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Vernetzung gegen die extreme Rechte

Die Aufklärung über die neuen Strategien der extremen Rechte, die Vernetzung der antifaschistischen Gruppen in Dortmund und die Ausarbeitung gemeinsamer Strategien und Aktionen standen im Mittelpunkt des ersten Antifa-Jugendkongresses, der am Wochenende ...

... im Henßler-Haus stattfand. Jugendring, Arbeitsstelle Jugend und Demokratie und Bündnis Dortmund gegen Rechts hatten dazu eingeladen. Den Auftakt bildete am Freitag eine Vortragsveranstaltung mit Alexander Häusler von der Arbeitsstelle Neonazismus von der FH Düsseldorf, zu der über 80 Zuhörer kamen. Er stellte beispielsweise die neue Strategie der NPD vor: Weg vom ewig Gestrigen dahin, die soziale Frage von Rechts zu besetzen.

Sozialdemagogische Unterstützung

Sie böten sozialdemagogisch Unterstützung für Leute, die sich von Staat und Gesellschaft allein gelassen fühlten. Sie setzten auf eine Vier-Säulen-Strategie: Der Kampf um die Straße (Präsenz), die Köpfe (Themen), die Parlamente (Mandate und damit finanzielle Mittel) und den organisierten Willen. Sie instrumentalisierten dabei auch das angstbesetzte Thema Islamismus: "Ein ideales Einsatztor, das politischen Sprengstoff birgt", so Häusler.

Das Besondere: Vor Ort arbeite die Partei Hand in Hand mit den so genannten "freien Kameradschaften" der Neonazis. Gerade in Dortmund sind diese stark organisiert: Nicht nur die alten Kader um die selbst international bekannte rechte Galionsfigur Siegfried "SS-Siggi" Borchardt. Vor allem der Nachwuchs um Dennis Giemsch, der beispielsweise die letzten Aufmärsche angemeldet und auch in der vergangenen Woche für die Flugblattverteilaktionen vor dem Schulzentrum Hombruch und anderen Schulen, darunter wohl auch das Käthe-Kollwitz- und Max-Planck-Gymnasium sowie die Heinrich-Böll- und Gesamtschule Gartenstadt, verantwortlich war.

Aktivisten wie Giemsch stünden exemplarisch für den neuen Typus der Neonazis: So genannte "Autonome Nationalisten": Ohne Glatze und Springerstiefel, dafür mit alternativen - eher links alternativ anmutendem Outfit, modern und jugendlich auftretend, mit ansprechend gestalteten Flugblättern und Internetseiten. Auf denen wird allerdings der alte Ungeist transportiert, wie alle Referenten deutlich machten. Das Besondere: Die Kameradschaften leugnen nicht einmal mehr, für die Verwirklichung des "Nationalen Sozialismus" zu kämpfen und bezeichnen sich selbst als Neonazis. Da belegte auch das letzte Flugblatt: "Ihr habt doch sicher schon mal von so genannten Neonazis gehört. Ihr haltet ein Flugblatt von ihnen in der Hand#1#20"

Die Strukturen der heimischen Neonazi-Szene und deren Lifestyle und Dresscodes standen im Mittelpunkt des Interesses der Kongress-Teilnehmer. Anschließend setzten sie gemeinsam Schwerpunkte zur zukünftigen Arbeit: Sie beschäftigten sich in Arbeitsgruppen mit alternativen Aktionsformen gegen Rechtsextremismus, zeitgemäßer und aktivierender Erinnerungsarbeit ("Vom Gedenken zum Handeln") und praktischem Eintreten gegen Rassismus im Alltag. Außerdem sammelten sie Forderungen an Politik, Verwaltung und Polizei. Der Sonderbeauftragte des OB, Hartmut Anders-Hoepgen, hatte die Veranstaltung eröffnet.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 25.02.08

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