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Stadt soll arme Kinder für Schulstart ausrüsten

Regierungspräsident Helmut Diegel hat am letzten Mittwoch den Doppelhaushalt freigegeben. Das schafft Spielraum für neue freiwillige Leistungen der Stadt.

Die Linken haben da schon einen Vorschlag: 178,78 Euro Starthilfe für jedes arme Kind, das eingeschult wird. Die Mehrbelastung für den Etat schätzen sie auf knapp 280 000 Euro im Jahr. Die Linken haben recherchiert und ausgerechnet, was mindestens zur Grundausstattung eines Kindes gehört, das eingeschult wird: ein Schulranzen (29,90 Euro), ein Standard-Etui (15,90), ein Satz Hefte, Schnellhefter und Ringordner (15), ein Satz Material (Schere, Malkasten, Pinsel) für 30 Euro, Brotdose (2,99), Getränkeflasche (4,99) sowie ein Satz Sportbekleidung für 80 Euro. Macht unterm Strich: 178,78 Euro.

Die Erstausstattung eines I-Männchens sei für viele Familien eine außergewöhnliche Belastung, die sie nicht schultern könnten, so die Linken. So seien für Kinder im Hartz 4-Bezug monatlich 208 Euro für den Lebensunterhalt vorgesehen. Davon blieben im Monat der Einschulung lediglich etwa 30 Euro übrig.

Ratsantrag der Linken, über den erstmals im Schulausschuss am 4. Juni beraten wird: Die Verwaltung soll die Kosten der Grundausstattung übernehmen bei allen Kindern von Personen, deren monatliches Einkommen unter der Pfändungsgrenze liegt, die Arbeitslosengeld 2 beziehen oder in vergleichbaren Verhältnissen leben.

Bei der Schätzung der Mehrbelastung für die Stadtkasse gehen die Linken davon aus, dass von den jährlich etwa 5200 Kindern, die eingeschult werden, etwa 30 Prozent unter Armut leiden.

Quelle: WAZ vom 26.05.08

 

Armut vor der Haustür

Arbeitslos, perspektivlos, hungrig. Um Armut zu finden, muss man nicht in Afrika suchen. Das geht direkt vor der eigenen Haustür: Zehntausende Dortmunder Kinder leben in Armut.

 

Der Staat zahlt zwar - aber eben nicht genug. Hartz IV ist extrem knapp bemessen. 208 Euro im Monat für Kinder unter 14 Jahren oder 278 Euro für Jugendliche: Damit kommen Familien nicht aus. Das Geld reicht kaum zum Leben. Mit der Arbeitslosigkeit der Eltern können Kinder ganz schnell ins gesellschaftliche Abseits geraten. Nach einem Jahr droht Hartz IV. Musikunterricht und Fußballclub sind dann ebenso Geschichte wie ein Besuch im Zoo.

Von den paar Kröten sollen Eltern auch noch Schulbücher kaufen. Die Stadt springt hier in die Bresche, weil Land und Bund versagen. Es ist eine Schande, dass die Lernmittelfreiheit in Deutschland keine Selbstverständlichkeit ist. Stattdessen beklagen Politiker den Bildungsnotstand, führen Studiengebühren ein und vererben so Bildungsarmut.

Ganz abgesehen von Grundbedürfnissen: 3,42 Euro am Tag für Lebensmittel? Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist damit nicht zu machen, ein Schulmittagessen für drei Euro unbezahlbar. Politiker, die über eigene Diätenerhöhungen reden und Kindern so Zwangsdiäten verordnen, sollten sich schämen. Land und Bund sind in der Pflicht zu handeln!

Quelle: WR vom 21.05.08

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