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Mitternachtsmission: Essen, eine Dusche und Kondome als erste Hilfe

Die Verelendung drogenabhängiger Prostituierter hat im letzten Jahr wieder zugenommen: Wenig Möglichkeiten, sich zu waschen, Unterernährung, Abszesse und faulende Zähne begleiten den Alltag der Frauen, die auf dem Straßenstrich ihren Drogenkonsum finanzieren. Häufig sind sie obdachlos, hoch verschuldet und nicht krankenversichert.

Für die neun Streetworkerinnen der Dortmunder Mitternachtsmission besonders erschreckend: Sie treffen immer mehr schwangere, drogenabhängige Frauen auf dem Straßenstrich an. "In den letzten Monaten waren sechs Frauen schwanger, davon zwei mit Zwillingen," berichtet Andrea Hitzler, stellv. Leiterin der Mitternachtsmission.

Langer Atem

Die Streetworkerinnen suchen die Beschaffungsprostituierten regelmäßig zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten im Drogen- und Prostituiertenmilieu auf, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe. Langer Atem ist gefragt.

Über die Verteilung von Kondomen kommt man ins Gespräch, kann Hilfsangebote bekannt machen und vermitteln " und auf die Dringlichkeit der Gesundheitsvorsorge hinweisen; denn viele der durch die Lebensbedingungen körperlich sehr schwachen Frauen leiden an Krankheiten wie Hepatitis C, Genital-Herpes und Tripper, haben Filzläuse, sind HIV-infiziert oder zum Teil bereits an Aids erkrankt. Sie werden von Freiern gedemütigt, misshandelt, vergewaltigt oder zu Praktiken gezwungen, die sie nicht wollen. Viele Freier setzen auch den ungeschützten Geschlechtsverkehr mit massivem Druck durch. Gerade in jüngster Zeit, so beobachtet die Mitternachtsmission, hätten gewalttätige Übergriffe zugenommen.

Überlebenssicherung

Im vergangenen Jahr hatten die Streetworkerinnen Kontakt zu 52 Beschaffungsprostituierten. Sie halfen zunächst als Überlebenssicherung mit Essen und Trinken, mit Kleidung, einem Schlafplatz und einer Dusch-Gelegenheit . "Viele sind dankbar, wenn jemand ihnen mal zuhört", weiß Projektmitarbeiterin Stefanie Krebbers.

22 der 52 angesprochenen Frauen ließen sich auch weitergehend helfen, zu Beratungsstellen, zur Polizei, zu Ämtern und Behörden, zu Ärzten und ins Krankenhaus begleiten. Oder zu anderen Hilfsangeboten, in Entzugskliniken und Therapieeinrichtungen vermitteln.

Vor einem Jahr wurde das Projekt der Mitternachtsmission "HIV und Aidsprävention bei Beschaffungsprostituierten und Streetwork" auf Honorarkräfte umgestellt, die aufgrund ihrer hohen Anzahl eine ständige Präsenz im Milieu gewährleisten können. Das Land will das Projekt auch in 2006 über die Aids-Hilfe NRW weiter fördern. Die Mitternachtsmission ist erleichtert. - ko

Quelle: RN vom 19. Januar 2006

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