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Neonazi wegen Krawallen am 1. Mai vor Gericht

Der 1.Mai 2009. Ein Tag, der Dortmund erschütterte. 300 Neonazis hatten die friedliche Mai-Kundgebung des DGB angegriffen. 280 Rechte wurden vorübergehend festgenommen. Einer von ihnen saß jetzt auf der Anklagebank.

Gefährliche Körperverletzung warf Staatsanwalt Volker Bittner einem 23-Jährigen aus dem sächsischen Apolda vor. Doch der junge Mann, der damals ein schwarzes Sweat-Shirt mit der roten Aufschrift „Dresden” trug, will nichts mit den Gewalttätigkeiten seiner rechten Gesinnungsgenossen zu tun haben. Weder habe er seine Leute angestachelt, noch selbst Steine geworfen, die einen Polizisten in der Nähe des Kolpinghauses am Oberschenkel verletzten. Er gehörte zu jener Gruppe, die am Morgen des 1. Mai mit dem Bus angereist kam - und angeblich, so beteuerte er wiederholt, per Zug nach Siegen weiterfahren wollte.

"Plötzlich stürmten beim Böllerknall alle los"

Beim Aussteigen aus dem Bus, so seine Version, sei plötzlich überall Polizei gewesen. Mit hochgezogenen Augenbrauen hörte Amtsrichter Sebastian Hans: „Die haben uns regelrecht die Treppe hochgetrieben, mit Schlagstöcken und so. Uns blieb ja gar keine andere Wahl.”

Bewundernswert, wie sachlich und ruhig die als Zeugen geladenen Polizisten jenen nicht nur für sie schrecklichen und gefährlichen Tag Revue passieren lassen. „Irgendeiner ließ einen Böllerschuss hoch, dann stürzten alle los. Es war chaotisch”, erinnert sich ein Beamter an ein „Katze- und Maus-Spiel”, bei dem aus irgendwelchen Ecken plötzlich Rechte auftauchten.

"Das waren Zustände wie im Bürgerkrieg"

Oberhalb der Katharinentreppe, am Freistuhl, flogen Flaschen, Steine. „Ich habe erst zuhause gemerkt, dass ich verletzt war. Man war so mittendrin.” Jener Polizist wollte wie seine tapferen Kollegen nur eines: Die friedlichen Mai-Demonstranten schützen, auf die es die Rechten kurz darauf abgesehen hatten. „Aus einer Gruppe heraus flogen Steine. Und er war dabei” will der Beamte den Angeklagten erkennen. Ob er es jedoch war, er explixit den Stein auf ihn warf, „das kann ich nicht mit Sicherheit sagen”. Das wiederum will sein Kollege gesehen haben - der jedoch nicht mitbekam, wo genau der Stein landete.

Und der Angeklagte? Der behauptet fest und steif, man habe ihn schon früher, in der Nähe der Treppe, festgenommen. „Das war eine Polizistin mit roten Haaren.” An zwei Prozesstagen will das Gericht nun Video-Aufnahmen sichten und weitere Zeugen hören.

Quelle: Der Westen vom 29.09.09

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