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HSP: Kompromiss macht Hoffnung

Strahlende Sieger sehen anders aus. Und doch zeigte sich Gerd Pfisterer zufrieden. "Wir haben mehr erreicht, als mancher zu Beginn der Auseinandersetzung zu hoffen gewagt hat", sagte der Betriebsratsvorsitzende von Hoesch Spundwand und Profil (HSP). Die Katastrophe sei noch einmal abgewendet worden.

Da gestiegene Materialpreise die Kostenstruktur bei HSP aus dem Ruder laufen ließen, sollten 124 Mitarbeiter ihren Job verlieren (wir berichteten). Für die kampferprobte Belegschaft - 1999 hatte sie noch mit tagelangen Streiks einen Verkauf des Unternehmens an den zweitgrößten Stahlhersteller Arcelor verhindert - war das angekündigte Streichkonzert zur baldigen Gesundung des Unternehmens ein Schock, auch wenn klar war, dass der notwendige Sparkurs Arbeitsplätze kosten wird.

Am Mittwoch nun stieg nach wochenlangen festgefahrenen Verhandlungen weißer Rauch auf. Unternehmensleitung und Betriebsrat arbeiteten einen Sozialplan aus und vereinbarten einen Interessensausgleich. "Es ist ein Kompromiss, bei dem es keine Sieger und Verlierer gibt", betonte Geschäftsführer Georg Michels. "Niemand schreit Hurra."

Statt 124 wird HSP nun "nur" noch 43 Arbeitsplätze abbauen - und das nach Möglichkeit sozial-verträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Da sich bereits mehrere Beschäftigte entschieden haben, das Unternehmen freiwillig gegen Abfindung zu verlassen, geht es noch um den Abbau von 15 Stellen. Gleichwohl muss die Belegschaft für diese Vereinbarung Opfer bringen. Um möglichst viele Stellen im Werk zu erhalten, wurde ihre Arbeitszeit verkürzt - von 35 auf 32 Stunden die Woche. Folge: Ein Mitarbeiter hat nun 100 Euro netto weniger im Monat im Portemonnaie. Eine Sorge konnte die Geschäftsleitung den Mitarbeitern aber nicht nehmen. Wie es Ende 2007 weiter geht. Dann läuft die Vereinbarung aus. Sollte HSP bis dahin nicht schwarze Zahlen schreiben, so fürchtet der Betriebsrat, war der Abschluss "nicht mehr als eine Verschnaufpause - und sicher nicht die letzte Auseinandersetzung". - ar

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 07. Juni 2006
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