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Arbeitsplatz häufig nur befristet

Für 20 Prozent aller der Arbeitsagentur Dortmund im Bezirk im Juli gemeldeten 4505 freien Stellen boten die Unternehmen den Mitarbeitern in spe lediglich befristete Arbeitsverträge an. Eine Menge, die Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB-Bezirks Dortmund-Hellweg, mehr als bedenklich findet.

„Die Anzahl steigt dramatisch“, sagt Reiter, besonders kritikwürdig dabei sei, dass es sich dabei oft um junge Menschen handele, die über lange Zeit nie feste Arbeitsverhältnisse kennenlernten. „Alle rotieren, keiner kann Verantwortung übernehmen“, so die Gewerkschafterin. Berufliche Karrieren kämen nicht in Gang, vielmehr präge sich auf Dauer ein Gefühl der Unsicherheit ein. Betriebsrenten würden nicht aufgebaut, „die Leute sind immer mal wieder arbeitslos oder Hartz IV-Empfänger - da geht die Lebensplanung futsch“.

Nachteile für die Lebensplanung

Nicht, dass sie die Arbeitgeber nicht verstünde, die lieber befristet beschäftigten. In Situationen, wenn Mitarbeiter langwierig erkrankten oder Frauen in den Mutterschutz wechselten, sei das berechtigt. „Nur wenn es als Instrument genutzt wird, das unternehmerische Risiko auf den Einzelnen abzuwälzen, haben wir ein Problem damit.“

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, eine Forschungseinrichtung der Bundesregierung, hat bestätigt, dass „Arbeitnehmer an einer befristeten Beschäftigung kaum Interesse haben, da sie mit erheblichen Nachteilen für deren Lebensplanung verbunden ist“. Für die Arbeitgeber liege der Vorteil darin, dass befristete Verträge Entlassungskosten vermeiden könnten.

Sie erhöhten den Flexibilitätsspielraum, man könne sie auch als Verlängerung der Probezeit betrachten. Andererseits: Sie seien in wirtschaftlich guten Zeiten nicht selten ein Sprungbrett in unbefristete Beschäftigung.

Wirtschaftlich gute Zeiten sieht der Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes der Metallindustrie, Dr. Heinz-S. Thieler, zwar noch nicht, aber zumindest hätten sich Mitgliedsunternehmen wieder auf den Weg aus dem konjunkturellen Wellental gemacht.

Gleich bezahlt

Er bricht eine Lanze für die Zeitarbeitnehmer. In der Regel würden die Leute nicht anders bezahlt als die Festangestellten, andererseits könne man nicht sicher sein, ob die konjunkturelle Entwicklung anhalte. „Ob zum Beispiel China ein fordernder Markt bleibt, ist noch die Frage“, meint er. So lange aber könnten befristete Arbeitsverträge als Puffer wirken.

Quelle: Der Westen vom 24.08.10

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