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Am Ende der Ausbildung auf der Straße

Neue historische Höchststände bei den Arbeitslosenzahlen musste gestern der Direktor der Arbeitsagentur, Werner Schickentanz, mitteilen.

Im März überschritt die Zahl erstmals die Schwelle von 65 000, was nur zum Teil mit der Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe zusammenhängt.

Aktuell besonders alarmierend: Immer mehr Azubis werden nach der Ausbildung nicht übernommen und drohen in den Sog der Unbeschäftigung abzudriften. Mit 4500 jungen Menschen verzeichnete die Arbeitsagentur hier eine Zunahme um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jetzt sollen sehr kurzfristig Vermittlungsprojekte ergriffen werden, um diese jungen Menschen aufzufangen. Nicht zuletzt gehe es um einen volkswirtschaftlichen Schaden, wenn frisch ausgebildete Menschen auf der Straße landen, so Schicken-tanz.

Junge Menschen, die bei der Ausbildung aufs falsche Pferd gesetzt haben, soll in Einzelgesprächen aufgezeigt werden, wo es eventuell Bedarf gibt, erläutert Mitarbeiterin Petra Neu. So sei der Arbeitsmarkt in Holland aktuell wesentlich besser.

Die Arbeitslosenquote hat sich in Dortmund bei 18,1 Prozent eingependelt. "Eine Dimension, an die wir uns erst mal gewöhnen müssen", so Schickentanz. Das sei eine "gewaltige Zahl". Die 30 Leute, die im Juni im Vergleich zum Vormonat mehr beschäftigt waren, sind dagegen eine marginale Größe. "Das ist unbefriedigend", räumt der Arbeitsagentur-Chef ein. "Im Augenblick sind wir etwas ratlos."

Deutlich gestiegen ist auch die Arbeitslosigkeit älterer Menschen: 30 Prozent Zunahme bei den über 55-Jährigen. Das sei zum Teil auch auf statistische Gründe zurückzuführen. Schickentanz kündigte gestern an, dass auch diese Menschen durch neue Maßnahmen angesprochen werden sollen. Ihnen sollen dreijährige Arbeitsgelegenheiten angeboten werden, um eine Brücke in die Rente zu bauen. Das seien natürlich subventionierte Jobs; auf dem ersten Arbeitsmarkt gebe es für diese Klientel nichts mehr zu holen.

Einziger kleiner Hoffnungsschimmer, den Schickentanz in einer trüben Bilanz sehen konnte: "Bei den offenen Stellen hat sich mehr getan." Es seien von den Unternehmen 1000 offene Stellen mehr gemeldet worden, die auch besetzt werden konnten. "Alles in allem hat sich in den vergangenen sechs Monaten die erwartete unerfreuliche Entwicklung der Arbeitslosigkeit fortgesetzt", so Schickentanz. "Das Großprojekt Arbeitslosengeld 2 hat viele Kräfte gebunden, die nicht für Vermittlungsaktivitäten zur Verfügung stehen konnten." (GN)

Quelle: WR vom 30.06.2005

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