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Arbeiter-Strich birgt Konfliktpotenzial

Rückblick. 2007. Die EU-Grenzen für Bulgarien und Rumänien fallen. Zwei Jahre später herrscht in der Nordstadt großes Konfliktpotenzial - weil zu viele Zuwanderer nach Dortmund kommen.

1600 Zuwanderer waren es 2007. Mittlerweile sind es schon über 2000 pro Jahr, die zumindest vorübergehend in der Nordstadt - bevorzugt an der Schleswiger Straße/Ecke Mallinckrodtstraße - nach Arbeit suchen. Und das sind nur die offiziell angemeldeten. "Dieses neue Phänomen bedeutet ein großes Konfliktpotenzial für das Zusammenleben im Stadtteil", sagt Christoph Gehrmann.

Der Leiter der Caritas hält die Entwicklung sogar für das größte Problem für seine Einrichtung. Der Grund: "Hier stoßen wir mit den Ansätzen der Integrationsarbeit an Grenzen und können allenfalls zu einem friedlichen Miteinander in der Stadt beitragen."

Ganz legal in der Nordstadt

Mit der EU-Erweiterung halten sich Bulgaren und Rumänen ganz legal in der Nordstadt auf. Gehrmann: "Sie können ein Gewerbe anmelden, dürfen dem Staat nur nicht auf der Tasche liegen." Die bemühte Ordnungsmacht könne da nicht viel tun, zumal es sich nicht um eine homogene Gruppe handele.

Manche blieben nur ein paar Wochen oder Monate, andere hätten bereits Häuser gekauft: "An wen die die Wohnungen vermieten und wer sich in den Häusern aufhält, wissen wir nicht", so der Caritas-Fachberater. Nordstadtbewohner, vor allem Kinder, jedenfalls fühlen sich unwohl mit dem "Phänomen".

Ein Großteil der Bulgaren gehört einer türkisch-ethnischen Minderheit an. Der Caritas-Fachdienst für Integration und Migration hat deshalb eine türkische Honorarkraft eingestellt, die versucht ein paar Kontakte zu knüpfen, z.B. im Cafe Istanbul an der Mallinckrodtstraße.

Mehr Sensibilität füreinander

Ziel sei, so Gehrmann, "ein bisschen Sensibilität füreinander zu bekommen." Der Wunsch der Zuwanderer, hier ein besseres Leben als in der Heimat zu führen, sei menschlich völlig verständlich. Selbst mit dem, was sie hier erbettelten, gehe es ihnen besser als z.B. in Rumänien. Gehrmann: "Sie bedrohen keinen, werden aber erst mal als bedrohlich empfunden."

Keine Stadt allein, meint Gehrmann, könne dieses Problem lösen. "Wir müssen vor Ort eine Politik ausbaden, die in Europa gemacht worden ist." - zumindest solange die sozialen Unterschiede in der EU so groß sind.

Quelle: RN vom 26.05.09

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