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Nur geduldet

Sie sind jung, motiviert und haben eine Menge Qualifikationen. Doch sie sind nur geduldet, drei Monate, vielleicht drei weitere. Kaum Perspektiven für die rund 300 jugendlichen Asylbewerber in der Stadt.

Das Modellprojekt "Perspektivenwerkstatt" (geführt vom Verein Stadtteil-Schule und der Gesellschaft EWEDO) versucht seit einem Jahr, rund 20 jungen Ausländern eine berufliche Chance zu geben. "Viele haben große Potenziale und sind sehr fleißig - sie wissen, das es hier um ihre Zukunft geht", sagt Projektleiter Ümit Kosan (42).

In speziellen Kursen haben Trainer versucht, mit den Jugendlichen ihre Stärken herauszuarbeiten und beruflich zu kanalisieren. Anschließend stand u.a. das Benehmen im Betrieb und der richtige Umgang mit Kunden auf dem Stundenplan.

Arbeit gefunden

"Inzwischen hat ein Teilnehmer eine feste Arbeitsstelle bekommen, ein anderer hat eine Ausbildung begonnen", berichtet Betreuer Suat Yilmaz (31). Für die Verantwortlichen schon ein großer Erfolg - denn kaum Arbeitgeber sind bereit, sich auf Arbeitnehmer einzustellen, die möglicherweise schon in wenigen Wochen abgeschoben werden. "Zumal wir uns rechtlich auf einem dünnen Pfad bewegen - Menschen mit einem Duldungsstatus bekommen in der Regel keine Arbeitserlaubnis", erläutert Ümit Kosan.

Das Projekt endet im Februar, händeringend versuchen die Organisatoren jetzt, bei der Wirtschaftsförderung eine Anschlussmaßnahme zu beantragen. "Wir können den jungen Leuten dann nicht einfach 'Auf Wiedersehen' sagen - viele sind ganz alleine hier im Land." Was den Sozialwissenschaftler besonders ärgert: "Die Jungs sind hochmotiviert, viele sprechen drei, vier Sprachen. Sie haben große interkulturelle Kompetenzen, haben die Ernsthaftigkeit des Lebens schon begriffen. Aber niemand bekennt sich zu ihnen."

Einer von ihnen ist Paulo Kananito. Der 20-Jährige hat einen Bürgerkrieg in Angola miterlebt, sah, wie Rebellen seine Eltern töteten. "Ein katholischer Dorfpriester brachte mich mit 16 Jahren nach Deutschland", erzählt er. Hier besuchte er Haupt- und Berufsschule, gerade absolviert er ein Praktikum in einem Lebensmittelgeschäft.

Einmal Krieg reicht

Manchmal singt er kostenlos mit seiner Hip-Hop-Band "Real G's" auf Straßenfesten. Am liebsten würde er sich irgendwann einmal selbstständig machen. "Aber ich nehme auch andere Arbeit auf - vor allem will ich hier bleiben. Ich habe den Krieg einmal erlebt, das reicht. Ich wüsste gar nicht, wo ich in Angola schlafen sollte." - weg

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 14. November 2006
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