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Mieter haben „die Schnauze voll“

Die Luft brannte am Kiepeweg in Westerfilde. Bei einer von Mieterbeirat und SPD initiierten Protestaktion gegen die „Eintreibungsmethoden der Vermietungsheuschrecke Griffin“ machten die Anwohner ihrem Ärger lauthals Luft.

„Die Zumutungen in der Griffin-Siedlung haben in den letzten Wochen deutlich an Schärfe zugenommen. Inkassobüros treiben an Haustüren Geld ein, eine Mieterhöhung zwischen 10- und 20 Prozent steht mit der Begründung an, es sei ja so viel renoviert worden“, schimpft Westerfildes SPD-Ortsvereinsvorsitzender Horst Wenzel.

Protestaktion

Und Mieter, die ihrem Recht nachgekommen seien, mit Mietkürzungen auf Reparaturversäumnisse zu reagieren, hätten trotz Versprechungen sogar Mahnschreiben erhalten. Das sei an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten, so der junge Genosse. „Nachbesserungen an unseren Häusern wurden doch nur oberflächlich durch neue Farbe gemacht“, berichtet Anneliese Bauch. Sie muss es wissen, wohnt sie doch seit mehr als 40 Jahren im Kiepeweg .

„Jetzt reicht es. Wir haben die Schnauze voll“, fand Mieterbeiratsvorsitzende Monika Hohmann gestern einmal mehr deutliche Worte. „Die schon lange versprochenen Sanierungsinvestitionen scheinen komplett auszubleiben. Dabei ist es so ungemein wichtig, dass wir hier endlich neue Fenster mit einer Außendämmung bekommen. Die kalte Jahreszeit kommt schnellen, als man denkt. Auch die Dächer haben es dringend nötig.“

An rund 750 Wohnungen in Westerfilde, betont Monika Hohmann, stünden Instandsetzungen an. Der Leerstand sei im Kiepeweg, an der Speckestraße und im Gerlachweg mit rund 60 Prozent sehr hoch. „Die beauftragten Maler gehen hier einmal mit dem Pinsel drüber, um die Wohnungen in den Siedlungen optisch aufzuhübschen. Doch das reicht beileibe nicht aus.“ Das sieht Helmut Lierhaus, Chef des Dortmunder Mietervereins, ähnlich: „Die Mieter werden immer wieder hingehalten. Ich verstehe deren großen Ärger. Bedauerlicherweise werden die Gelder für notwendige Investitionen von den Gläubigerbanken nicht frei gegeben.“

Derweil bewundert CDU-Ratsmitglied Erwin Bartsch „die Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit des Mieterbeirates. Wie Frau Hohmann immer wieder solche Aktionen aus der Taufe hebt, das ist schon großartig.“ Im Übrigen , so Bartsch, „wissen wir doch alle nicht, ob Griffin überhaupt noch in der Lage ist, zu investieren Vielleicht haben sie ja auch schon Insolvenz angemeldet. Meine Geduld wäre hier schon längst erschöpft.“ Das wiederum sehen die betroffenen Mieter anders. „Stoppt den Verfall“, „Verraten und verkauft“, „Ausgesaugt und abgeschrieben“, Wann kommt der Neubeginn?“ - an zahlreichen Fenstern flatterten gestern Transparente und Bettlaken im Wind.

„Stoppt den Verfall“

Monika Hohmann rief die Mieter mit dieser von ihr eingeleiteten Aktion zum Protest auf. „Ziel ist es, die Vermieter endlich aufzuwecken.“ Im Vorfeld soll ein Griffin-Mitarbeiter ihr geraten haben, auf eine solche Demo zu verzichten. Die Vorsitzende des Mieterbeirates indes hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Politik und Mieterverein Dortmund stärken ihr kräftig den Rücken. Das gilt auch für den SPD-Landtagsabgeordneten Armin Jahl und Bezirksvertreterin Dorothea Moesch. Jahl will sich im Landesparlament für eine Stärkung der Mieterrechte stark machen. Dorothea Moesch forderte unterdessen, „die Städte müssen endlich wieder mehr Kompetenzen im Umgang mit Vermietungsheuschrecken bekommen.“

Quelle: Der Westen vom 16.08.10

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