Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Soziale Entwicklung Was passiert, wenn nichts passiert?

Was passiert, wenn nichts passiert?

Heute ist Freitag der 13te und jetzt schlägt’s dreizehn. Wir haben heute das Unabhängige Zentrum Dortmund (UZDO) eröffnet und laden zur Pressekonferenz in die alte Kronenbrauerei (nähe Dortmund Stadthaus) um 13.13 Uhr // 16.oo Uhr ist die Austellungseröffnung mit Sektempfang, danach beginnt das Programm.

An die demokratische Öffentlichkeit dieser Stadt,


Eine Initiative aus Subkultur, Kunst, Musik und Politszene hat heute das seit einem knappen Jahrzehnt leerstehende Gebäude der Kronenbrauerei in der Märkischen Straße wieder in Gebrauch genommen. Hier hat das UZDO seit heute seine Heimat gefunden und veranstaltet vor Ort zunächst eine Woche unkommerzieller Kultur. Dabei beziehen wir uns ganz praktisch auf die Einladung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 „Wandel durch Kultur“ herbeizuführen und andere Wege zu gehen, da die konventionellen Wege faktisch nicht mehr funktionieren. Die direkte Aktion der Neunutzung der Kronenbrauerei und die nun bevorstehende Kulturwoche 2010 ist ein Symbol dafür, Stadtpolitik von unten zu machen und eine Einladung an alle interessierten Menschen in Dortmund und im ganzen Ruhrpott, die Initiative für das UZDO kennen zu lernen, zu unterstützen und zu schützen.

Was passiert, wenn nichts passiert?

Über diese Frage kann die Dortmunder Subkulturszene ein langes Lied singen, steht sie doch de facto ohne selbstverwaltete Räume da, die ihnen eine angemessene Bühne bieten und die sie sich auch leisten können und wollen. Die Überbauung des Thier-Areals, der Abriss des Cosmotopia, die zu erwartende Privatisierung des FZW haben große Löcher in das soziokulturelle Leben gerissen, ohne dass neue Räume zur unkommerziellen Nutzung bereitstehen. Demgegenüber steht das dortmund-project und die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 mit Prestigeobjekten wie dem Phoenixsee, dem Konzerthaus, der Stadtkrone Ost oder dem Dortmunder U, die nichts mit unseren Bedürfnissen zu tun haben. Wer U sagt muss auch Z sagen! Dieses Z steht für Eigeninitiative, Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Dieses Z setzt einen Gegenpol zur markttauglichen Kulturindustrie in Dortmund. Wir wollen unser eigenes Bier brauen, denn Leerstand ist Stillstand und Stillstand keine Alternative.

Dortmund fehlt konkret ein Ort mit Proberäumen, Ateliers, Werkstätten, freien Veranstaltungsräumen für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen und Raum für Diskussion und emanzipatorische Politik. Das UZDO stellt ein Zentrum dar, das den Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene decken und dabei einen Treffpunkt schaffen will, ohne Konsumzwang und mit viel Gestaltungsfreiheit.
 Wir fokussieren einen Raum, in dem unfertige aber vorstrukturierte Ideen umgesetzt werden können und der den Kreativen dieser Stadt auch ohne Geld zur Verfügung steht.

Den Leerstand anzupacken, zu steuern und wiederzubeleben, lässt sich erfahrungsgemäß nicht von oben planen, sondern muss viel eher von unten wachsen. Da muss Zeche prellen nicht zwingend als Affront verstanden werden (aber auch), sondern ist fast schon kausale Notwendigkeit, denn: Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn Stadtentwicklung aus unternehmerischer Logik zu risikoreich ist bzw. nicht lohnenswert scheint? Und wenn kommunale Haushalte reihenweise kollabieren? Was passiert dann? Nichts? Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird. Deswegen veranstalten wir vorerst dieses einwöchige Kulturprogramm, vor deren Hintergrund wir eine Nutzungsvereinbarung für 2010 + X verhandeln werden.

Für die Kronenbrauerei und ihre Instandsetzung lassen sich kreative Lösungen und Konzepte für das UZDO finden, die wir innerhalb der Kulturwoche in Workshops ausarbeiten werden. Mit dem UZDO demonstrieren wir unseren Anspruch auf Mitbestimmung, unser Recht auf Stadt! Wir werden mit allen Interessierten ein umsetzbares Nutzungs- und Betreiberkonzept für die Brauerei erarbeiten. Wir, das sind die prekären Über/lebenskünstler, die Marginalisierten dieser Stadt: Menschen aus Theater, bildender Kunst, Fotografie, Film, Musik, Politik, Planung, Kochkunst, Handwerk, Philosophie, Arbeit, Arbeitslosigkeit und viele mehr.
Wir sehen uns als Teil einer bundesweiten Bewegung (Hamburg, Berlin, Düsseldorf), die sich auf das Recht auf Stadt beruft und fordern eine öffentliche Debatte über die Möglichkeit der Leerstandsnutzung durch Innovationen und Visionen, die auf Heterogenität und Lebendigkeit, die auf Bewegung durch Menschen vor Ort angewiesen sind.

Wir fordern nicht zu viel, wenn wir einen offenen Diskurs anstoßen, der die Zukunft der Stadtentwicklung zum Thema hat und die Frage „für wen?“ stellt. Eine (Zwischen-)Nutzung der Kronenbrauerei für 2010 + X durch und für Menschen ist nicht zu viel verlangt. Mit dem Mauerblümchen e.V. bieten wir eine Rechtsform an, der die Trägerschaft¬ in Selbstverwaltung übernehmen kann. Wenn die Ambitionen für einen kreativen Imagewandel in Dortmund wirklich ernst gemeint sind, dann müssen den Worten Taten folgen! Was passiert, wenn was passiert? Raum ist genug da! Wir auch.

Die Stadt sind wir alle.
Wandel durch Kultur. Recht auf Stadt!

Mit freundlichen Grüßen,

Die Initiative für das UZDO.

http://uzdortmund.blogsport.de/

Die Pressemitteilung als pdf zum download

Quelle: Pressemitteilung der Initiative für das UZDO vom 13.08.2010

 

Leerstand nutzen: Kulturszene besetzt die Kronenbrauerei

Eine Initiative aus Subkultur, Kunst, Musik und Politszene hat nach eigenen Angaben heute die seit Jahren leerstehende Kronen-Brauerei besetzt: Dort solle die neue Heimat des Unabhängigen Zentrums Dortmund (UZDO) sein.

Das teilen die selbsternannten „Marginalisierten dieser Stadt“ in einer Mitteilung im Internet mit.

Die Initiatoren beklagen einen Mangel an Proberäumen, Ateliers, Werkstätten und freien Veranstaltungsräumen in der Stadt. Das UZDO solle als Zentrum den Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene decken. Man komme ganz praktisch der Einladung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 nach, Wandel durch Kultur herbeizuführen.

In der Mitteilung heißt es weiter: „Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird.“

Die Initiatoren planen nach eigenen Angaben ein einwöchiges Kulturprogramm. Langfristig wolle man ein Nutzungs- und Betreiberkonzept für 2010 und darüber hinaus vereinbaren. Der Verein „Mauerblümchen e.V.“ solle die Trägerschaft in Selbstverwaltung übernehmen. In einer heute anberaumten Pressekonferenz soll es weitere Informationen geben.

Quelle: Der Westen vom 13.08.2010

Leerstand nutzen: Polizei riegelt besetzte Kronenbrauerei ab

Eine Initiative aus Subkultur, Kunst, Musik- und Politszene hat die seit Jahren leerstehende Kronen-Brauerei besetzt.

Die Kultur-Initiative UZDO hat das leerstehende Gelände der ehemaligen Kronen-Brauerei besetzt. Das teilen die selbsternannten „Marginalisierten dieser Stadt“ über das Internet mit.

Die Polizei hat das Gelände abgeriegelt und ist mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. Die Räumung des Geländes steht offenbar unmittelbar bevor. Die Beamten haben den Besetzern angeboten, das Gelände zu verlassen. Doch die lehnten ab. Nun bereitet sich die Polizei offenbar auf die Stürmung des Geländes vor.

Mangel an Proberäumen

Die Initiatoren beklagen einen Mangel an Proberäumen, Ateliers, Werkstätten und freien Veranstaltungsräumen in der Stadt. Das UZDO solle als Zentrum den Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene decken. Man komme ganz praktisch der Einladung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 nach, Wandel durch Kultur herbeizuführen.

In der Mitteilung heißt es weiter: „Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird.“

Die Initiatoren planen nach eigenen Angaben ein einwöchiges Kulturprogramm. Langfristig wolle man ein Nutzungs- und Betreiberkonzept für 2010 und darüber hinaus vereinbaren. Der Verein „Mauerblümchen e.V.“ solle die Trägerschaft in Selbstverwaltung übernehmen. In einer heute anberaumten Pressekonferenz soll es weitere Informationen geben.

Quelle: Der Westen vom 13.08.2010

Besetzung: Besetzer verlassen friedlich das Kronen-Gelände

Die Kultur-Initiative UZDO hat am Freitag das leerstehende Kronen-Gebäude an der Märkischen Straße besetzt. Mittlerweile ist die Aktion friedlich aufgelöst. Die Polizei war mit Dutzenden Beamten vor Ort – das Gelände war eine Stunde abgeriegelt.

Ein halbes Jahr lang hatte die Kultur-Initiative UZDO auf diesen Tag hingearbeitet – und dann war’s so schnell vorbei. Am Vormittag schlichen sich die Kulturschaffenden in das leerstehende Verwaltungsgebäude der ehemaligen Kronen-Brauerei an der Märkischen Straße, wischten feucht durch, hängten Bilder auf, montierten Kunstobjekte. Eine Erlaubnis des Eigentümers indes gab es nicht. Stattdessen erstattete er Anzeige wegen Hausfriedensbruchs – allerdings auf Vorbehalt. Ob es tatsächlich zu einer Anzeige kommt, ist noch fraglich. Die Besetzer könnten daher mit einem blauen Auge davonkommen.

Dabei wollten die Künstler mindestens eine Woche lang bleiben. Hatten ein Programm vorbereitet. Sogar eine Pressekonferenz für Freitagmittag angesetzt, zu der etliche Medien erschienen. Und genau bis zu diesem Punkt war alles, wie es sich die rund 60 Besetzer gewünscht hatten. Danach riegelten Dutzende Polizisten das Gelände ab. Niemand rein, niemand raus – außer, man ließ seine Personalien nebst Polizeifoto da. Dennoch blieb alles friedlich. Nach und nach verließen die Kulturschaffenden das Gelände.

Mangel an Proberäumen

Grund der Besetzung: Die Initiatoren beklagen einen Mangel an Proberäumen, Ateliers, Werkstätten und freien Veranstaltungsräumen in der Stadt. Das UZDO solle als Zentrum den Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene decken. Man komme ganz praktisch der Einladung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 nach, Wandel durch Kultur herbeizuführen.

In der Mitteilung heißt es weiter: „Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird.“

Die Initiatoren planen nach eigenen Angaben ein einwöchiges Kulturprogramm. Langfristig wolle man ein Nutzungs- und Betreiberkonzept für 2010 und darüber hinaus vereinbaren. Der Verein „Mauerblümchen e.V.“ solle die Trägerschaft in Selbstverwaltung übernehmen. In einer heute anberaumten Pressekonferenz soll es weitere Informationen geben.

Quelle: Der Westen vom 13.08.2010

 

Besetzung Kronenbrauerei: Kampf für kreativen Wildwuchs in der Stadt

„Es muss einen Raum geben, wo kreativer Wildwuchs erlaubt ist.“ Johannes Lührs ist einer von den Künstlern, die gestern in der Kronenbrauerei das Unabhängige Zentrum Dortmund errichten wollten. Der Vorwurf der Aktivisten: Es gebe zu wenig Orte für die alternative Kultur- und Politszene und zu viel ungenutzten Leerstand.

„Recht auf Stadt“, „Zeche prellen!“ und „Raum für Kultur“ - Plakate, die die Besetzer in den Fenstern der Kronenbrauerei platzierten. Bevor die Polizei aktiv wurde, hatten sie fein säuberlich die Böden und eine Ausstellung vorbereitet. „Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen - und auch nicht leben“ erklärten die Aktivisten. Die Dinge selbst in die Hand nehmen und sich nicht auf lange bürokratische Wege einlassen - das ist der Geist, der viele umtrieb.

„Ich habe keine Lust darauf, dass die Kunst so verwirtschaftlicht wird“, erklärte zum Beispiel Melanie Schmitt-Nagler: Sie selbst hatte mit rund 40 Jugendlichen im Theater Lebendich in der Nordstadt gearbeitet, musste die Räume aber wegen zu hoher Miete aufgeben. Und auch Johannes Lührs, Performance-Künstler bei den Flammenspuckern von Evil Flames, begrüßte die Idee, einen Raum zu schaffen, in dem man ausstellen kann, „ohne Kriterien erfüllen zu müssen“. Zwar gebe es Einrichtungen wie das Depot oder das Künstlerhaus - dort aber einen Platz zu finden, sei zu schwer. Ein junger Mann schließlich, der nur Daniel genannt werden möchte, beklagte, dass in Dortmund zu viel Kunst für Eliten gemacht würde - während für Aktive ohne Geld kein Platz sei. Die Kulturaktivisten sehen sich als Teil einer bundesweiten Bewegung, die sich in Aktionen in Hamburg, Berlin, Essen und Düsseldorf gezeigt hat.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann wurde gestern von der Initiative überrascht: Die Aktivisten hatten kein Gespräch mit ihm gesucht. Zwar gebe es schon viele Häuser für die freie Kulturszene und 1/3 der Kulturgelder fließe in diesen Bereich - Stüdemann zeigte sich aber offen für den Bedarf der Subkultur: „Es gibt genügend Leerstandsimmobilien“, so Stüdemann, der zum Beispiel auf das Kreativquartier hinwies, das an der Rheinischen Straße entstehen soll.

Quelle: Der Westen vom 13.08.2010

Kurzer Auftritt für Besetzer auf Kronen-Gelände

Aus der geplanten kulturellen Aktionswoche wurde nur ein kurzer Aufritt. Am Freitagnachmittag wurde das Gelände der ehemaligen Kronen-Brauerei geräumt. 40 Mitglieder der "Initiative für ein Unabhängiges Zentrum" hatten das frühere Gebäude des Brauereimuseums besetzt, um hier Ateliers und Proberäume für Künstler einzurichten.

Die Polizei forderte die Besetzer auf, das Gelände zu verlassen, stellte die Personalien fest und fotografierte die Besetzer. Nach Polizeiangaben verlieft die Aktion friedlich und ohne Zwischenfälle.

In einer Mitteilung der Initiative heißt es: "Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird."

Die Kronen-Brauerei soll nach Ansicht der Initiative neue Heimat für das Unabhängige Zentrum (UZDO) werden. Der Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene könnte somit abgedeckt werden.

Areal abriegelt

Der Eigentümer der Immobilie, Hans-Georg Hovermann, sieht die Aktion zwar gelassen, wäre aber vorher gern befragt worden. "Das hätten sie tun sollen", so Hovermanns Reaktion, während die Polizei das Areal um das Gebäude abriegelte.

Hovermann: "Die sprengen das Gebäude nicht, also halte ich den Ball flach. Aber wenn sie etwas kaputt machen, dann müssen sie das bezahlen." Für Veranstaltungen dieser Art sei das Objekt grundsätzlich nicht geeignet, weil Personen Abstürzen könnten.

Der Protest ging auf anderer Weise weiter. Am Abend zog ein Demonstrationszug der Kultur-Initiative vom Alten Markt über die Brückstraße zum Burgtor, wo auf einer Wiese ein spontanes Konzert stattfand. Das sollte eigentlich im Kronen-Gebäude über die Bühne gehen.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 13.08.2010

Nach der Krone geht es weiter..

Um 13.13 Uhr wurde heute das Unabhängiges Zentrum Dortmund (UZDO) eröffnet und die Frage in den Raum gestellt: Was passiert, wenn was passiert? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten – an diesem Ort: Nichts – und wurde zugunsten von Leerstand und Stillstand in dieser Stadt entschieden.

Der Zugang durch die Polizei zur Kronenbrauerei wurde mit Ende der Pressekonferenz verweigert. Trotz fehlenden Räumungstitels (es war kein Notar oder Dokument sichtbar) wurde die Initiative unnötig kriminalisiert, Personalien aufgenommen und die Kulturschaffenden wie Verbrecher abfotografiert. Und das obwohl die Menge friedlich war und in ein offenes Haus gegangen d.h. noch nicht einmal eingebrochen wurde. Die Kripo, die das Treiben schon sehr früh zufällig mitbekam, sowie die Essener und Gelsenkirchener Hundertschaft trat hier von Anfang an eigenmotiviert und äußerst unkooperativ auf. Der Kulturwoche wurde an diesem Ort keine Chance gelassen, so dass sie sich vorerst auflösen ließ.

Da das Anliegen und unser Problem mit dieser (Kulturhaupt)stadt sich nicht erledigt hat, werden wir fortan weiter den Leer- und Stillstand in der Öffentlichkeit thematisieren und mobilisieren für das Recht auf Stadt. Wir haben 6 Monate Liebe, Leben, Leidenschaft und viel Energie in die Planung dieser Woche gesteckt und wollen mit dem gegebenen Angebot der Kulturindustrie in Dortmund keinesfalls weitermachen.

Daher rufen wir alle interessierten Menschen für heute 18.30 Uhr zur Demo beginnend am Alten Markt in der City auf und werden die für heute geplanten Konzerte 20.00 Uhr auf der Kapellenwiese (am Ende der Brückstraße) durchführen. Hier kocht u.a. Food not Bombs für Euch. Kommt zahlreich!

Die Stadtpolitik und Einsatzleitung der Polizei wollen wir an dieser Stelle noch mal an ihr Kulturhauptstadtspektakel erinnern und rufen ihnen zu: Wandelt euch! Was passiert, wenn nichts passiert? Leerstand ist Stillstand und Stillstand keine Alternative!

Quelle: http://uzdortmund.blogsport.de am 13.08.2010

 

Kronen-Besetzer: „Leerstand ist kriminell!“

Fünf Stunden lang hatten sie die leerstehende Kronenbrauerei annektiert, um ein Unabhängiges Zentrum Dortmund (UZDO) für alternative Kultur zu eröffnen – bis die Polizei sie aufforderte, das Gebäude zu verlassen. Die Aktivisten aber kämpfen weiter und wehren sich gegen ihre Kriminalisierung: „Leerstand ist kriminell!“

Kultur besetzt Brache Dortmunds freie Kulturszene hielt die Kronen-Brache besetzt - bis die Polizei mit einer Hundertschaft anrückte.

Stadtsoziologe Tino Buchholz hat Fotos von Detroit mitgebracht: Riesige, leerstehende Häuser, Monstren einstigen Wohlstands, Zeitzeugen einer untergehenden Stadt. „So soll es hier nicht aussehen.“ Seit Jahren aber sammeln er und Svenja Noltemeyer, Ratsmitglied der Grünen, beunruhigende Eindrücke: Die Schließung des Cosmotopia, der Wegfall der ThierBrauerei-Szene, die Unbeweglichkeit auf dem Hafen-Gelände. Und damit verbunden das Gefühl, dass es für die von unten kommende, nicht etablierte Musik und Kunst der 20- bis 40-Jährigen keine Orte in der Stadt gibt. Von Stätten freier Kultur wie dem Depot, dem Künstlerhaus oder dem balou fühlen sie sich nicht vertreten. „Das ist eine andere Generation.“

Ruhr.2010 hat die Subkultur komplett vergessen

Den Schritt von der Theorie in die Praxis ausgelöst hat die Kulturhauptstadt: „Die subkulturelle Szene ist da komplett vergessen worden“, sagt Noltemeyer. Deswegen wollten die Aktivisten im Wortsinne selbst aktiv werden, als Dortmunder Bürger Verantwortung tragen - und sich mit der Aneignung der Kronenbrauerei Raum dafür nehmen: „Der formale Weg ist zu langsam. Das muss schneller gehen“, so Buchholz. „Man kann selbst etwas machen.“ Beide sprechen nicht von Besetzung, sondern von der „ungefragten Belebung eines Leerstands“: Für sie ist der Eigentümer in der Pflicht, sich um sein leerstehendes Gebäude zu kümmern - in den Niederlanden etwa seien Zwischennutzungen durch Künstlerinitiativen üblich.

Entsprechend hoffen die Aktivisten, dass Hans Georg Hovermann, Eigentümer Kronenbrauerei, die Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch unter Vorbehalt nicht ausübt. Drei Monate Zeit für die Entscheidung bleiben ihm.

„Recht auf Andersartigkeit, Mitbestimmung und Raumaneignung“

Zeit, die die Aktivisten nutzen wollen, um mit Hovermann, der Wirtschaftsförderung und Kulturdezernent Jörg Stüdemann zu sprechen. Um mit „Humor und Leichtigkeit“ ihr „Recht auf Andersartigkeit, Mitbestimmung und Raumaneignung“ zu verhandeln. Allerdings mit Ungeduld: Das Theater Lebendich benötige bis 1. Oktober neue Räumlichkeiten. „Wir werden Leerstände kennzeichnen, dort Aktionen machen - und wenn alles nichts hilft, ist unser Druckmittel jetzt bekannt“, so Tino Buchholz.

Noch bis Samstag bieten die UZ-ler das Kulturprogramm, das sie für die Kronenbrauerei geplant und nun auf die Kapellenwiese an der Münsterstraße verlegt haben. Eine Aktion, die auch helfen soll, die Gruppe zu festigen: „Die Treffen jetzt sind größer denn je.“

Quelle: Der Westen vom 16.08.10

Brauerei-Aktivisten prüfen Leerstand

„Erste Berührungen mit der Stadtpolitik“ suchten gestern die Aktivisten der Kulturinitiative „Unabhängiges Zentrum Dortmund“ (UZDO), die die Kronenbrauerei annektiert hatten: Eine öffentliche Theaterprobe vor dem Rathaus sollte den Raumbedarf für alternative Kultur unterstreichen.

Kreidekreise auf dem Boden, in denen sich die weiß geschminkten Schauspielerinnen vorsichtig bewegen, aus denen sie auszubrechen suchen, begleitet von verträumten Akkordeon-Klängen - das freie Theater Lebendich hat eine poetische Sprache gewählt, um die Forderung nach mehr Raum für Subkultur wirksam in den politischen Köpfen zu platzieren. Einige konnten sie erreichen: Ratsvertreter, Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Kulturbüro-Leiterin Claudia Kokoschka und Bernd Fesel vom Europäischen Kreativwirtschaftszentrum „ECCE“ der Ruhr.2010 gehörten zu den Zuschauern.

Kreative als Gewinn

In dessen Gegenwart wollte zumindest UZDO-Vertreterin Svenja Noltemeyer die harsche Kritik an der Ruhr.2010 nicht bestätigen, die noch am Freitag bei der Brauereibesetzung von den Aktivisten geäußert wurde. Fesel selbst erklärte, dass durch 2010 in den Ruhrgebietsstädten die Struktur der Round Tables geschaffen wurde, an denen Politik, Kreative und Immobilienbesitzer diskutieren könnten. In Dortmund sei man damit aber noch nicht so weit, wie in anderen Städten. „Die Nutzung leerstehender Gebäuden durch Kreative ist ein Gewinn. Aber das muss man den Besitzern erst mal klar machen.“ Zumal die Idee einer Zwischennutzung in Deutschland auf rechtliche Probleme stoße und eine Veränderung des Stadtplanungsrechts angestoßen werden müsse.

Ruhrgebiet als Pilotprojekt

„Das Ruhrgebiet könnte ein Pilotprojekt sein“, fordert Stadtsoziologe und UZDO-ler Tino Buchholz schnelle Aktivität. „Ein paar Räume, um sich repräsentiert zu fühlen, sind nicht zu viel verlangt.“ Das Ansinnen der UZDO unterstützte Ratsmitglied Ingrid Reuter (Grüne): „Viele Künstler haben Probleme, preiswerte Räume zu finden.“ Sie könne sich eine Diskussion im Rat vorstellen.

Die Aktivisten erstellen nun ein Leerstandskataster: Den Ex-„Soundgarden“ und auch das sogenannte Horror-Haus an der Kielstraße haben sie bereits besichtigt - letzteres allerdings mit „Entsetzen über den Zustand“, so Noltemeyer.

Quelle: Der Westen vom 19.08.10

Brauerei-Besetzer - eine neue Kulturgeneration

Die „UZDO“-Aktivisten, die jüngst die Kronenbrauerei annektierten, fordern Raum für Subkultur - und fühlen sich von den Stätten der freien Kultur in Dortmund nicht repräsentiert. Ein kurzes Gespräch mit Horst Hanke-Lindemann, Sprecher der freien Szene.

Was halten Sie von dem Vorstoß?
Ich unterstütze das. Da entsteht eine neue Generation und die haben die gleiche Berechtigung, wie wir vor 30 Jahren. Da haben wir es auch nicht anders gemacht und Räume besetzt.

Hat die etablierte freie Szene den Anschluss verpasst?
Nein. Aber die jungen Leute müssen die Chance bekommen, sich auf ihre eigene Art auszudrücken. Die sprechen eine andere künstlerische Sprache. Die wollen nicht in das Depot, Fletch oder das Künstlerhaus. Wir sind alteingesessene Häuser, das kann man auch negativ sehen: wir machen zwar tolles Programm, aber das ist immer eine Gratwanderung zur Standardisierung. Die müssen ihren eigenen Ort haben, in dem sie selbst aktiv werden können.

Hat die Stadt versäumt, Räume zu stellen?
Erst, wenn sie sich jetzt sträubt und die Leute in die bestehenden Häuser abschiebt. Die Stadt darf nicht blind Geld für die Kultur kürzen. Wir brauchen mehr Geld für die freie Szene. Einen Verteilungskampf sehe ich nicht auf uns zukommen: Die Stadt muss einerseits den Bestand erhalten - und andererseits die neue Generation unterstützen. Da geht es ja um Kleingeld. Wenn die Stadt sich ein Opernhaus leisten kann, sind 200 000 bis 400 000 Euro machbar, um sich das tolle Profil „Freie Kultur Scene“ zu erhalten und absolut notwendig.

Quelle: Der Westen vom 20.08.10

Runder Tisch für Kronenbrauerei-Aktivisten

Kreativität ist ein Wirtschaftsfaktor und Motor für Veränderungen in einer Stadt: 13 600 Menschen arbeiten im Kreativsektor in Dortmund und erzielen nach Angaben der Stadt 800 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Sie zu unterstützen, ist Ziel des Europäischen Zentrums für Kreativwirtschaft (ecce) unter Professor Dieter Gorny, das im Oktober in das Kreativquartier U zieht. Ersten konkreten Nutzen könnten die Kronenbrauerei-Aktivisten daraus ziehen.

450 000 Euro lässt sich die Stadt dem Ausbau kosten - und verspricht sich von „ecce“ als Laboratorium eine weitere Internationalisierung und Vernetzung der Kreativwirtschaftsszene, so Kulturdezernent Jörg Stüdemann. „Wir müssen darüber reden, wie wir es schaffen, dass die Leute bleiben“, sagt Gorny.

Konkretes Beispiel könnten die Kronenbrauerei-Aktivisten sein, die ein Zentrum für eine neue Generation der Subkultur fordern. In den nächsten zwei Wochen will „ecce“ einen RoundTable organisieren, an dem Vertreter aus Politik und Immobilienwirtschaft sowie die Kreativen selbst sitzen sollen, um über geeignete Leerstände zu sprechen. „Es hat sich gezeigt, dass ein neutraler Moderator wichtig ist“, sagt Bernd Fesel, stellvertretender Direktor von „ecce“. Das Zentrum soll zwischen den Zielen und Interessen der Parteien moderieren und eine Lösung finden, an deren Ende möglichst eine Raumnutzung für die Kreativen steht. „Dafür braucht es einen langen Atem“ erklärt Fesel, das „ecce“ sich auch längerfristig für die Verwirklichung einsetze.

Aktivisten sind gesprächsbereit

Die Aktivisten selbst zeigen sich gesprächsbereit: „Wenn ganz konkret und ergebnisbezogen gearbeitet wird, sind solche Gesprächsrunden ein gutes Instrument“, findet Svenja Noltemeyer (Grüne). Tino Buchholz ist zwar ebenso offen, aber skeptischer: „Wir probieren das jetzt. Aber die Erfahrungswerte sind, dass man es oft mit zu formalisierten Strukturen zu tun hat.“ Die Kreativen interessieren sich jenseits der Kronenbrauerei konkret für ein Gebäude in zweiter Reihe am Hafen.

Auch die CDU mischt sich mit einer Presseerklärung in die Diskussion ein: Im Kulturausschuss am 21. September wollen sie von der Stadtverwaltung wissen, ob es städtische Immobilien gibt, die sich für eine Zwischennutzung eignen. Das „Theater Lebendich“ könne zudem aus dem Topf der Jugend-Projektförderung unterstützt werden.

Quelle: Der Westen vom 26.08.2010

Artikelaktionen