Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Soziale Entwicklung Reales Geld virtuell verspielt

Reales Geld virtuell verspielt

"Machen Sie meine Schulden weg, dann wird's schon gehen." - Selbstbetrug scheint bei Spielsüchtigen besonders ausgeprägt. Seit dem letzten Jahr gibt es für sie und ihre Angehörigen eine Anlaufstelle in Dortmund, um ihre Sucht in den Griff zu bekommen.

Über mangelnde Arbeit muss sich Dipl.-Psychologe Jürgen Güttel in der CaritasSuchtberatung seither nicht beschweren. "2006 hatten wir 80 Glücksspieler in der Sprechstunde, darunter aber nur sehr wenige Frauen. Gerade einmal vier.

Nur wenig Frauen

"Frauen kommen eher als Angehörige von Spielsüchtigen zu uns", erfährt der Leiter der Beratungsstelle in seiner täglichen Arbeit. Und warum die Zurückhaltung, wenn sie selber betroffen sind? Spielsucht generell sei gesellschaftlich verfemt. Und Frauen schämten sich besonders, weil sie als Hüter der Familie deren Werte verspielten, so Güttel. "Man geht davon aus, dass unter den Spielsüchtigen ein Drittel Frauen sind, von denen aber nur fünf Prozent in die Beratung gehen."

Insgesamt gelten in Dortmund, einer Stadt mit weit mehr als 2000 Automaten in Spielhallen und Gaststätten (ohne Casino), mindestens 2500 Menschen als behandlungsbedürftige pathologische Glücksspieler. Die Dunkelziffer ist jedoch - wie bei allen Suchterkrankungen - riesig. Schätzungen gehen davon aus, dass in Wirklichkeit bis zu 9700 Bürger betroffen sein können. 94 Prozent der Spielsüchtigen sind abhängig vom Automatenspiel.

Poker im Internet

Zunehmend Kopfzerbrechen bereiten Güttel Pokern im Internet und andere Spielvarianten. Die online-Möglichkeiten schießen wie Pilze aus dem Netz. "Es gibt regelrechte online-Casinos. Da benutzen Jugendliche die Kontokarte ihres Vaters, sitzen damit am virtuellen Pokertisch und verspielen reales Geld", warnt der Psychologe.

Zwischenzeitlich kam die Caritas-Beratung pathologischer Glücksspieler 2006 an ihr Limit. Sowohl die ambulante Reha-Gruppe mit zwölf Plätzen als auch die Motivationsgruppe mit 14 Besuchern waren schlicht voll.


Adressen

Die Suchtberatung der Caritas, Propsteihof 10, ist erreichbar unter Tel. 18 48-145.

Bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (K.I.S.S.) ist eine Gruppe "Süchtige Spieler" gemeldet. Sie trifft sich dienstags in den Räumen der K.I.S.S. am Friedensplatz 8. Näheres unter Tel. 52 90 97

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 05. Januar 2007


Artikelaktionen