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Keine Kirchensteuer, kein Job

Dirk Harlaar möchte arbeiten. Darum hat der Langzeitarbeitslose einen Ein-Euro-Job bei der Caritas angenommen. Doch als nun Stellen frei wurden, ging er leer aus. "Weil ich keine Kirchensteuer bezahle", ärgert sich der 40-Jährige.

Der gelernte Kinderkrankenpfleger konnte aufgrund eines Bandscheibenvorfalls seinen Job nicht mehr ausüben. Er machte eine Umschulung als Software-Programmierer, "doch da gab es auch keine Stellen". So ist der Niederländer, den es der Liebe wegen vor neun Jahren nach Dortmund zog, nun seit zwei Jahren arbeitslos. Im Februar wurde er von der Caritas zu einer Info-Veranstaltung über Zusatzjobs eingeladen. "Dort wurde mehrmals erklärt, dass man, wenn man gut ist, gute Chancen auf eine Festanstellung hat", erinnert sich Harlaar.

"Voller Hoffnung" habe er daher die Stelle als Betreuungshelfer an der Urbanus-Grundschule in Huckarde angetreten. "Als Kinderkrankenpfleger wäre ich nämlich durchaus qualifiziert, um in diesem Bereich eine feste Stelle anzutreten." Es sind tatsächlich zwei Stellen frei geworden, das Betreuungsteam wie auch die Schulleitung hätten ihn gern genommen, so Harlaar. Doch dann erfuhr er: "Ich bekomme die Stelle nicht, weil ich keine Kirchensteuer zahle". Er sei zwar Mitglied einer evangelischen Freikirche, aber in den Niederlanden. Und in den Niederlanden gebe es keine Kirchensteuer. "Meiner Meinung nach hätte die Caritas von vornherein klarmachen müssen, an welche unchristlichen Bedingungen eine Festanstellung gebunden ist."

Das sieht Caritas-Abteilungsleiter Klaus Neumann - (Foto) ganz anders. Es sei kein Geheimnis, dass die Caritas ein Tendenzbetrieb sei, eine Einstellung daher an eine christliche Konfession gebunden sei. "Und derjenige muss Mitglied einer Kirche in Deutschland sein", so Neumann. Das werde bei den Info-Veranstaltungen deutlich gesagt. Auch wenn Herr Harlaan nicht den Job bei der Caritas bekommen, so habe er doch seine Einstiegschancen durch den Ein-Euro-Job verbessert. Vielleicht könne er z.B. in der Schulbetreuung der Arbeiterwohlfahrt tätig werden. Für Harlaan wäre das jedenfalls ein Traumjob. Als dreifacher Vater dürfte er dafür die besten Referenzen haben. - kiwi.

Quelle: RN vom 22. Juli 2005

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