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Mehr als eine Kelle warme Suppe

Andere machen ein Fass auf, wenn sie Geburtstag haben. 15 Jahre, fast erwachsen: Dem Verein Kana - Dortmunder Suppenküche ist nicht nach feiern zu Mute. Sein Geburtstag ist schlicht ein Indiz für die Armuts-Lage in unserer Stadt.

Kamen anfangs knapp 200 Gäste an den Öffnungstagen zu Kana, sind es jetzt 300 und mehr. Die jüngste Besucherin an der Mallinckrodtstraße 114 ist gerade drei Monate alt, der älteste 86.

"Viele von unseren Gästen können sie nicht schätzen. Wer auf der Straße lebt, wird schneller alt und krank. Bei 10 Euro Praxisgebühr können sich Obdachlose einen Arztbesuch nicht leisten." Kana-Mitglied Ursula Schulze hilft von Anfang an mit. An arbeitsreichen Tagen kommt sie fix und fertig nach Hause, aber glücklich: "Sie haben etwas Sinnvolles getan."

Kana hilft Menschen, die durchs Raster gefallen sind. "Als damals die Bahnhofsmission die Essensausgabe für Obdachlose aufgab, sprangen wir ein", erinnert sich Bernd Büscher. Die ersten beiden Jahre verteilte der Verein Essen auf der Straße, dann fand er mit der Adresse Mallinckrodtstraße 108 eine feste, wenn auch winzige Bleibe. Der Umzug zur Nummer 114 brachte mehr Raum für Essensausgabe und Begegnung. Oft ist es der einzige soziale Kontakt, der Wohnungslosen bleibt.

Die psychischen Probleme von Arbeitslosigkeit würden vielfach unterschätzt, mahnt Ursula Schulze: "Wir stellen immer wieder dieses Schamgefühl fest: ´Ich bin selber schuld an meiner Lage.` Dabei wird es vermutlich nie mehr genug Arbeit für alle geben. Es wäre also wichtig, wenn wir ein anderes Bewusstsein in unserer Gesellschaft bekämen. Stattdessen aber soll Armut unsichtbar gemacht werden." Sichtbar macht sie der "Kreuzweg der Armut", zu dem Kana am 17. Oktober um 15.30 Uhr ab Rathaus einlädt. - bö

Der Verein sucht ständig ehrenamtliche Helfer, benötigt dringend Geld- und Sachspenden, vor allem Schlafsäcke und Decken. Öffnungszeiten sind mo, mi, fr, sa 12.15 bis 14 Uhr, Tel. 83 98 53.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 19. Juni 2006
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