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Umzugsaufforderung ein Versehen

"Alg II-Empfänger: Niemand muss bisher umziehen" titelten die Ruhr Nachrichten in der letzten Woche. "Stimmt nicht", sagt Barbara Pohl.

Die 49-Jährige aus Marten hat die Aufforderung vom JobCenter ARGE, sich eine preiswertere Wohnung zu suchen, schwarz auf weiß. Datum: 6. April. Sozialamtsleiter Peter Bartow hatte hingegen vergangene Woche gegenüber den RN zugesagt, dass in diesem Jahr kein Alg II-Bezieher aufgefordert werde, sich eine preiswertere Wohnung zu suchen und dass auch im nächsten Jahr nur in Einzelfällen mit Umzügen zu rechnen sei.

Doch die gelernte Textilfachverkäuferin ist offensichtlich durchs Raster gefallen. Was sie überhaupt nicht versteht: "Ich bin erst vor zwei Jahren aus meiner damaligen 98 qm Wohnung in diese Wohnung umgezogen, als ich ergänzende Sozialhilfe bezogen habe. Und die jetzige Wohnung wurde damals vom Sozialamt genehmigt". Jetzt sollen die 52 qm, die 330 Euro inklusive Heizung kosten, plötzlich zu teuer sein. 276,75 Euro ist die ARGE aufgrund der aktuellen Mietpreissituation in Dortmund bereit zu übernehmen. Pohl wird in dem Schreiben aufgefordert, "bis zum 31.7.2005 nach Möglichkeiten zur Verringerung der monatlichen Mietkosten zu suchen. Dabei kommt insbesondere ein Umzug in eine günstigere Wohnung in Betracht", so die klare Ansage.

Die kann Pohl getrost vergessen, nachdem gestern die Ruhr Nachrichten bei Sozialamtsleiter Peter Bartow nachhakten. "Wir nehmen das Schreiben mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Aber bei den tausenden von Fällen kann das mal vorkommen", so Bartow. Der entsprechenden Kollegin sei offenbar die Anweisung, keine Umzüge anzuordnen, durchgegangen. Sollten weitere Alg II-Bezieher ähnliche Schreiben erhalten haben, seien diese "gegenstandslos".

Barbara Pohl wurde gestern bereits telefonisch die freudige Mitteilung gemacht. "Ich war so überrascht, ich konnte erst gar nichts sagen", war sie erleichtert. Ihr Glück wäre perfekt, wenn es auch noch mit einem Job klappen würde. Immerhin hat sie früher sogar einige kleine Filialen geleitet. "Bis Mitte 30 hatte ich kein Problem, einen Arbeitsplatz zu finden", so ihre Erfahrung. Jetzt, mit fast 50, werde sie noch nicht einmal mehr zu Bewerbungsgesprächen eingeladen. "Ich bin zu alt und damit zu teuer." Dabei würde Pohl sogar Abstriche beim Gehalt hinnehmen, alles besser, "als immer nur Zuhause zu sitzen." Auch wenn es liebevoll eingerichtete 52 qm sind. - Bettina Kiwitt

Quelle: Ruhr-Nachrichten vom 09. Mai 2005

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