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Hilfe für Sucht-Zocker läuft an

Für das Sümmchen muss eine alte Frau verdammt lange stricken: 30.000 Euro. Mit diesen "nach alter Rechnung" 60.000 DM stehen pathologische Glücksspieler im Schnitt in der Kreide.

Apropos Durchschnitt: So um die 30 Jahre jung ist der typische Sucht-Zocker, männlich und zieht in der Regel zwei bis fünf Menschen aus seinem familiären Umfeld mit ins Elend. Behandlungsbedürftige Spieler vernichten ihr Geld zu fast 94 Prozent an Automaten. Zu gut 19 Prozent sind es Casinospiele, 12,4 % legale und illegale Karten- und Würfelspiele, 7,5 % Lottovarianten und 3,6 % Geldwetten. Auf mindestens 5.000 wird die Zahl derer geschätzt, die in Dortmund als süchtig gelten.

Ihnen winkt endlich Hilfe von Seiten der Suchtberatungsstelle des Dortmunder Caritasverbandes. Wie berichtet, erweitert die Beratungsstelle im Katholischen Centrum am Propsteihof ihre Sprechstunden und arbeitet dabei eng mit der eigenen Schuldnerberatungsstelle zusammen, denn: "Das große Problem von Suchtspielern ist ja, dass sie glauben, einen riesigen Gewinn landen zu können, mit dem sie ihre Schulden auf einen Schlag wieder los sind", gibt Jürgen Güttel zu bedenken. Der Psychologe weiß nur zu genau, dass an dieser Hoffnung alle Therapieversuche scheitern, solange die Schulden bestehen.

Deshalb gehöre, so Güttel, die Entschuldung genauso mit zur Therapie wie Einzelgespräche (auch mit Angehörigen) und eine therapeutisch angeleitete Gruppe, die im nächsten Jahr startet, sowie die Vermittlung in stationäre Therapieeinrichtungen. Die Vermittlung wird möglich, nachdem die Rentenversicherungs-Träger das neue Angebot als ambulante Therapieeinrichtung anerkannt haben. Der Antrag ist gestellt.

Lange hat der Caritasverband um sein Angebot für Sucht-Zocker kämpfen müssen. Schon Mitte der 90er Jahre wies er die Stadt Dortmund auf die Problematik hin. Endlich will die Stadt 70.000 Euro hierfür in den Haushalt 2006 einstellen, von denen ca. 10.000 Euro aus der Landeskasse fließen sollen. Aber schon 2007 ist die Finanzierung nicht mehr gesichert. Zum Vergleich: Aus Geldspielgeräten in Spielhallen und Gaststätten kassierte die Stadt 2001 über 4 Millionen Euro, weitere 11,7 Mio. Euro flossen aus dem Casino (2004). - bö

Ab 6. Dezember ist die Beratungsstelle im Propsteihof 10 dienstags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17.30 Uhr erreichbar, Tel. 1848-145

Quelle: RN vom 01. Dezember 2005

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