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BBG-Oberstufe: Unterricht in der Kälte

KIRCHLINDE Ob der Unterricht bei eisigen Temperaturen unter freiem Himmel läuft oder im 30 Jahre alten maroden Pavillon, macht für die Oberstufenschüler des Bert-Brecht-Gymnasiums keinen Unterschied mehr: "Die Schmerzgrenze ist erreicht."

Oberstufenschülerin Karla sprach gestern aus, was ihre Mitschüler des Bert-Brecht-Gymnasiums äußerst öffentlichkeitswirksam demonstrierten: Für sie sei es nicht mehr zumutbar, in kalten und stinkenden Pavillonräumen zu lernen. Um dies deutlich zu machen, schleppten sie gestern Vormittag kurzerhand Tische und Stühle nach draußen und vollzogen das, was Schülersprecher Jan Sauer gegenüber den Ruhr Nachrichten mit "Schule am anderen Ort" bezeichnete.

Also boten Lehrer Unterricht an. So wie Nadine Beckmann. Sie gab Italienisch-Unterricht. Die Sprache aus den warmen südeuropäischen Gefilden, vermittelt im frostigen Kirchlinde - das weckte auch das Interesse bei vielen Journalisten von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen und auch bei denen, für die die Demonstration eigentlich gedacht war: Politikern. "Die Politik muss wach werden, weil unsere Forderung nur über die Politik zu verwirklichen ist", sagte Jan Sauer. Neubau des Pavillons in Modulbauweise oder Aufstockung des Neubaus, das steht auf dem Wunschzettel.

Schnupperprobe

Bezirks- und Ratsvertreter ließen sich von Schülern informieren, einige führte Jan Sauer durch die Pavillonräume: zur Schnupperprobe sozusagen. Und um sie herum inszenierten die Schüler ihren Protest auf dem Schulhof. Mit Trillerpfeifen und Trommeln kleideten sie ihre Kritik in Höllenlärm. Plakate machten deutlich, wie wütend sie über den Zustand des Pavillons sind. Beispiele? "Krebszelle" stand am Eingang des 30 Jahre alten Ersatzbaus. "Boykott, der Pavillon ist Schrott", "Nur der Schimmel fühlt sich wohl", "Mehr Bildung ohne Ratten" oder auch einfach nur "Es stinkt" war auf den Plakaten zu lesen. Teilweise hatte die Schülervertretung organisiert, dass die Schüler die Plakate hochhalten konnten. Teilweise hatten die Gymnasiasten auch zuhause gewerkelt.

An diesem Vormittag wurde die Einigkeit der Oberstufenschüler spürbar. "Bisher hat nie einer was gesagt, aber jetzt sind wir uns einig, dass wir die Öffentlichkeit wach machen müssen", sagte Yvonne, Schülerin des zwölften Jahrgangs. Rabea, die im nächsten Jahr ihr Abitur bauen möchte, machte aus ihrem Herzen ebenfalls keine Mördergrube: "Es ist kalt im Pavillon, ich kann mich nicht richtig konzentrieren, viele sind krank, es ist unzumutbar." Kurz: "Sich so aufs Abi vorbereiten zu müssen, ist nicht sehr schön."

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 23.11.07

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