Rechts. Eine Teilnahme ist noch möglich.

 

Kommentar in der WR:

Perfide Aktion

Es war gestern ja nicht das erste Mal, dass Neonazis den perfiden Versuch unternommen haben, ihr rechtsradikales Gedankengut mit gut getarnten Flugblättern, die eher so wirken, als kämen sie aus der politisch linken Richtung angeflattert, unters junge ...

... Volk zu bringen.

Und doch hat sich die Qualität der Aktionen verändert. Führten die Rechten Verteilaktionen wie gestern rund um das Schulzentrum in Hombruch vor wenigen Jahren noch ganz stickum durch, treten sie mittlerweile mit einer Selbstverständlichkeit auf, die Anlass zu allergrößter Sorge gibt. Sie scheuen sich nicht einmal mehr, sich namentlich zu erkennen zu geben.

Es besteht überhaupt kein Zweifel mehr: Die Mitglieder des "Nationalen Widerstandes" und der "Autonomen Nationalisten" und wie sich die Gruppen und Kameradschaften sonst noch nennen, fühlen sich pudelwohl und sicher in Dortmund - jener Stadt, die sie als Hauptquartier der Neonazis in NRW ausgeguckt haben.

Ihr dreistes Auftreten gestern hat einmal mehr unterstrichen, wie richtig und wichtig der "Aktionsplan gegen Rechts" ist. Und wie viel Arbeit das Aktionsbüro vor sich hat. Es hat überdies gezeigt, dass der Schwerpunkt aller Aktionen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie an den Schulen liegen muss. Wir müssen die jungen Leute aufklären und wappnen gegen diesen gefährlichen Unsinn.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 21.02.08

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