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Rechtsextremismus unter der Lupe

Die rechtsextreme Szene in Dortmund und die vorhandenen Netzwerkstrukturen dagegen werden in den nächsten Monaten genau unter die Lupe genommen.

Die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie unter Federführung des Sonderbeauftragten Hartmut Anders-Hoepgen hat damit das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld unter der Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer und Andreas Grau im Rahmen einer städtischen Auschreibung beauftragt. Ein Viertel der für 2008 und 2009 zur Verfügung stehenden Finanzmittel, insgesamt 50 000 Euro, werden in die umfangreiche Untersuchung des renommierten Instituts fließen.

Netzwerkstrukturen oder nur "heiße Luft"

Es soll im Rahmen des Aktionsplans handlungsorientiert dazu beitragen, die Problemlagen mit Rechtsextremismus zu analysieren, bestehende Strukturen und Aktivitäten dagegen effektiv zu vernetzen und zielgerichtet auszubauen, sowie ein umfassendes städtisches Handlungskonzept für Vielfalt, Demokratie und Toleranz zu erstellen. "Man kann die Stadt nur beglückwünschen, dass sie offensiv mit dem Thema umgeht", betonte Projektleiter Heitmeyer bei der Vorstellung des Vorhabens.

"Rechtsextremismus kann zwar ohne Wahlerfolge leben - aber nicht ohne eine entsprechende Stimmung in der Gesellschaft", betonte der Extremismus-Forscher. Daher wird sein siebenköpfiges Team in den kommenden Monaten zahlreiche Gespräche mit Verantwortlichen aus Stadt, Polizei, Justiz und gesellschaftlichen Gruppen führen, von Wohlfahrtsverbänden bis zu Sportvereinen. Sie werden Experten-Interviews mit Mitgliedern vieler Organisationen machen, aber auch mit Akteuren aus dem rechtsextremen Spektrum.

Doch nicht nur das: Es werden auch die lokalen Sozialräume analysiert, in denen rechtsextremes Gedankenübel gedeihen kann. Dazu werden auch Bewohner der entsprechenden Quartiere befragt. Außerdem will das Team von Heitmeyer die lokalen Netzwerke untersuchen. "Es ist immer fraglich, ob es wirklich Netzwerke sind", sagte er mit Blick auf Untersuchungen in anderen Städten. "Oft ist es nur heiße Luft." Daher schauten viele ungern genau hin. "Aber genau das werden wir tun", versichert der Bielefelder Forscher.

Bis Mitte April wollen sie die nötigen Informationen zur Verfügung haben. Im Mittelpunkt steht dann die Frage, wie man der "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" begegnen könne. Die bisherigen Untersuchungen seines Instituts hätten gezeigt, dass die politischen Konzepte vielerorts "bestenfalls naiv" seien und die Lage komplizierter als gedacht. Sie wollen daher die Dortmunder beraten und gemeinsam ein schlüssiges Handlungskonzept entwickeln. Ziel ist die Schaffung und Stärkung der Netzwerke, in denen die Stadtgesellschaft offensiv rechtsextremistischen Tendenzen begegnen kann. "Doch dafür müssen die zivilgesellschaftlichen Gruppen mit ins Boot."

Quelle: WAZ vom 20.10.08

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