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Öko-DEW ?

Im April verkündete unser lokalpatriotischer Energieversorger DEW21 stolz den Kauf eines Windparks in Sachsen-Anhalt. Und weitere Windräder sollen hinzu kommen. Das ist wirklich mal eine erfreuliche Nachricht. Weiter so! Im folgenden Beitrag trotzdem einige kritische Anmerkungen.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist der Kauf der 37 Windräder ja schon mal. Aber das ist noch lange kein Grund, DEW jetzt als ökologischen Energieversorger darzustellen.

Der größte Teil des DEW Stroms wird immer noch mit Kohle und Gas erzeugt. Und: Knapp ein fünftel – 19 % - des DEW-Stroms kommt aus Atomkraftwerken. Gerade mal ein viertel des von DEW verkauften Stroms stammt aus sogenannten erneuerbaren Energieen.

Und nur 5 % des DEW-Stroms ist auch tatsächlich selbst erzeugter, echter Ökostrom. Mit dem Kauf des Windparks in Sachsen-Anhalt verdoppelt sich die Menge an selbst erzeugtem Ökostrom immerhin. Selbstverständlich ist es juristisch korrekt, wenn DEW behauptet, 25 % ihres Stroms wären Ökostrom. Die Frage ist nur: was ist da mit Ökostrom gemeint?

Mittlerweile gibt es einen bunten Zoo an Öko-Strom-Labels. DEW-Ökostrom wird mit dem label watergreen verkauft. Und das ist eine waschechte Mogelpackung. Ökostrom mit watergreen-label, bedeutet nämlich nur, dass DEW für diesen Strom sogenannte RECS-Zertifikate gekauft hat. Der Strom kann aber trotzdem aus dem nächstbesten Atomkraftwerk kommen.

In Skandinavien wird beispielsweise schon seit vielen Jahren der größte Teil des Stroms in Wasserkraftwerken erzeugt. Für jede dort gewonnene Kilowattstunde Strom bekommt der Hersteller ein Zertifikat. Dieses Zertifikat kann er verkaufen.

DEW kauft solche Zertifikate für etwa 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Damit darf DEW die gleiche Strommenge aus Atom- oder Kohlekraftwerken als Ökostrom bezeichnen. So einfach wird aus konventionellem Strom Ökostrom.

Der Nutzen für die Umwelt ist gleich Null. In Skandinavien wird so viel Strom aus Wasserkraft gewonnen, dass mit den dazugehörigen Zertifikaten die gesamte bundesdeutsche Produktion von Atom- und Kohlestrom für Haushaltskunden zu Ökostrom umetikettiert werden könnte.

Dieses System schafft keinerlei Anreiz für den Bau neuer umweltfreundlicher Anlagen. Unterm Strich wird weiter so viel konventioneller Strom produziert wie bisher.

Und ein weiteres städtisches Unternehmen, die Dortmunder Stadtwerke macht bei der Verbraucherverarschung fleissig mit. Nachdem DSW durch die Abschaffung des Sozialtickets ca. 15.000 Kunden und Kundinnen verloren hat, hat DSW jetzt eine Werbekampagne gestartet. „Mit Bus und Bahn sind Sie total umweltfreundlich unterwegs. Mobilität ganz ohne CO2 Produktion.“ ist auf zahllosen Werbeflächen in der Stadt zu lesen.

Tatsächlich betreiben die Stadtwerke ihre Bahnen mit diesem sog. Öko-Strom von DEW – billig an der Strombörse eingekaufter Kohle- oder Atomstrom - aufgepeppt mit Ökostromzertifikaten für 0,05 Cent pro kWh.

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