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Hilfe in Krisenzeiten

Hörde. Sie wollen Ruhe haben. Wollen, dass das Problem endlich aufhört, damit sie es nicht mehr aushalten müssen: Ohne Perspektive, ohne Halt scheint für manche Menschen an diesem Punkt der Suizid, die Selbsttötung, der einzige Ausweg

Eine tiefe Krise, in der nun seit 30 Jahren das Krisenzentrum Dortmund Halt gibt - schnell, kostenlos und anonym Denn "niemand bringt sich gerne um!" - so der Slogan der Suizidprävention. Circa 150 Selbsttötungen und das Zehnfache an Versuchen wurden 1978 in Dortmund vermeldet. Das ev. Krankenhaus Bethanien hatte damals nichts, um Menschen in ihrer tiefsten Lebenskrise, nach einem Suizidversuch, "angemessen zu begegnen", erzählt Zentrums-Leiter Johannes Ketteler von den Anfängen. Grund genug, präventiv dagegen anzugehen. Im Oktober 1978 startete das "Krisen- und Kontaktzentrum" an der Hörder Virchowstraße. Mit damals sieben Fachkräften und einer kleinen Belegstation im Krankenhaus, das die Trägerschaft übernahm, wurde gearbeitet. Die enge Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, Ärzten, anderen Beratungsstellen und der Polizei baute sich weiter aus. Den Großteil der Kosten stemmen das Land und die Kommune, den Rest steuert der Träger bei.

Seit dieser Zeit habe sich die Zahl der Suizidtoten zwar stark verringert, so Ketteler, der Andrang von Hilfesuchenden aber erhöht. "Wir haben heute das Vierfache an Anfragen, aber mit fünf Teilzeitkräften zu wenig Personal", sieht Ketteler ein großes Problem. "Suizidprävention ist immer noch unser Schwerpunkt", berichtet Diplom-Psychologe Stephan Siebert, stellv. Leiter des Krisenzentrums. "Aber die Aufgaben haben sich erweitert": Die persönlichen Umstände des einzelnen Menschen seien schwieriger geworden: Neben Beziehungskrisen und Krisen aus traumatischen Ereignissen, verursachten immer mehr Konfliktsituationen am Arbeitsplatz die persönlichen Nöte. Hinzu steige der Alterssuizid (ab 65 Jahren) rapide an. Daher ist und bleibt ein Ziel des Krisenzentrums Dortmund die Aufklärungarbeit - damit Menschen in der Krise kein Ende, sondern eine Perspektive für ihr Leben sehen.

Quelle: WR vom 21.10.08

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