Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Soziale Lage / Sozialpolitik Dortmund speziell Soziale Entwicklung Über 400 Familien stecken in Mengede in der Schuldenfalle

Über 400 Familien stecken in Mengede in der Schuldenfalle

Miete, Heiz- und Stromkosten, Kleidung oder Schulbücher - Geld braucht es für viele Dinge. Aber nicht immer ist auch genügend davon vorhanden, Schulden sind die Konsequenz. Dagegen will die katholische St.-Remigius-Gemeinde nun etwas tun.

"Über 400 Familien stecken im Ortsteil Mengede in der Schuldenfalle", schätzt Margret Fromme. Seit einiger Zeit ist sie die Vorsitzende der Caritaskonferenz in der Gemeinde und erlebt so die Schuldenproblematik hautnah mit. "Immer wieder wenden sich Leute an uns, bitten um Unterstützung", sagt die Mengederin. Familien mit Kindern seien betroffen, aber auch alte Leute. "Was wollen Sie mit 500 Euro Rente schon groß anfangen?", macht sich Fromme keine Illusionen. Hinzu komme die hohe Arbeitslosigkeit.

Margret Fromme hat das alles keine Ruhe mehr gelassen. Sie ging los, sprach mit Politikern, Geschäftsleuten und Bänkern. "Die finden es alle gut, dass ich ein Projekt gegen Überschuldung tun will - auch die Banken."

Eine offene Sozial-, Familien- und Schuldnerberatung will die Remigius-Gemeinde künftig gemeinsam mit dem Katholischen Verein für soziale Dienste in Dortmund (SKM) anbieten. "Der Verein verfügt auf diesem Gebiet über echte Experten", weiß Fromme. Hilfe zur Selbsthilfe wolle man vor allem anbieten, denn "viele Leute haben einfach nicht gelernt, zu sparen. Es wird kein richtiges Budget aufgestellt und kein Haushaltsbuch geführt."

Im September oder Oktober soll es losgehen. "Vorerst mal für ein halbes Jahr auf Probe. Wahrscheinlich bieten wir dann zwei Termine im Monat an", so Fromme. Die Konfession spiele bei der kostenlosen Beratung keine Rolle.

Noch laufen allerdings die Vorbereitungen. Die Finanzierung müsse noch geklärt werden, "da sind wir auch auf Spenden angewiesen." Außerdem will sich Fromme darum bemühen, ein "Kompetenzteam" für das Projekt ins Leben zu rufen, denn "alleine kann ich das nicht stemmen".

Und dann ist da noch diese eine, entscheidende Frage: Kommen die Leute wirklich zur Beratung? Einerseits glaubt Fromme zwar, dass die Schuldenproblematik noch viel größer ist, "als ich das bisher überblicken kann". Andererseits weiß sie, dass Schulden noch immer ein Tabuthema sind. "Vielleicht schämen sich ja einige und kommen deshalb nicht zu uns."

Die Schuldnerberatung in der Remigius-Gemeinde ist ein Versuchsballon, aber Margret Fromme will ihn steigen lassen.

Von Stephan Lamprecht

Quelle: WAZ vom 22.07.2005

Artikelaktionen