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Dortmund als heimliche Hauptstadt der Mini-Jobs

Dortmund ist die heimliche Hauptstadt der Mini-Jobs geworden. Eine Studie im Auftrag der Wirtschaftsförderung zeigt, dass Vollzeitstellen in bedrohlichem Ausmaß in geringfügige Beschäftigungen umgewandelt werden.

Die Zunahme der Teilzeitstellen ist in Dortmund doppelt so stark angestiegen wie im Landesdurchschnitt. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der Studie "Zukunft der Arbeit" der Sozialforschungsstelle. Demnach hat die Zahl der Mini-Jobs innerhalb von drei Jahren hier um 36,3 Prozent zugenommen.

Dass es von den 290 000 Stellen in Dortmund inzwischen 100 000 Arbeitsplätze gibt, die nicht sozialversicherungspflichtig sind, berichtet Wirtschaftsförderungs-Chef Udo Mager. Zu dieser Gruppe zählen auch Beamte und Selbstständige.

Aber: Schon 38 000 Menschen in Dortmund gehen keiner Vollzeitbeschäftigung mehr nach! Ein alarmierender Trend, wie OB Gerhard Langemeyer beim Neujahrsempfang befand. Was nütze eine sinkende Arbeitslosenquote, "wenn immer mehr Menschen sich von ihrer Arbeit nicht ernähren können?"

Die Sozialforschungsstelle (sfs) beleuchtete den Zeitraum von 2003 bis 2006. In dieser Periode sank die Vollzeitbeschäftigung um 4,6 Prozent, ein "massiver Rückgang" so die Studie, die den Dortmunder Trend stets mit der Landesentwicklung und der Stadt Essen vergleicht.

Gerade im Vergleich mit Essen zeigt sich, dass in Dortmund eine gefährliche Sonder-Entwicklung hin zu den Mini-Jobs passiert.

"Es ist dieser Anstieg der geringfügigen Beschäftigung in Dortmund, der den Beschäftigungsrückgang geringer als in Westdeutschland und NRW erscheinen" lässt, so die Studie. Mit anderen Worten: Die Arbeitslosenquote sinkt, wobei die Menschen aber nicht mehr von ihrem Job leben können.

Ein Beispiel berichtete DGB-Chef Eberhard Weber: So seien im Handel Vollzeitstellen vernichtet worden. In den Großlagern von Logistikunternehmen seien gleichzeitig geringfügige Beschäftigung und Leiharbeit entstanden. Hier seien Unsicherheit und Unterbezahlung beinahe an der Tagesordnung.

Einen anderen Bereich benennt die sfs-Studie: Die Gesundheitsbranche. Hier seien die knapp 1000 vernichteten Vollzeitstellen praktisch eins zu eins in Teilzeitjobs umgewandelt worden. Übrigens anders als in Essen: Dort entstanden mehr neue Vollzeitstellen im Bereich Medizin.

Der DGB-Vorsitzende hat die Schaffung "guter Arbeit" als Ziel formuliert. Nur so könne der alarmierende Trend zu prekären Arbeitsverhältnissen gestoppt werden.

Wirtschaftsförderer Mager hat es sich zur "Daueraufgabe" gemacht, mit den zahlreichen ansässigen Arbeitsforschern die Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse genau zu beobachten.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 24.01.08

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