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Erwerbslose in Dortmund - die Zahlen von März 2006

Leerlauf statt Frühlingserwachen - In Dortmund stehen die Chancen für Arbeitslose nach wie vor schlecht, wieder einen Job zu finden. Die Zahlen bleiben brutal: Im März 2006 waren in der Westfalenmetropole 66 524 Arbeitssuchende gemeldet, davon sind 50 354 arbeitslos, 33 mehr als im Februar. Die Arbeitslosenquote blieb mit 18,2 % unverändert.

Besonders ältere Menschen, und da besonders die minder qualifizierten, sind schwer vermittelbar. Sie haben derzeit keine Möglichkeit, wieder in den Arbeitsprozess einzuscheren. In Dortmund gibt es 19 879 Menschen, die 50 Jahre und älter sind. Auch für Langzeitarbeitslose ohne passende Qualifikation gibt es immer weniger Chancen. Im März waren 28 736 Menschen ein Jahr oder länger arbeitslos.

Obwohl die Frühjahrsbelebung ausgeblieben ist, sieht Agenturchef Werner Schickentanz einen "Silberstreif am Horizont". Grund: Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in Dortmund 1959 Arbeitslose weniger. "Das ist ein gutes Zeichen - und ein deutlicher Hinweis auf eine Belebung der lokalen Konjunktur." Hoffnung macht auch das Stellenangebot. Den Arbeitslosen stehen 7353 unbesetzte Stellen zur Verfügung; gegenüber Februar ist das ein Plus von 996. Das Jobwunder dürfte aber nur von kurzer Dauer sein. Laut Schickentanz finden sich "unter den neuen Stellen auch 1000 zeitlich befristete WM-Jobs, die vielen Arbeitslosen die Chance eines Wiedereinstiegs in das Erwerbsleben bieten werden". Damit werde die konjunkturelle Wirkung schon jetzt für die Region fassbar." - ar

Schlechte Aussichten für den Nachwuchs

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Werner Schickentanz hat den Lehrstellenmangel in Dortmund zur Chefsache gemacht. Eindringlich appelliert er an die Betriebe, mehr Nachwuchs auszubilden - und an die Jugendlichen, nicht gar zu wählerisch zu sein.

"Stellen im Keller, Bewerberzahlen auf Rekordniveau, noch nie war es schlimmer", beschönigte der Chef der Agentur für Arbeit zur Halbzeit des Berufsberatungsjahres 2005/06 nichts.

Ende März gab es in Dortmund nur 1109 offene Ausbildungsplätze, aber 2612 Bewerber. "Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht weiter auseinander", stellte Werner Schickentanz (Foto) nüchtern fest. Rein rechnerisch gibt's für 100 Bewerber nur noch 59 (2005: 70) freie Plätze.

Für die aktuellen Schulabgänger erschwert wird die Suche nach einem Ausbildungsplatz laut Schickentanz auch durch eine "Bugwelle" von unversorgten jungen Menschen aus den vergangenen Jahren, die bislang die verschiedensten Warteschleifen gedreht haben. Deshalb liege das Durchschnittsalter aller Bewerber inzwischen auch bei 20 Jahren. Doch Schickentanz hat noch einen weiteren Grund für die Lehrstellenmisere ausgemacht. So dominierten in den Betrieben "häufig kurzfristige betriebswirtschaftliche Überlegungen das gesellschaftliche Engagement für die Ausbildung".

Der Agenturchef warnte eindringlich vor einem sich abzeichnenden Fachkräftemangel. "Wir laufen sehenden Auges gegen die Wand." Die Zahl der Schulabgänger werde schon bald zurückgehen. "Die Lücke werden wir nur schließen können, wenn die Unternehmen heute schon für morgen ausbilden." Deshalb müssten die Firmen in Dortmund trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage alle Ausbildungsreserven ausschöpfen, um weitere Lehrstellen zu schaffen.

Doch auch die Jugendlichen nimmt Schickentanz in die Pflicht. Bewerber müssten gerade jetzt am Ball bleiben und die vorhandenen Möglichkeiten prüfen - auch wenn der ursprüngliche Ausbildungswunsch sich nicht realisieren lässt. - ar

Quelle: RN vom 30. März 2006

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