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Wut und Trauer prägen Protestzug

"Ich habe mich einfach nur leer gefühlt", beschreibt Patrick Addae seine Gefühle, als er vom Tod seines Freundes Dominique gehört hatte. Der Kongolese war Karfreitag in Eving nach einem mutmaßlichem Kiosküberfall von einem Polizisten erschossen worden. Am vergangenen Samstag trafen sich bis zu 500 Menschen, vornehmlich afrikanischer Herkunft, um zu trauern. Und ihrer Wut Luft zu machen.

Auch Patrick ist inzwischen voller Zorn. Die beiden haben sieben Jahre lang zusammen Musik gemacht, Dominique sei immer ein friedlicher Mensch gewesen. "Es kann ja sein, dass Dominique tatsächlich Mist gebaut hat. Dann hätte er ins Gefängnis gemusst." Die tödlichen Schüsse kann er nicht verstehen.

Freundin Natalie Ritter sieht es ähnlich: "Er war doch so klein und dünn. Die Polizisten hätten ihn überwältigen müssen." Auch eine Reaktion des 45-jährigen Beamten aus Panik vor dem mutmaßlichen Messerangriff lässt sie nicht gelten: "Für solche Fälle werden Beamte doch ausgebildet."

Von vergleichbarer Wut war der gesamte Protestzug geprägt, der sich vom Tatort an der Bayerischen Straße durch die Nordstadt bis zum Auslandsinstitut bewegte. "Gerechtigkeit", forderten die Teilnehmer immer wieder lautstark. "Wir verlangen lückenlose Aufklärung", stand auf einem der Transparente. Auch vereinzelte "Nazi"- und "Mörder"-Rufe waren zu hören, gegen die die begleitenden Polizisten einschritten.

Im Gespräch gaben sich die meisten Teilnehmer dagegen besonnen: "Hier im Ruhrgebiet haben wir eigentlich nur gute Erfahrung mit der Polizei gemacht", meint Dominiques Landsmann Toussaint Botuli, der den Protest mitveranstaltet hat. "Wir glauben an Aufklärung, wollen keine Vorverurteilung."

Gereizt

Dennoch wurde die Stimmung während der Abschlusskundgebung gereizter, vor allem durch das Polizeiaufgebot fühlten sich einige Anwesende provoziert. Um 13.39 Uhr erklärten die Beamten die Versammlung daher für beendet. Bereits um 10.50 Uhr nahm die Polizei vier alkoholisierte Personen fest. Die drei Männer und eine Frau hatten die Demonstrationsteilnehmer in Eving angepöbelt und beleidigt.jo

Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 23. April 2006

 

Beschwerde geht nach Hamm

Über die Einstellung des Verfahrens gegen den Dortmunder Polizisten, der im April einen Kongolesen (23) nach einem Angriff erschossen hatte, muss jetzt die Generalstaatsanwaltschaft Hamm entscheiden. Eine Beschwerde der Angehörigen, deren Ansicht nach mildere Mittel zur Deeskalation gereicht hätten, hält die Staatsanwaltschaft in Dortmund nicht für stichhaltig: "Dazu fehlte die Zeit. Zwischen dem Eintreffen und dem Waffengebrauch des Beamten verging höchstens eine Minute", sagt Behördensprecherin Dr. Ina Holznagel. - weg

Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 24. Oktober 2006

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