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Über 15 000 DortmunderInnen sind pflegebedürftig und auf Hilfe angewiesen - Zusatzleistungen wurden gestrichen

Quelle: WAZ Dortmund vom 29.12.04



Über 15 000 sind auf Hilfe angewiesen

Viele werden zu Hause gepflegt

Von Anne Ullenboom

Die Prognosen sind erschreckend: Finanzexperten haben für das Jahr 2004 ein bundesweites Defizit von einer Milliarde Euro in der Pflegeversicherungskasse vorhergesagt. In Dortmund bezogen Ende 2003 genau 15 409 Menschen Leistungen aus dem " Pflege-Topf". Tendenz steigend.

Die demografische Entwicklung in Dortmund bewirkt, dass der Prozentsatz der pflegebedürftigen (älteren) Menschen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung stetig zunimmt. Gemäß Pflegeversicherungsgesetz werden sie in drei verschiedene Pflegestufen eingeteilt: Menschen, die mindestens ein Mal täglich Hilfe bei der Körperpflege oder Ernährung benötigen, gelten als "erheblich pflegebedürftig" und erhalten Leistungen der Pflegestufe I. In Dortmund galt das laut Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Ende 2003 für 8092 Personen.

Genau 5686 Personen erhielten zu diesem Zeitpunkt Leistungen im Umfang der Pflegestufe II, weil sie mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten auf Hilfe anderer angewiesen waren und deshalb als "schwer pflegebedürftig" galten. Weitaus weniger Personen, nämlich 1631, galten in Dortmund im Dezember 2003 als "schwerst pflegebedürftig", da sie rund um die Uhr Hilfe benötigten. Sie erhielten Leistungen der Pflegestufe III.

Ambulante Dienste statt "Pflegegeld"

Das Landesamt für Statistik hat ausgerechnet, dass mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen in NRW zu Hause versorgt werden. In 48 Prozent dieser Fälle übernehmen Verwandte oder Bekannte die Pflege - die Bedürftigen erhalten dann "Pflegegeld", um ihre Versorger zu bezahlen. Knapp 21 Prozent werden hingegen von ambulanten Pflegediensten betreut. Dabei ergeben sich starke finanzielle Unterschiede. Die 4827 Dortmunder, die Ende des vergangenen Jahres in Pflegestufe I von Verwandten gepflegt wurden, erhielten monatlich jeweils 205 Euro Pflegegeld. Der ambulante Dienst für die übrigen 1735 zu Hause wohnenden Menschen in Pflegestufe I kostet hingegen monatlich bis zu 384 Euro pro Patient; Eine stationäre Pflege im Heim, die 1530 Dortmunder in Anspruch nahmen, verschluckt 1023 Euro im Monat.

In der Pflegestufe II erhöhen sich die Sätze entsprechend: 2401 "schwer pflegebedürftige" Dortmunder wurden Ende 2003 zu Hause von Verwandten gepflegt, die Pflegeversicherung zahlte dafür 410 Euro monatlich.

1219 Hilfsbedürftige griffen auf ambulante Pflegedienste zurück, die mit rund 921 Euro im Monat bezuschusst werden. 2066 Dortmunder wurden in Pflegestufe II stationär versorgt - die Pflegeversicherungskasse zahlte dafür eine Pauschale von 1279 Euro pro Person.

Nur wenige werden stationär versorgt

Verhältnismäßig wenig Dortmunder erhielten Ende 2003 Leistungen der Pflegestufe III: Genau 518 von ihnen wurden von Angehörigen zu Hause betreut - sie erhielten 665 Euro Pflegegeld im Monat. Die ambulanten Dienste versorgten für jeweils rund 1432 Euro im Monat 343 schwerst Pflegebedürftige zu Hause. Der Großteil der Menschen in Pflegestufe III wurde stationär untergebracht: 770 Dortmunder nahmen dafür die Pauschale in Höhe von 1432 Euro in Anspruch.

Zusatzleistungen für die Pflegebedürftigen wurden im Jahr 2004 immer weiter zurückgefahren, um die Kassen nicht noch mehr zu belasten. In Zukunft soll das so genannte "Kinderberücksichtigungsgesetz" die Löcher stopfen, das am 1. Januar 2005 in Kraft tritt: Für Kinderlose zwischen 23 und 65 Jahren steigt der Pflegebeitrag dann um 0,25 Prozentpunkte. Frühestens 2006 soll eine umfassende Pflegereform eingeleitet werden.

28.12.2004 Von Anne Ullenboom

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