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Aufruhr der Entbehrlichen

Es sind keine Habenichtse, die da auf die Straße gehen. Es sind Menschen, die den Absturz befürchten, Bergleute ohne Aussicht auf eine neue Beschäftigung. Keinesfalls wollen sie bei der Agentur für Arbeit landen, um nach einem Jahr von Hartz IV leben zu müssen.

Die Kumpel haben noch etwas zu verlieren: das monatliche Auskommen, die Ersparnisse, Status und Stolz. Weil der soziale Abstieg unvermeidbar scheint, äußerte sich ihr Protest gestern vor dem Werkstor von Deilmann-Haniel um so vernehmlicher.

"So eine machtvolle Demonstration mit über 250 Beschäftigten und Familienangehörigen haben wir hier schon lange nicht mehr gehabt", sagte Reviersteiger Dirk Kiefert, der mit Belegschaftsmitgliedern mobil gemacht hatte.

Anlass war das Ende einer Frist, in der sich 600 der noch rund 940 Beschäftigten entweder für eine betriebsbedingte Kündigung zum 30. September oder den Übergang in eine Transfergesellschaft entscheiden müssen. Diese soll am 1. Juli gegründet werden und die Bergleute ein halbes Jahr lang weiterbilden und auf andere Arbeitsplätze vermitteln.

Zukunftsangst vermischte sich mit Wut, Tränen und Verzweiflung. Viele fühlen sich ungerecht behandelt und um den Lohn ihres Lebens gebracht. Andere sehen sich um die Hoffnungen betrogen, die ihnen über Jahre vorgegaukelt wurden.

"Kein Kumpel fällt ins Bergfreie", versprachen die Politiker stets mit dem gängigen Schaum-Vokabular sozialpolitischer Begriffe und Schlagworte. Dass es im Steinkohlebergbau, trotz Subventionsabbaus, keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Die Wahrheit sieht anders aus. - Achim Roggendorf

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 26. Juni 2007

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