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Kunterbunter Protest

Die Türen blieben gestern Mittag für eine Stunde zu. Fast in allen Einrichtungen, die dem Paritätischen Wohlfahrtsverband in Dortmund angeschlossen sind. "So etwas gab es noch nie in der Geschichte unseres Verbandes", sagt Parität-Geschäftsführerin Marianne Schobert. "Und das zeigt die Dramatik der Situation."

Denn viele soziale Einrichtungen unter dem Dach des Verbandes fürchten um ihre Arbeit, teilweise sogar um ihre Existenz. Deshalb zogen Sozialarbeiter, Erzieherinnen, aber auch viele Eltern und Kinder aus Elterninitiativen gestern auf den Reinoldikirchplatz, um mit Trillerpfeifen und Sprechchören ihrem Unmut über die drohenden Kürzungen des Landes Luft zu machen.

Auf der Streichliste der schwarz-gelben Landesregierung stehen u.a. die Beratungsangebote der Aidshilfe, die Straffälligenhilfe der "Brücke", aber auch die Finanzhilfe für Kindergärten. Dabei kommen diese nach zwei Kürzungsrunden der vergangenen Jahre schon jetzt nur mühsam mit dem Sachkostenzuschuss über die Runden. "Es reicht gerade für die Betriebskosten mit Miete, Strom und Heizung", berichtet Ilona Lehnemann, Leiterin der "Villa Kunterbunt" in Menglinghausen mit zwei Kindergarten-Gruppen.

Um den von der Politik immer wieder geforderten Bildungsauftrag erfüllen zu können, bleibt nichts übrig. "Es gibt kein Geld für neue Bücher, Bastelmaterial, pädagogisches Material oder auch neue Möbel", zählt Ilona Lehnemann auf. Wenn jetzt noch einmal 1000 Euro weniger für Sachkosten zur Verfügung stehen sollen, müssten wir Erzieherinnen wohl Spenden sammeln gehen, fürchtet die Kindergarten-Leiterin. "Und für die Kinder bleibt dann weniger Zeit übrig."

Argumente, mit denen die Protestierenden vor der Reinoldikirche gestern viele Passanten überzeugen und zur Unterstützung der beiden Volksinitiativen gegen die Landeskürzungen animieren konnten. 838 Unterschriften kamen in drei Stunden zusammen. "Viele sind entsetzt, wenn sie hören, um was es geht und unterschreiben", stellt Marianne Schobert fest. Denn sie glaubt: "Wenn die Bevölkerung hinter uns steht, finden wir vielleicht in Düsseldorf Gehör." - Oli

Quelle: RN vom 05. April 2006
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