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Mütter nach Geburt öfter überfordert

Immer häufiger sind junge Mütter mit der Geburt eines Kindes völlig überfordert. Sie wissen keinen Namen für das Kind, haben keine Erstausstattung für das Kleine, ja, wissen manchmal nicht 'mal, wohin nach der Entbindung mit dem Familienzuwachs. Krankenschwestern am Johannes-Hospital lassen sich jetzt dankbar in das städtische Hilfsprojekt „Starthilfe” einbinden.

„Nach drei Tagen hatten wir die erste Patientin”, berichtet die Leiterin der Station Geburtshilfe, Sabine Peters. Sie habe mittlerweile „ein geschultes Auge für Problemfälle”. Wenn selbst die Mutter schon keine Garderobe zum Wechseln habe, fragt Sabine Peters jetzt schon mal gezielt nach: „Haben Sie überhaupt Sachen für Ihr Kind?” Antwort: „Nein.”

Die junge Mutter werde dann in das neue Programm „Starthilfe” eingeschleust. Ein Angebot, das vor allem auf Unterstützung ausgelegt ist, wie die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Annette Düsterhaus, betont.

Die Hilfen würden in aller Regel auch dankbar angenommen. „Frauen äußern sich im Kreißsaal, wenn sie von uns angesprochen werden”, beobachtet Sabine Peters. Kein Wunder bei zum Teil desolaten Verhältnissen. „Ich bin vor zwei Wochen bei meinem Freund 'rausgeflogen”, bekommen die Schwestern im Johannes-Hospital zu hören.

Ein Zurück gebe es nicht. Eine Familie, die helfend zur Seite stehe, auch nicht. Ein klarer Fall für die „Starthilfe”.

„Wir zeigen Angebote von Secondhand-Läden auf”, berichtet Düsterhaus. Beratung zu Ernährung und Impfung sind weitere Angebote. Es sei gut, dass diese Hilfen nun organisiert würden.

»Hebamme Agnes zur Nachsorge zu Hause vorbeigeschickt«

Das bestätigt die Stationsleiterin: „Bislang hatten wir ein bisschen Scheu, offensichtliche Problemfälle anzusprechen.” In krassen Fällen sei „Hebamme Agnes zur Nachsorge vorbeigeschickt” worden, um nach dem Rechten zu sehen. Sie ist jetzt pensioniert.

Deshalb ist auch Chefarzt Dr. Georg Kunz dankbar, dass nun eine Lücke gefüllt werde. Eine Lücke, die es am Klinikum schon länger nicht mehr gibt. Dort wurden schon 30 junge Mütter an die Hilfen des Jugendamtes weiterverwiesen. Amtsleiter Ulrich Bösebeck: „Das kann von einem einzigen Termin bis zur Langzeitbetreuung gehen.” Er habe ausgebildete Fachkräfte, die den jungen Müttern, die überwiegend aus „bildungsfernen Schichten” kämen, helfend zur Seite zu stehen.

Nur in letzter Konsequenz müsse eine Inobhutnahme des Kindes in Betracht gezogen werden. Das betraf am Klinikum acht Säuglinge.

 

Quelle: WR vom 13.05.09

 

 

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