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Drohende Radikalisierung

Mehr als 20 Jahre schon beschäftigt sich Hans Vollmer mit dem Thema Armut. Das Thema ist ihm durch und durch vertraut. Für die Zukunft befürchtet er nichts Gutes: "Da kommt es im Lauf der Jahre zu einer Radikalisierung."

Gerade in den Großstädten stünden vermutlich große soziale Umbrüche bevor.

Erst gestern hat sich Vollmer, der an der Sozialforschungsstelle arbeitet, mit den anderen Mitgliedern des "Trägerkreises Armutskonferenz" getroffen. Den gibt es seit 1995; 2003 entstand die "Sozialpolitische Erklärung", heute aktueller denn je.

In der Erklärung heißt es unter anderem: "Der solidarische Ausgleich zur Sicherung der sozialen Gerechtigkeit findet nicht nur nicht statt, sondern es erfolgt eine Umverteilung der sozialen Lasten auf Kosten der sowieso schon Benachteiligten mit der Folge einer weiteren sozialen Ausgrenzung". Und weiter: "Soziale Gerechtigkeit ist sozialer Ausgleich und sichert Zugang und gesellschaftliche Teilhabe gerade für Menschen, die angesichts der eigenen drückenden Armutsproblematik nicht in der Lage sind, sich selbst zu helfen."

Soziale Gerechtigkeit sei leider nicht selbstverständlich, sie müsse immer wieder politisch erkämpft werden. Und dies "erfordert eine Kultur der Solidarität", in der es selbstverständlich sei, dass der Stärkere mehr leiste als der Schwächere. Damals haben Arbeiterwohlfahrt, DGB, Diakonisches Werk, Evangelische und Katholische Kirche, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Arbeitslosenzentrum und die Sozialforschungsstelle die Erklärung unterzeichnet.

Dass sich seitdem etwas zum Besseren gewandelt hat, ist nicht erkennbar. Im Gegenteil, immer mehr sind von Armut betroffen, und immer mehr resignieren. Das hat eine Umfrage unter Antragstellern des Arbeitslosengeldes II ergeben, so Vollmer.

Ab 45 Jahren zählt man zum "alten Eisen", kaum eine Chance auf einen neuen Job, der Abstieg vorgezeichnet. Die detaillierten Ergebnisse der Studie sollen Anfang Juli vorgestellt werden. Die Arbeit des Trägerkreises ist auch deshalb schwieriger geworden, weil alles "konfuser" geworden ist, so Vollmer. Die Mitglieder des Kreises haben genug damit zu tun, die immer neuen Richtlinien und Programme zu verinnerlichen. - blf

Quelle: RN vom 15. Juni 2005

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