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Zum Leben reicht's nicht

Der Niedriglohnsektor in Dortmund expandiert - stärker als im Rest des Landes. Viele Beschäftigte können mit dem Einkommen nicht einmal ihre Existenz sichern, für die Altersvorsorge reicht es erst recht nicht.

Zu diesem Schluss kommt Dr. Klaus Kock, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sozialforschungsstelle. Seine Studie belegt das, was Gewerkschaften längst prognostiziert haben - deshalb will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bald eine Kampagne für faire Beschäftigung starten.

"Den herkömmlichen Vollzeit-Arbeitsplatz wird es bald nicht mehr geben", warnt DGB-Chef Eberhard Weber. Immer öfter müssten sich die Menschen mit Praktika, befristeten Arbeitsplätzen, Leiharbeit, Qualifizierungsmaßnahmen und Minijobs über Wasser halten. Die Folge: Die Transferleistungen wie ALG II werden immer stärker in Anspruch genommen, der Arbeitsmarkt zerfalle in zwei Klassen. "Wir müssen ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem schlechte Arbeitsbedingungen geächtet werden", fordert er.

Laut Kock boomen die Minijobs in Dortmund seit dem Jahr 2000 - um 35 Prozent stiegen sie in diesem Zeitraum auf über 40 000. NRW-weit gab es nur eine Zunahme von 18 Prozent. Während früher meist Frauen (z.B. als Putzkräfte, im Einzelhandel oder in der Gastronomie) in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen standen, verdienen heute immer mehr Männer bis zu 400 Euro im Monat. "Inzwischen sind es 37 Prozent", sagt Kock. Immer öfter seien auch Akademiker betroffen.

Laut Kirsten Rupieper vom verdi-Bezirk Dortmund werden die gezahlten Stundenlöhne immer geringer. "Manche kommen, die gerade sechs Euro verdienen." Obwohl das zum Leben kaum ausreicht, beschweren sich wenige. "Sie sind vom Wohlwollen der Arbeitgeber abhängig." Ähnliche Beobachtungen hat Torsten Gebehart von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) gemacht: "Im Bäckerhandwerk gibt es Aushilfen, die zwischen 4 und 5 Euro verdienen." Damit stehe fest, das diese Menschen im Alter in Armut leben müssen. - weg

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 13. Juni 2006
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