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Antifaschistischer Frühjahrsputz

Hand in Hand gegen Rechtsextremismus. 150 Menschen mit Glasreinigern und Spachteln auf dem Weg nach Dorstfeld - ein ungewöhnliches Bild einer ungewöhnlchen Aktion. Das Bündnis Dortmund gegen Rechts hatte zum antifaschistischen Frühjahrsputz aufgerufen.

Stefan Nölleke war zufrieden. 150 junge Demonstranten hatten am Freitag für das Bündnis Dortmund gegen Rechts zwischen der Rheinischen Straße und dem Dorstfelder Zentrum mit Sprühreinigern und Spachteln die allgegenwärtigen Spuren „autonomer Nationalisten“ beseitigt und eigene Spuren hinterlassen: Mit „Heilt Hitler“-Stickern überklebten sie neofaschistische Propaganda. Die Demo verlief friedlich. Zwar kam es nach dem Umzug auf der Rheinischen Straße ab 16.30 Uhr im Dorstfelder Zentrum immer wieder zu Provokationen und Verbal-Attacken zwischen etwa 20 in Dorstfeld wohnenden Rechtsextremisten und den 150 Demonstranten.

Polizei verhinderte Konfrontationen

Doch die Polizei war stets schneller und konnte mit Einsatzkräften aus zwei Hundertschaften direkte Kontakte in Sekundenschnelle unterbinden. „Solche Provokationen gehören dazu. Gewaltfreiheit ist bei uns im Bündnis aber Konsens“, kommentierte Demo-Veranstalter Nölleke die ständige Suche nach Nähe zwischen beiden Lagern. „Das ist das Übliche“, sagte Polizeisprecher Wieland.

Dorstfeld ist ein bunter Stadtteil

Warum Lea (16) und Yinka (17) von der Bezirksschülervertretung mitputzten, begründeten die politisch engagierten Mädchen so: „Dorstfeld ist ein bunter Stadtteil. Wir wollen den braunen Dreck nicht. Die Menschen hier sollen wissen, dass wir uns mit ihnen solidarisieren.“

Die Dorstfelder Neonazis wohnen mitten unter diesen Menschen. Im Zentrum und den kleinen Seitenstraßen. Sie hielten Fahnen aus den Fenstern, fotografierten und provozierten die Demonstranten. Ein ausländischer Bürger ging wütend auf Polizisten zu. Endlich passieren müsse etwas, er habe Angst um seine Kinder und könne für nichts garantieren, wenn nicht mehr Schutz spürbar werde.

Dazu Lea: „So etwas ist doch beängstigend.“

Quelle: RN vom 20.03.10

Rechte Propaganda einfach weggeputzt

Zum Frühjahrsputz in Dorstfeld hatte gestern das „Bündnis gegen Rechts” aufgerufen. Wie im vergangenen Jahr hatten sich gut 100 Menschen zusammengefunden, um U-Bahn- und Bushaltestellen, Laternenpfähle und andere öffentliche Flächen von Propaganda-Aufklebern der Neo-Nazis zu befreien.

Treffpunkt war die U-Bahnstation Heinrichstraße. Über die Rheinische Straße, den Wilhelmplatz ging es dann zum S-Bahnhof Dorstfeld. Unterwegs gab es friedliche Zwischenkundgebungen, bei denen die Organisatoren auf die Problematik hinwiesen, die die Stadt mit Rechtsextremen hat. Der Zug konnte jedoch nicht, wie geplant, um 15 Uhr starten, da die Polizei, die den Frühjahrsputz begleitete, einen anonymen Hinweis auf Sprengstoff entlang der Strecke erhalten hatte. „Wir haben das mit Sprengstoffspürhunden überprüft, aber nichts dergleichen gefunden”, so Polizeisprecher Wolfgang Wieland.

Massenblockade am 4. September geplant

Da auch in diesem Jahr in Dortmund mit einem Aufmarsch Autonomer Nationalisten am 4. September zu rechnen sei, hat das Bündnis „Dortmund stellt sich quer” bereits jetzt zu Massenblockaden aufgerufen. „Anknüpfend an die Verhinderung des neofaschistischen Großaufmarsches am 13. Februar in Dresden, wollen wir den Aufmarsch der Nazis mittels Blockaden stoppen. Wie bereits bei den erfolgreichen Blockaden in Dresden oder denen gegen den „Anti-Islamisierungskongress” der rechtsextremen Partei „PRO NRW” 2008 in Köln, wird von unseren Blockaden keine Eskalation ausgehen”, heißt es in dem Schreiben, für das Prof. Wolfgang Richter und Peter Neuhaus verantwortlich zeichnen. Der Aufruf des Bündnisses wird unter anderem vom Liedermacher Konstantin Wecker und dem Linksparteipolitiker Hans Modrow unterstützt.

Auch bei Dortmunds Kreativschmiede und Textillabel „4600” im Schatten des Bodelschwingher Schlosses haben sich die Verantwortlichen mit dem Problem Rechtsradikalismus auseinandergesetzt. Dabei herausgekommen ist das, was sie am besten können: ein T-Shirt. „Wir sind eine weltoffene Stadt und schätzen die bunte Mischung der Kulturen, die an jeder Straßenecke hervorblinkt. Das wollen wir mit diesen Shirts zum Ausdruck bringen”, sagt Inhaber Sascha Hoffmann. Damit auch wirklich viele Menschen mit dem Slogan „Für Dortmund. Gegen Nazis” herumlaufen, hat das Unternehmen den Preis bei 11,11 Euro angesetzt. Erhältlich sind die Shirts unter www.4600dortmund.de.

Quelle: WR vom 19.03.10

 

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