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Zurück zu den Anfängen

oder "Wie Phoenix aus der Asche?" Zu Sinn und Unsinn des Dortmunder Phoenix-Sees

Die Geburtsstunde Hördes liegt im 11. Jahrhundert. Wellinghofer Reichsleute waren es, die das Sumpfgebiet nutzbar machten, erste Höfe und eine Mühle errichteten. 900 Jahre später setzt die Stadt Dortmund alles daran, die Gegend wieder unter Wasser zu setzen.

Rund 160 Jahre lang wurde auf den Phoenix-Flächen Stahl hergestellt und weiter verarbeitet. Dieses Kapitel der Hörder Geschichte fand mit der letzten Schmelze im April 2001 sein Ende. Die Warmbreitbandstraße wurde schon im März geschlossen. Mitte der 80er Jahre war das noch die modernste Anlage Europas.

Seitdem hat sich viel getan. Die Abbrucharbeiten sind zum größten Teil abgeschlossen. An manchen Stellen ist Hörde schon heute nicht mehr wiederzuerkennen. Dort wo die gigantischen Anlagen standen und den Blick versperrten sind zur Zeit riesige Brachflächen zu bestaunen. Was man diesen Flächen jedoch nicht unbedingt ansieht ist die enorme Bodenbelastung. 160 Jahre Stahlindustrie haben ihre Spuren hinterlassen; leider auch in Form von Schwermetallen, Ölen und Schlimmerem. Die (recht optimistischen) Planer gehen davon aus, dass ca. 10 % des Bodenaushubs deponiert werden müssen.

In diesem Monat beginnen die Bagger mit dem Bodenaushub für den rund 24 Hektar großen Phoenix-See. Das ist in etwa die Größe der Hamburger Binnenalster. 3 Millionen Kubikmeter Boden werden für den 2,5 bis 3 Meter tiefen See ausgebaggert. Was an Bodenaushub nicht auf die Deponie muss, wird zur Gestaltung des Ufergeländes verwendet. An den Ufern sind hochwertige Wohneinheiten, Gewerbeflächen, Büros, ein Yachthafen, eine Seebühne, Vergnügungsinseln, eine Promenade und Gastronomie geplant. In 2 Jahren soll der See geflutet werden. Dann wird sich zeigen, ob der See nicht durch einen längst vergessenen Kohlestollen zu einem Fass ohne Boden wird.

Wer sich auf Badespaß freut, wird enttäuscht. Der Phoenix-See ist als Naturschutzgebiet geplant. Das heißt: Boot fahren erlaubt - für diejenigen die es sich leisten können - schwimmen verboten. Da stellt sich die Frage was vor wem geschützt wird: der See vor den Dortmundern, die Dortmunder vor dem Seewasser oder die Bürger des "neuen Dortmund" vor den jetzt nicht mehr verwertbaren Hoesch-Arbeitern.

Insgesamt 80 Millionen Euro Steuergelder geben das Land NRW und die EU für den Phoenixsee. Die weiteren Kosten werden wohl an den DortmunderInnen hängen bleiben. Den städtischen Haushalt soll das aber nicht direkt betreffen. Zur Planung und Durchführung des Projekts wurde die Phoenix Ost Entwicklungsgesellschaft mbH gegründet - als 100 %ige Tochter der Stadtwerke AG. Wenn die KundInnen der Stadtwerke über Gas- und Strompreise bzw. Busfahrkarten schon den Flughafen mit finanzieren, ist ihnen wohl nach Ansicht der Verantwortlichen auch dieses Luxus-Projekt zumutbar.

Die Verantwortlichen der Stadt gehen allerdings davon aus, dass das Projekt durch den Verkauf der Seegrundstücke Gewinn abwirft. Geplant sind in der Einflugschneise des Dortmunder Flughafens 1300 hochwertige Wohneinheiten. Sicherlich werden diese einen ähnlich reißenden Absatz finden wie die hochwertige Bebauung an der Stadtkrone Ost. So ganz nebenbei soll der See dann auch noch tausende von Arbeitsplätzen bringen.

Der Gewinner bei der ganzen Geschichte steht aber schon fest: die Stahlbarone (die heute Aktionäre und Manager heißen) haben in Hörde 160 Jahre lang gut Geld verdient. Jetzt hat Thyssen Krupp das verseuchte Gelände für 13 Millionen Euro an die Stadt Dortmund verkauft. Nach dem Verkauf wurden die Anlagen und Gebäude von Thyssen Krupp abgerissen. Dafür hat der Konzern von der Stadt ungefähr noch einmal die gleiche Summe erhalten. Für die Sanierung des Bodens ist der neue Eigentümer verantwortlich. Vielen Dank Herr Langemeyer.

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