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Wenn die Spende eingespart wird

Die aktuellen Halbjahres-Bilanzen der Dortmunder Institutionen sind höchst alarmierend: Um bis zu 33 Prozent sank das Spendeaufkommen im Vergleich zum Vorjahr.

Wenn der Gürtel wie in Zeiten der Wirtschaftskrise enger geschnallt werden muss, wird überall gespart: am Urlaub, an der Kleidung - und eben auch an Spenden. Für Organisationen, die auf private Geldgeber angewiesen sind, ist dies ein folgenschwerer Trend. Bereits die aktuellen Halbjahres-Bilanzen der Dortmunder Institutionen sind höchst alarmierend: Um bis zu 33 Prozent sank das Spendeaufkommen im Vergleich zum Vorjahr.

Sandra Adler-Koch, Geschäftsführerin des Kinderschutz-Zentrums, ist eine derer, die die Bedrohung offen anspricht. Etwa 166 000 Euro hätten bis Ende Juni gesammelt werden müssen; es fehlten fast 20 000 Euro. „So ist unser Angebot nicht zu finanzieren, zumal wir - abgesehen von einer festgelegten 10-prozentigen Unterstützung des Landes - keine weitere Quelle neben der freiwilligen Spenden haben. Wenn es so weiter geht, müssen wir notgedrungen eine halbe Stelle streichen”, sagt sie. Das wiederum geht zu Lasten der auf Gewalt an Kindern spezialisierte Beratungsstelle, die in diesem Jahr einen Zuwachs von 30 Prozent an Hilfesuchenden verzeichnet. Adler-Koch: „Jedoch bringt die beste Ausstattung nichts, wenn sie keine Therapeutin bedient.”

Andere Einrichtungen spüren die Misere ebenso intensiv. Der Kinderschutzbund unserer Stadt beklagt auch deutliche Spendenrückgänge. „So gravierend wie noch nie”, betont Elisabeth Knirr. Mit Zahlen hält man sich jedoch bedeckt. Anders die Tafel: Knapp 15 Prozent sei die Spendenbereitschaft im ersten Halbjahr gesunken; das ist ein Minus von etwa 5000 Euro. Bei Tafel-Kassierer Gerd Kister hält sich der Schock in Grenzen: „Es hat sich nicht so drastisch verändert, wie wir befürchtet haben.” Vielmehr Sorgen bereite der Rückgang der gespendeten Lebensmittel, so Kister weiter. Aber: „Die meisten Spenden kommen um Weihnachten herum. Erst dann kann man eine genaue Bilanz ziehen”, erklärt Vorsitzender Rüdiger Teepe.

Die größten Einbußen hat indes die Mitternachtsmission e. V. zu verzeichnen. Wie die Beratungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel mitteilte, nahm sie bis Juli 25 000 Euro weniger ein als im Vorjahr. Bei einem nötigen Spendeneingang von 150 000 Euro ist das ein Minus von circa 33 Prozent. „Die Arbeit wird mehr, die Spenden weniger. Das ist eine sehr bedenkliche Situation”, heißt es seitens der Mission, deren Leiterin Jutta Geißler-Hehlke nicht zu sprechen war.

Aktuell führt die Mission neun Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Wie lange noch, ist fraglich.

Quelle: WR vom 07.08.09

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