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Mit der Scheidung naht die Armut

14,39 Prozent aller volljährigen Dortmunder sind überschuldet. Der zweithäufigste Grund dafür ist eine Trennung oder Scheidung.

Die Glocken läuten. Der Himmel hängt voller Geigen. Der Tag der Eheschließung ist ein ganz besonderer. An dem die Beteiligten allerdings auch „ja” dazu sagen, die Armut zu riskieren. Denn neben der Arbeitslosigkeit sind Scheidung und Trennung der zweithäufigste Grund für Überschuldung.

„Creditreform” untersuchte bundesweit, wie es um die Zahlungsfähigkeit der Deutschen bestellt ist. Dortmund landete bei einem Vergleich der zehn Städte „mit mehr als 400 000 Einwohnern über 18 Jahren” auf dem fünften Platz. Das heißt: 14,39 Prozent aller Volljährigen sind überschuldet. „Creditreform” definiert den Begriff: „Die zu leistenden monatlichen Gesamtausgaben sind höher als die Einnahmen.” In Euro und Cent gerechnet, kommt auf jeden Schuldner ein Betrag von rund 30 000 Euro. Am schlechtesten schneidet unter den Großstädten Duisburg ab (16,79 Prozent). Und auch Städte, die ansonsten durch ihre Einkommensmillionäre glänzen, wie Berlin (15,25) und Düsseldorf (14,83) bleiben hinter Dortmund zurück. Dass Arbeitslosigkeit und Scheidung die häufigsten Gründe für Armut sind, bestätigt Alwin Buddenkotte, Geschäftsführer des Kath. Vereins für soziale Dienste. Er beziffert die Zahl der in Dortmund überschuldeten Haushalte auf 30 000, spricht aber gleichzeitig „von der Spitze eines Eisberges”. Bei zunehmender Tendenz. Im Jahr 2006 sei gegen 31 507 Schulder beim Amtsgericht in Dortmund die Abgabe der „eidesstattlichen Versicherung” über die eigene Vermögenslosigkeit beantragt worden, 1996 sei das in „nur” 18 516 Fällen so gewesen. In jeweils zwei Dritteln aller Fälle konnte die Forderung abgewiesen werden, was zwar die Zahlen schönt, aber nicht die Tendenz, meinte Buddenkotte.

Konsumverhalten ist auch ein Grund

An dritter Stelle der Überschuldungsgründe steht bei „Creditreform” das eigene Konsumverhalten. Und Buddenkotte kennt auch noch das Kriterium der „wirtschaftlichen Unachtsamkeit”. Er zitiert eine Untersuchung, nach der sich 19 Prozent der überschuldeten Menschen als mit der Bewältigung der eigenen Finanzerfordernisse überfordert herausgestellt hätten. Was Dortmund betrifft, sieht Buddenkotte ein eindeutiges Nord-Süd-Gefälle. Das Vermögen lebt im Süden, die Schulden sind im Norden angesiedelt.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 13.11.07

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