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Nicht wegsehen, wenn Menschen diffamiert werden

Jeder vierte Deutsche stimmt einer aktuellen Studie zufolge ausländerfeindlichen Aussagen zu, jeder fünfte hält den "Einfluss der Juden" für zu groß, jeder sechste meint, es solle einen Führer geben.

Sie zeige, "dass der Nationalsozialismus eben doch kein abgeschlossener Lehrstoff eines Kapitels vergangener Geschichte ist und sein darf", sagte Bürgermeisterin Birgit Jörder gestern im Foyer des Opernhauses. Dort gedachte sie zusammen mit Avichai Apel, dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Dortmunds, und mehreren Hundert Interessierten dem 68. Jahrestag der Pogromnacht.

Mit den antijüdischen Ausschreitungen am 9. November 1938 habe der "braune Ungeist einen unverstellten Blick auf seine wahre Fratze gezeigt", so Jörder. Angesichts wieder aufkeimender fremdenfeindlicher Ausbrüche rief sie zur Wachsamkeit im Alltag auf. Die Verletzung der Würde des Menschen beginne bereits "mit Gleichgültigkeit und Wegsehen, wenn Menschen diffamiert und erniedrigt werden".

Auch Avichai Apel mahnte Zivilcourage an: "Was hätten die Menschen verhindern können, wenn sie damals den Mut gehabt hätten, 'Nein' zu sagen. Diesen Mut brauchen wir heute." Angesichts der erschreckenden Ergebnisse der Studie forderte der Rabbiner "alle demokratischen Kräfte auf, sich kompromisslos gegen Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit zu stellen."

Nach der Gedenkstunde, die vom Chor "BAT KOL DAVID" des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen musikalisch umrahmt wurde, legten Jörder und Apel auf dem Platz der Synagoge Kränze nieder. In der Petrikirche fand anschließend ein "Ökumenisches Gedenken" statt, zu dem die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen hatte. - weg

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 09. November 2006

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