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"Das hat mich gefuchst"

Das waren noch Zeiten... Bis vor drei Jahren bekamen die Pensionäre von VEW und RWE jede Menge Billigstrom. Doch plötzlich war Schluss. Der Stromriese kürzte die Vergünstigungen und lud sich damit einigen Unmut auf. Seit gestern regt sich sogar aktiver Widerstand.

Rolf Falout, 80 Jahre alt, macht den Anfang. Gemeinsam mit seiner Anwältin Sabine Hetterschmidt rief er als erster das Dortmunder Arbeitsgericht an, um die Kürzung der Billigstrom-Kontingente überprüfen zu lassen. Falout war 35 Jahre lang bei der Dortmunder VEW - zuletzt als Leiter der Öffentlichkeits-Abteilung.

Genau 20 Jahre später rückte der RWE-Konzern (als VEW-Nachfolger) seinem Strom-Deputat zu Leibe. Genauso wie allen anderen Pensionären natürlich auch. "Das hat uns natürlich gefuchst", sagte Falout gestern am Rande des Prozesses. Hatte er vorher noch 12 000 Kilowattstunden Tagstrom und unbegrenzten Nachtstrom zu einem Bruchteil des üblichen Preises erhalten, so war es von nun an nur noch die Hälfte.

Und das war sofort spürbar. Die Stromrechnung stieg um knapp 900 Euro pro Jahr. Doch um das Geld geht es dem ehemaligen VEW-Abteilungsleiter gar nicht mal. Als das Stromdeputat gekürzt worden ist, hat er das zunächst sogar akzeptiert. "Ich bin immer davon ausgegangen, dass alles, was mein Ex-Arbeitgeber macht, rechtens ist", sagte er gestern. "Doch in diesem Fall bin ich nicht mehr ganz überzeugt."

Der Sinneswandel kam nach den Klagen der Rentner der Vestischen Straßenbahnen in Recklinghausen, die sich vor Gericht erfolgreich gegen die Reduzierung ihrer Freifahrten gewehrt hatten.

Nun will Rolf Falout Gerechtigkeit. "Wir hatten die Zusage, dass wir als Gegenwert für unsere Arbeit Lohn und verbilligten Strom bekommen", erklärte er. So habe es in der Betriebsvereinbarung gestanden. Sollte der 80-Jährige Erfolg haben, könnte eine Lawine ins Rollen kommen. Am Rande des Prozesses war von mehreren tausend betroffenen Rentnern die Rede. Zunächst muss aber erst einmal geklärt werden, welcher Teil des RWE-Konzerns für VEW-Rentner Rolf Falout zuständig ist. - Jörn Hartwich

Quelle: RN vom 15. Mai 2006
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