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Jugendhilfe erklärt Oberbürgermeister die Kapitulation

Dortmund ist nicht Bremen. Noch nicht, denn hört man Mitarbeiter der Jugendhilfe, kann ein Fall Kevin hier eintreffen. Und zwar täglich.

"Wir haben in unserem Bezirk zehn Kinder, in deren Familien überall das Gleiche geschieht", berichtete eine völlig frustrierte Mitarbeiterin in der gestrigen Personalversammlung der Jugendhilfedienste. Sie sprach von Misshandlungen, von Schlägen und mangelnder Versorgung. Und sie sprach von der täglichen Überlastung aller Kollegen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis alle krank wären.

In den Ohren der Beschäftigten klang es da wie Hohn, in welchem Maß Dezernent Siegfried Pogadl und Jugendamtsleitung bei der nötigen Besetzung vakanter Stellen herumeierten. Personalratsvorsitzender Pitt Meyer wurde nicht schlau aus der Taktik: Es gebe fünf unbesetzte Stellen, für die fünf Bewerbungen vorlägen. Warum also besetze man sie nicht, und zwar sofort? Bodo Weirauch, der stellvertretende Jugendamtsleiter, sprach von drei ausgeschriebenen Stellen, auf die vierte kehre eine Mitarbeiterin aus dem Erziehungsurlaub vorzeitig zurück und die fünfte sei in der Abstimmung. Meyer zürnt: "Warum hat man nicht alle fünf Stellen ausgeschrieben?" Immerhin schließe sich noch das Auswahlverfahren an, in der Regel sechs bis acht Wochen, die wieder an Zeit verstrichen.

Aus einer der Gewerkschaft verdi vorliegenden Anzeige geht hervor, das Mitarbeiter ihrem obersten Dienstherren, Oberbürgermeister Dr. Langemeyer, Einschreiben mit Rückscheinen geschickt haben. Darin heißt es u. a.: "Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass mögliche Fehler oder Mängel in meiner Tätigkeit aus der nachstehenden geschilderten Überlastung resultieren..." und "Inzwischen ist mir der Überblick über meinen Bezirk verloren gegangen." - bö

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 15. November 2006
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