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Einsame Menschen werden immer öfter lebensmüde

Rund 70 Menschen nehmen sich Jahr für Jahr in Dortmund das Leben. Experten gehen davon aus, dass auf einen Selbstmord zwischen 10 und 15 Versuche kommen.

"Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen nicht sterben wollen, sondern eine radikale Lösung für ihre Probleme suchen", sagt Johannes Ketteler. Damit Betroffene wissen, wo sie rechtzeitig Hilfe bekommen können, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den 10. September zum "Tag der Suizidprävention" gemacht. Aus diesem Anlass verteilen die Fachberatungsstellen im Land diesmal rund 85 000 Postkarten mit dem Aufdruck "Niemand bringt sich gerne um!". Auf der Rückseite finden Interessierte die Telefonnummern aller Einrichtungen.

In Dortmund veranstaltet das Krisenzentrum zusammen mit seinem Förderverein und der Telefonseelsorge zudem einen Informationsstand in der Innenstadt - am Samstag (9. 9.) informieren die Einrichtungen zwischen 10 und 16 Uhr an der Reinoldikirche über ihre Angebote. Darüber hinaus findet am Sonntag (10. 9., 10 Uhr) ein Gottesdienst zum Thema Suizidalität im Evangelischen Gemeindezentrum an der Aplerbecker-Mark-Straße 3 statt. Und am 20. September zeigt die ARD um 23.15 Uhr einen Film zum Thema, an dem auch Mitarbeiter des Krisenzentrums mitarbeiteten.

Über 800 Menschen haben 2005 die Hilfe der Hörder Beratungsstelle in Anspruch genommen, etwa die Hälfte waren lebensmüde. "Kurzschlusshandlungen sind eher selten", sagt Mitarbeiter Stephan Siebert, "in der Regel schleppen die Betroffenen die Tötungsabsichten lange mit sich herum. Genau da setzen unsere Angebote an."

Die Betroffenen - immer öfter sind das alte Menschen. "Sie leiden unter Einsamkeit, oft fehlt ihnen der beste Freund oder der Rückhalt der Familie", sagt Siebert. Den zweiten Schwerpunkt bilden Männer und Frauen zwischen 35 und 45 Jahren mit akuten Existenzsorgen. "Viele von ihnen sind arbeitslos. Oft haben sie schon seit Monaten kein Geld mehr bekommen." - weg

Träger des Krisenzentrums ist das Ev. Krankenhaus Bethanien. In der Anlaufstelle an der Wellinghofer Straße 21 arbeiten acht Mitarbeiter, die Hilfe Suchende montags bis freitags von 9 bis 17 und mittwochs von 9 bis 20 Uhr betreuen. Infos: Tel. 43 50 77.

>> www.krisenzentrum-dortmund.de

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 04.09.06

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