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Ausführliche Berichterstattung über die Dortmunder Tafel

aus dem Dortmunder Stadtanzeiger vom 25.05.05

3000 Dortmunder kaufen für 2 Euro ein

Tafel: Der Bedarf ist groß - Verein sucht eigenes Haus

Geduldig warten die Menschen mit Taschen und Einkaufswagen im Hof der Haydenstraße 45. Drinnen warten Spargel, Erdbeeren, Kiwi, Saft, Brötchen, Mettwurst, Milchschnitten und Marmelade auf die Einkäufer. Wer 2 Euro zahlt, kann einen großen Korb mit frischen Lebensmittel füllen. Über 3000 Dortmunder nutzen das Angebot der vier Filialen der Dortmunder Tafel.

"Das Angebot ist gut", macht sich eine Frau mit ihrer Tochter mit vollen Einkaufstaschen wieder auf den Weg nach Marten. Angereist ist sie mit U- und S-Bahn und hofft, dass bald in ihrer Nähe ein Tafel-Laden eröffnet. "Der Bedarf ist groß. Die Armut steigt, das wissen alle", plant Tafel-Vorsitzender Rüdiger Teepe die Eröffnung weiterer Lebensmittel-Ausgabestellen.

Für ein eigenes Haus nahe dem Borsigplatz sei der Verein in guten Gesprächen. Derzeit sucht die Tafel in Huckarde einen rund 100 qm großen Raum in der Nähe der Kirchengemeinde. Auch in Scharnhorst will die Tafel in Kooperation mit der Kirche Bedürftigen Lebensmittel verkaufen. Doch erst muss noch ein zusätzlicher LKW her, um die 30 Tonnen frische Ware jede Woche zu verteilen.

"Wir erreichen rund 8000 Menschen", berichtet Rüdiger Teepe, wie viele Alleinstehende und Familien, die von Arbeitslosengeld II oder der Grundsicherung leben, versorgt werden. "Wenn alle immer kommen würden, wären wir schon längst aus allen Nähten geplatzt", weiß der Vorsitzende.

Vor allem zum Monatsende ist der Andrang in der Nordstadt, in Hörde, Körne und Asseln groß. "Wir haben in Dortmund sicher 60.000 Bedürftige", rechnet Rüdiger Teepe hoch. Mehr über die Dortmunder Tafel lesen Sie im Thema der Woche auf Seite 4

Tafel deckt auch im Gast-Haus den Tisch

Alle Dortmunder Einrichtugen für Obdachlose werden mit beliefert

"Wir beliefern alle Dortmunder Einrichtungen, die im Armutsbereich arbeiten", berichtet Vorsitzender Rüdiger Teepe vom Engagement der Dortmunder Tafel, welches über den Verkauf günstiger Lebensmittel an Bedürftige mittlerweile weit hinausgeht.

So sind heute vier Fahrzeuge und ein Kühlwagen ständig im Einsatz, um Lebensmittel bei mittlerweile an die 30 Sponsoren abzuholen und an die Tafel-Läden und andere Hilfsorganisationen weiter zu verteilen.

So beliefert die Dortmunder Tafel Innenstadt-Gemeinden für ihr Obdachlosen-Frühstück, die Suppenküche Kana mit Nachtisch, den Brückentreff, das Gast-Haus und auch die Mitternachtsmission, die Prostituierte betreut.

Außerdem wird im Tafel-Laden an der Haydnstraße für die rund 40 Mitarbeiter, die hier täglich im Einsatz sind, gekocht.

Und die Schlange reißt nicht ab

Helfer wissen: Zum Monatsende ist der Andrang in den Tafelläden groß

"Das wird wieder später, vor 16 Uhr werden wir wohl nicht zumachen", wird auch Gerd Kister als Ehrenamtlicher heute mal wieder eine Stunde dranhängen. Zwar ist die Lebensmittel-Ausgabe im Tafelladen nur bis 15 Uhr geplant, doch die Schlange vor der Tür wird nicht kürzer.

"Nehmen Sie sich erstmal ein Getränk und setzen Sie sich", schiebt Kiste, einer der Tafel-Initiatoren der ersten Stunde, einer älteren Frau, die kaum ihre vollgepackten Einkaufstaschen hochheben kann, einen Stuhl hin.

Eisbergsalat, Brotpakete, Ananas und Spargel gehen im Tafelladen über die Theke. Die vielen Helfer verteilen, bis auch der Letzte für zwei Euro seinen Einkaufskorb gefüllt hat.

"Was es gibt, dafür können wir keine Garantie geben" erklärt Gerd Kisters Vorstandskollege Rüdiger Teepe. Denn das Lebensmittelangebot in den mittlerweile vier Ausgabestellen der Tafel ist von dem abhängig, was die Sponsoren, wie Rewe und Lidl spenden.

Lebensmittel, die in der Menge nicht mehr verkauft werden landeten früher auf dem Abfall. Heute holen Fahrer für die Tafel jede Woche über 30 Tonnen Lebensmittel vom Handel und sogar von Wurstfabriken aus dem Münsterland ab.

So gibt es fast immer verpackte Salami, manchmal Lachs und Feinkostsalate, Obst und Gemüse. 200 bis 300 Menschen, die als Arbeislose einen Tafel-Pass beantragt haben, kommen an einem Ausgabetag in der Woche, um sich für 2 Euro mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Jetzt zum Monatsende kommen, wie die Mitarbeiter wissen, die meisten Menschen.

"Wir verschenken nichts, wir verkaufen", betont Teepe, denn das Prinzip der Tafel sei, Not zu lindern, aber nicht das Selbstwertgefühl der Bedürftigen herabzusetzen. "Es sollte keiner zu stolz sein, zu uns zu kommen", meint der Vereins-Vorsitzende, "jeder ist gern gesehen, der sich ausweisen kann und die Berechtigung hat, kann einen Ausweis beantragen und an einem bestimmten Wochentag bei uns einkaufen.

Tafel plant neue Filialen

"Wir wollten zwei Standorte in der Nordstadt und jeweils einen in jeder Himmelsrichtung haben", ist Rüdiger Teepe mit dem Vorstand dabei das schnell gewachsene Angebot der Tafel weiter auszubauen.

Auf Hilfe von Handwerken beim Renovieren hofft er, wenn es mit dem eigenen Tafel-Haus in der Nähe des Borsigplatzes klappt. Als Filiale soll der Laden an der Haydnstraße weiter betrieben werden. Huckarde soll als nächste Filiale hinzukommen. Und auch in Scharnhorst laufen Gespräche, um mit der Gemeinde vor Ort zu kooperieren. Doch erst müsse dringend im Frühsommer der fünfte Wagen zum Transport zur Verfügung stehen.

Sehr gut laufe dienstags von 15 bis 17 Uhr die Lebensmittelausgabe in Zusammenarbeit mit der Gemeinde in Hörde an der Wellinghofer Straße. In Körne kaufen Montagnachmittags bereits rund 100 Menschen für 2 Euro ein. Seit April ist die Tafel auch in Asseln mittwochs von 16 bis 18 Uhr vor Ort.

In der Nordstadt an der Haydnstraße 45-47 ist der Laden dienstags bis freitags von 13 bis 15 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Montags werden neue Auseise ausgegeben.

Näheres erfahren Interessenten unter 860 20 30

Um Geld für die Arbeit zu sammeln, plant die Tafel Anfang Februar 2006 eine Benefiz-Gala in der DASA.

Schon am 10.September will sich der Verein mit einer runden Tafel an der Reinoldikirche vorstellen.

Bildunterschriften:

Einmal die Woche wird an der Haydnstraße groß eingekauft. Schon lange bevor der Laden der Dortmunder Tafel öffnet, bildet sich eine lange Schlange im Hof.

Auch im Gast-Haus an der Rheinischen Straße 22 deckt die Dortmunder Tafel den Tisch mit. An sechs Tagen die Woche, neuerdings auch freitags, öffnet die Wohnungslosen-Initiative ihre Tür und lädt zum Frühstück ein.

Porree, Möhren, Zwiebeln und Gurken, das Angebot an frischem Gmüse im Tafel-Laden ist reichlich. Über 200 Ehrenamtliche helfen die gespendeten Waren zu verkaufen. Wer gute Büro-, oder Lagerkenntnisse hat, oder als Fahrer helfen will, ist willkommen.

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