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Zwischen "Pest und Cholera"

Nie wieder "Glück auf". Für 502 der 1220 Mitarbeiter bei Deilmann-Haniel ist bald Schicht im Schacht. Weil die Aufträge ausbleiben, streicht das angeschlagene Bergbau-Spezial-Unternehmen in Kurl ihre Arbeitsplätze. Einziger Trost: Den Betroffenen bleibt der Gang zum Arbeitsamt (vorerst) erspart.

Wie Geschäftsführung und Gewerkschaft IG BCE am Mittwoch mitteilten, erhalten 236 Beschäftigte nach einem Übergangsjahr in Kurzarbeit Frührente. Weitere 266 wechseln in eine Transfergesellschaft, in der sie ein Jahr lang die Chance haben, sich einen Job zu suchen. Damit konnte aus Sicht der Gewerkschaft IG BCE das Schlimmste verhindert werden. Landesbezirksleiter Kurt Hey: "Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen. Damit haben wir mehr erreicht als mancher zu Beginn der Auseinandersetzung zu hoffen gewagt hat."

In der Tat. Unternehmenssanierer Jochen Rölfs wollte ursprünglich 800 Mitarbeiter rauswerfen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Damit wäre die Belegschaft nahezu halbiert worden.

Erst am späten Dienstagabend stieg nach monatelangen festgefahrenen Verhandlungen weißer Rauch auf. Unternehmensleitung und Gewerkschaft arbeiteten einen Sozialplan aus und vereinbarten einen Interessenausgleich.

Freude wollte aber beim Betriebsratsvorsitzenden Walter Dilly keine aufkommen. Die ganz große Katastrophe sei zwar noch in letzter Minute abgewendet worden. Die Aufnahme in eine Transfergesellschaft sei für die Betroffenen aber nicht mehr als die "Wahl zwischen Pest und Cholera".

Der Technische Geschäftsführer Wolfgang Peters sagte, Deilmann-Haniel habe nun wieder Luft zum Atmen. Allerdings werden auch jene Kumpel und Verwaltungsangestellten, die ihren Job behalten, den Gürtel enger schnallen müssen. Auf sie kommen Einkommenseinbußen von bis zu 20 Prozent zu. Unternehmensleitung und Gewerkschaft rechnen mit schwierigen Verhandlungen.

Die zu Deilmann-Haniel gehörende Maschinen- und Stahlbau GmbH Mining Systems ist von dem Streichkonzert übrigens nicht betroffen. Die Firma habe es rechtzeitig geschafft, sich "abzunabeln". Die 330 Mitarbeiter in Dortmund müssten sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, hieß es. - ar

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 16. August 2006

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