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Kitas und Einzelhandel: 2000 demonstrieren für mehr Geld und Gesundheitsschutz

Rund 2000 Menschen vor allem aus den Kindertageseinrichtungen, aber auch aus dem Einzelhandel demonstrierten am Freitagvormittag in Dortmund gemeinsam für gesündere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung.

Die große Mehrheit der Streikenden kam aus den städtischen Kindertageseinrichtungen, lediglich rund 80 Teilnehmer aus dem Bereich Einzelhandel. "Die Situation ist nicht die tollste. Das wirkt sich auch auf die Kampfkraft aus", räumte Norbert Hüwel, verdi-Sekretär für den heimischen Einzelhandel, ein.

Bei der Mobilisierung etwa der Karstadt-Mitarbeiter habe man sich aufgrund der schwierigen Situation des Unternehmens bewusst zurückgehalten. So sammelten sich vor allem Mitarbeiter von Kaufhof, Saturn, Schlecker und Praktiker Baumarkt auf dem Alten Markt. Nichtsdestotrotz ist es laut Hüwel nötig, auch im Interesse des Handels, dass die Binnennachfrage durch Gehaltserhöhungen angekurbelt wird.

"Lautstärke unheimlich hoch"

Unterstützt in diesen Forderungen wurden die Einzelhandelsbeschäftigten von den Mitarbeitern der städtischen Kindertageseinrichtungen, die gemeinsam in einem Demonstrationsmarsch zum Katharinentor zogen. Die Kita-Beschäftigten wollten vor allem einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung für den Sozial- und Erziehungsdienst durchsetzen. Bisher hat die Verinigung Kommunaler Arbeitgeber die Aufnahme von Verhandlungen darüber abgelehnt.

"Die Lautstärke bei uns ist unheimlich hoch", sagt etwa Isolde Hartmann, Leiterin der Kita Tiefe Mark. Die 51-Jährige, die seit 30 Jahren in diesem Bereich tätig ist, kann auf einem Ohr schon nicht mehr richtig hören. "Der Lärmschutz muss erhöht werden", fordert sie. Das könne man durch entsprechende Fußböden, Vorhänge und Decken erreichen.

Impfung aus eigener Tasche bezahlen

Darüber hinaus müsse sie etwa eine Hepatitis-Impfung aus eigener Tasche bezahlen. Lediglich bei ihrer Einstellung vor 13 Jahren seien einmal ihre Augen untersucht worden. Auch die Stühle seien für Erwachsene nicht geeignet. Oftmals fehle selbst die Hygieneseife. "Seit Kibiz haben sich die Bedingungen sehr zugespitzt", stellt sie fest. Die Eltern könnten immer flexibler die Betreuungszeiten wählen, die Erzieherinnen müssten im Gegenzug immer flexibler arbeiten.

Sicherlich sei es für die Eltern "blöd", wenn alle Kitas aufgrund des Streiks geschlossen seien. "Aber viele unserer Eltern zeigen sich mit uns solidarisch", meint sie. Außerdem werde sich nur etwas verändern, "wenn es weh tut".

RN vom 15.05.09

Erzieher und Sozialarbeiter wollen Gesundheit im Tarifvertrag

2000 Menschen streiken - auch noch Montag und Dienstag

Rund 2000 Beschäftigte in Sozial- und Erziehungsdiensten haben Freitag vor dem Rathaus gestreikt. Unter anderem 108 städtische Kitas blieben deswegen geschlossen. „Das ist gut gelaufen”, bilanziert Verdi-Sprecher Martin Steinmetz.

Auch etwa 20 wütende Eltern seien mit ihren Kindern zum Rathaus gekommen.

Schuldezernentin Waltraud Bonekamp beruhigte die Eltern: „Das ist eine schwierige Situation. Mir tut das persönlich wirklich leid”, sagt die Mutter von vier Kindern. Für Kindergärten gelte die Notfallverordnung nicht. Daher müssten die Kitas im Streik keine Betreuungslätze bereithalten. Anders bei lebensnotwendigen Diensten und Sicherheit und Ordnung: zum Beispiel Pflegekinderdienst und Sozialpsychatrischer Dienst hätten Notfälle betreut.

Für Eltern, die Geld oder ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie ihre Kinder selbst betreuen müssen, hat die Stadt 90 Notfallplätze in drei Kitas ausgehandelt. 30 Erzieherinnen werden „Bereitschaftsdienst” machen. Unter 0231/ 50-26 634 werden diese Plätze verteilt. Auch Montag und Dienstag wollen Erzieher und Sozialarbeiter in Dortmund noch streiken.

Quelle: WAZ vom 15.05.

Kita-Streik: Bei Müttern regt sich Protest


Während Hochzeitspaare mit roten Herz-Luftballons vor dem Standesamt stehen, warten nicht weit davon entfernt im Rathausfoyer fast zwei Dutzend aufgebrachte Mütter samt Kindern.

Um diese Zeit sollten die Kleinen in einer Kindertagesstätte untergebracht sein, doch gestern streikten die Beschäftigten der Kindertagesstätten und Jugendämtern. Noch bis einschließlich Dienstag.

Wohin mit den Kindern? Vor dieser Frage standen viele Eltern. „Wir wollen zum Langemeyer. Vielleicht hat der 'ne Betreuungsmöglickeit”, meinten einige Mütter zornig. Man protestiere auch gegen die katastrophalen Bedingungen in den Tagesstätten. „Da muss man oft auf dem Fußboden die Kinder wickeln”, sagt eine verärgerte Mutter. Martin Steinmetz, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, ist überrascht und enttäuscht: „Unser Angebot Eltern helfen Eltern bei solchen Ausnahmesituationen ist nicht angenommen worden.” Gerade auch weil die bereitgestellten Notfallplätze für Kinder betroffener Eltern noch gar nicht belegt seien. „Wir würden ihnen sehr gerne richtig helfen, doch sie nehmen es nicht an", betont Steinmetz.

Für den verhinderten OB stieg Stadträtin Waltraud Bonekamp, verantwortlich für Familienprojekte und Jugendämter, in den Ring. Sie zeigte auf der einen Seite Verständnis für die Mütter: „Es tut mir sehr leid für die Eltern. Wir haben mit Verdi eng zusammen gearbeitet. Und durch die Notfallpätze wollten wir solch eine Situation vermeiden.” Auf der anderen Seite war auch sie überrascht: „Nach dem jetzigen Stand sind noch 70 freie Plätze in den Notfall-Kitas.”

„Streikmethode ist total veraltet”

OB-Kandidat Mario Krüger (Grüne) meint: „Da muss viel improvisiert werden. Man muss auf die Betreuungsmöglichkeiten der Eltern eingehen.” Es sei sinnlos, dass der Notfallplatz zu weit von der Arbeitsstätte entfernt liege.

Sturmi Siebers steht mit Enkel Jakob (2) im Foyer. Er hat sich bereit erklärt, während seine Tochter arbeitet, auf ihn aufzupassen. „Was im Bereich Kinderpolitik passiert ist skandalös. Durch Stellenverringerung ist keine ordentliche Arbeit mehr möglich", meint er. Und Andreas Haupt, neben Siebers der einzige Mann, der sich am Streik beteiligte: „Der Streik ist gerechtfertigt, aber die Streikmethode von Verdi total veraltet. Darunter leiden nur die Mütter und Kinder.”

Quelle: WR vom 15.05.09

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